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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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in der Grotte stellen, sonst wären sie wohl entkommen.«
    »Dann war sein Tod wenigstens nicht umsonst«, seufzte Jessica. »Wenn eine der Wachen Alarm geschlagen hätte, wären wir jetzt vielleicht alle tot.« Sie sah sich um und hob einige Gesteinsbrocken auf. »Lasst uns schnell ein Steingrab für ihn errichten«, forderte sie. »Wir müssen weiter.«
    Tristan half dabei, Steine zusammen zu tragen, doch jedes Mal, wenn er sie bei Simiurs Leichnam ablegte, regte sich wieder sein schlechtes Gewissen. Was, wenn er sofort die große Schockwelle beschworen hätte? Würde Simiur dann vielleicht noch leben? Auf diese Frage würde er wohl nie eine Antwort erhalten.

 
     
     
    13
     
     
    ALS SIMIURS LEICHNAM VOLLSTÄNDIG VON STEINEN BEDECKT WAR, verharrten sie kurz mit gesenkten Köpfen, dann setzten sie eilig ihren Weg fort. Jessica schickte Rani voran, die sich auch ohne Licht zurechtfand und so die Gänge vor ihnen ausspähen konnte, ohne dass die Leuchtkugel sie verriet. An Kreuzungen wartete die Gnomin immer wieder auf sie.
    Es behagte Tristan gar nicht, wie oft sie abbogen. Ohne Rani würde keiner von ihnen den Weg zurückfinden, denn was nutzte die Karte, die Jessica mittlerweile an sich genommen hatte, ohne echte Orientierungspunkte? Sie waren nun schon ein ganzes Stück in die Tiefe vorgedrungen, und hier waren alle Tunnel noch in dem Zustand, in dem die Gnome sie verlassen hatten – mehr oder weniger zumindest. Die vielen Verzierungen an den Wänden sagten Tristan nichts und so konnte er sie sich auch nicht als Wegmarkierungen merken. Zu diesem mulmigen Gefühl der Orientierungslosigkeit gesellten sich Enge, der Verlust jeden Zeitgefühls und die Kälte, die durch die allgegenwärtige Feuchtigkeit noch verstärkt wurde. Folglich war die Stimmung in der Gruppe miserabel, es wurde kaum gesprochen, jeder marschierte nur vor sich hin.
    Kurz hatte Tristan sich bei Tiana nach ihrer Verletzung erkundigt, aber sie hatte nur abgewunken und erklärt, Jessica habe sie geheilt und es ginge ihr gut. Darüber hinaus war selbst sie wortkarg. Einzig Rani schien aufzublühen und bester Laune.
    Nach einer Ewigkeit, die sie durch die Gänge marschiert waren, ohne weiteren Wachen zu begegnen, ließ Jessica in einer Halle anhalten. Es war eine unterirdische Kaverne, die zum größten Teil von einem See bedeckt war, der von der Decke gespeist wurde. Pausenlos tropfte Wasser herab und das Geräusch der eintauchenden Tropfen erfüllte die ganze Halle. Ihr Weg führte sie eng am Ufer des Sees entlang, wo ein nur zwei bis drei Meter breiter Teil der Höhle nicht unter Wasser stand. An einer Stelle ragte aber ein höher gelegenes Plateau in den See und an dessen Fuß schlugen sie ihr Lager auf. Jessica versammelte alle um sich und faltete die Karte auseinander. »Wo sind wir, Rani?«
    Ohne zu zögern deutete die Gnomin auf eine eingezeichnete Höhle. »Turis-sad«, murmelte sie ehrfürchtig.
    Jessica blickte überrascht auf. »Die Höhle der tausend Lichter? Davon habe ich gehört.« Alle sahen sich um. Außerhalb des schmalen Lichtscheins ihrer Kugel war es finster, die Größe der Wasserfläche ließ sich durch entfernte Reflexionen nur erahnen. Woher die Höhle ihren Namen hatte, war jedenfalls nicht zu erkennen.
    »Früher Lichter hier«, erklärte Rani. »Mehr Licht.« Sie deutete auf die Kugel.
    Jessica blickte skeptisch, zuckte dann aber die Achseln und zog einige Fackeln aus dem Rucksack von Katmar. »Die brauchen wir sowieso für die Rast, wir sollten unsere Kräfte schonen und nicht so viel für Leuchtkugeln verbrauchen.« Sie entzündete eine Fackel mit einem schwachen Feuerzauber, dann eine weitere an der brennenden und reichte so nacheinander jedem eine.
    Gemeinsam traten sie dann auf die Landzunge und Jessica ließ gleichzeitig ihre Leuchtkugel heller strahlen und sandte sie nach oben und auf den See hinaus. Selbst das reichte nicht aus, um die riesige Kaverne komplett ausleuchten – wohl aber, um erahnen zu lassen, woher sie ihren Namen hatte. Denn das Licht der Kugel wurde von den Wänden glitzernd reflektiert, in einem Potpourri aus Farben, dass es für die Augen ein Fest war. Verstärkt wurde der Eindruck noch durch die Spiegelung des Ganzen auf der Wasseroberfläche.
    Staunend standen sie da und starrten das Spektakel an. Gerade nach der Düsternis der Tunnel wirkte das helle Spiel der Reflexionen umso beeindruckender. Sie genossen den Anblick eine Weile, dann ließ Jessica ihre Kugel unvermittelt erlöschen und

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