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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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auch dafür gesorgt, dass ich zum Haus der Paladine kam, als ich alt genug war. Er wollte es wohl wieder gut machen, dass er sich so wenig um seine Tochter gekümmert hatte.
    Aber er hat immer viel von dir und deiner Schwester erzählt und gehofft, dass ihr eines Tages einmal herkommen würdet. Rede mit ihm darüber, es ist nicht so …«
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ alle Gespräche jäh verstummen. Jeder hielt den Atem an. Ein Oger würde wohl kaum angeklopft haben, ehe er hereinkam. War das eine Warnung der Gnome gewesen, dass die Oger nahten?
    Darius humpelte zurück zu dem Platz, wo er angekettet gewesen war, während Jessica die anderen zu sich winkte. Sie drängten sich neben das Tor an die Mauer. Wieder das Klopfen, dringlicher diesmal. »Denkt an die Armbrüste«, zischte Jessica. »Wenn sie welche davon dabei haben, greift die zuerst an.«
    Sie hörten ein ratterndes Geräusch und das Stahltor quietschte. Jessica ließ ihre Leuchtkugel verlöschen. Alle verharrten still, während das Tor langsam aufschwang und der Schein von Fackelfeuer einen breiter werdenden Balken in die Dunkelheit schnitt.
    Zwei Oger stampften mit Fackeln herein und liefen zielstrebig zur gegenüberliegenden Wand, wo sie gleich unweigerlich den Toten auf dem Boden und nicht mehr an der Wand angekettet sehen würden.
    Jessica feuerte wieder den Versteinerungszauber ab, Tristan wählte den Lähmzauber, um seine Kräfte zu schonen. Die Brüder sprangen vor, um durch das offene Tor vorzustoßen. Martin folgte, während die Mädchen sie mit einem Schildzauber schützten. Jessica schnappte sich die Fackel des gelähmten Ogers und zusammen mit Darius und Tristan drängte sie durch das Tor.
    Doch sie wurden erwartet. Zwei Dutzend Oger standen bereit, sie hatten einen Halbkreis um das Tor gebildet. Zwar trug keiner eine der Armbrüste, die sie erwartet hatten, aber es waren so oder so zu viele. Konnten sie durchbrechen? Und wo war Rani? Kein Gnom war zu sehen. Aber wer hatte dann geklopft?
    Statt dessen trat ein junger Mann in einer schwarzen Kutte in den Halbkreis, kaum älter als Tristan. Er trug ein höhnisches Grinsen zur Schau. »Sieh an, Darius, es ist doch noch jemand gekommen, dich und Henry zu befreien.« Er hob gespielt die Brauen. »Wo ist der gute Henry denn? Habe ich meine Fragen gestern etwas zu hartnäckig vorgebracht? Ach wie schade.« Er lachte.
    Jessica trat drohend auf ihn zu und der Mann ging einen Schritt rückwärts. Dabei holte er etwas aus dem Innern seiner Kutte. Jessica blieb wie angewurzelt stehen. Der Mann hielt eine Armbrust in der Hand. Dort wo sonst der Bolzen aufgelegt wurde, war ein schmaler Kasten montiert, der vorne eine Vielzahl von Löchern aufwies.
    »Darius hat euch schon von der Erfindung meines Vaters berichtet, wie ich sehe. Uns fehlt immer noch ein passender Name für unser Gift, das aus Halbgöttern ganz normale, schläfrige Menschen macht. Habt ihr vielleicht einen Vorschlag, junge Frau?« Er legte fragend den Kopf schief und grinste. Plötzlich schlug er in gespielter Bestürzung die freie Hand vor den Mund. »Du meine Güte. Wo habe ich nur meine Manieren? Drei hübsche Damen und ich rede so daher, ganz ohne mich vorzustellen. Gestatten, ich bin Anubis, jüngster Sohn des Mardra. Ich darf wohl nicht eure Hand küssen, gnädige Frau?« Er lachte wieder.
    Da niemand antwortete, äffte er selbst eine Frauenstimme nach. »Oh, welch außergewöhnlicher Name.«
    »Ja, gnädige Frau«, fuhr er mit seiner normalen Stimme fort. »Mein werter Vater hat vorhergesehen was meine Bestimmung und die meiner Geschwister sein würde, und uns nach den Totengöttern seiner Welt benannt. Denn für sie«, er deutete mit einer ausholenden Bewegung auf die Oger, die unschlüssig herumstanden, »bin ich ein Totengott.« Er feixte wieder bösartig, wurde dann aber schlagartig ernst. »Genug jetzt. Ich denke, es ist Zeit, dass ihr unser Gift zu schmecken bekommt und dann werdet ihr im Verlies verrotten. Obwohl …« Er sah an Jessica vorbei, auf Tiana und Vinjala. »Um die beiden Mädchen wäre es schade, zumal meine Brüder und ich so einsam …«
    Ein Oger brach plötzlich röchelnd zusammen, ohne dass jemand eine Bewegung gesehen hätte. Die anderen Oger sahen sich nervös um, zischend verlosch eine der Fackeln an der Wand, dann noch eine und noch eine, es wurde zusehends dunkel in der Halle.
    »Was ist da los?« Anubis ließ die Armbrust sinken und drängte sich zwischen den Ogern hindurch. Ein weiterer Oger

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