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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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erhobenem Schwert sprang er vor, um seinem Bruder zu helfen. Der hing kurz vor dem Unbekannten in der Luft. Tristan konnte nicht sehen, wodurch Ilgar gehalten wurde, aber sein Körper zappelte wie verrückt und Blut tropfte zu Boden.
    Das Gesicht der Gestalt war nun zu erkennen und es bestand kein Zweifel mehr, dass es Claude war – aber nur sein toter Körper, der im Gesicht bereits zu verwesen begonnen hatte.
    Katmar stürmte auf ihn ein, das Schwert erhoben, doch als er zuschlug, prallte die Waffe ab. Der Leichnam war von einem Schild umgeben – wie war das möglich? Bum-Bum-Bum . Die Oger kamen immer näher.
    Ilgars Leib landete achtlos fallen gelassen auf dem Boden. In seinem Unterleib klaffte ein großes Loch und erst jetzt erkannte Tristan, dass der Untote einen metallenen Überhandschuh trug, an dem drei lange, nun blutige Dornen an den Knöcheln der Finger saßen. Was der Untote als Nächstes tat, überstieg alles, was er sich hatte vorstellen können. Ungläubig beobachtete Tristan, wie die Finger des Leichnams über die Paladinen-Male auf seinen Armen huschten. Langsam, aber zielsicher. Konnte er etwa immer noch …?
    »In Deckung, ein Blitzzauber«, schrie Jessica, die die Male erkannt hatte.
    Gerade noch rechtzeitig warf sich Katmar zur Seite, um dem Zauber zu entgehen, der faustgroße Steine aus der Felswand brechen ließ. Schon folgte ein zweiter Blitz, der Katmars Schild traf und ihn erzittern ließ. Aber er hielt stand, wohl auch, weil Jessica ihn unterstützte. Bum-Bum-Bum !
    Die anderen lösten sich aus ihrer Erstarrung. Mit einem Zeichen gebot Darius den Mädchen, um ihn und Tristan einen Schild zu weben. »Komm Tristan, wir müssen ihn ablenken, der nächste Blitz könnte Katmars Schild durchdringen! Feuere Angriffszauber auf ihn.« Wahllos schossen sie einen Angriffszauber nach dem anderen ab, auch Jessica feuerte. Sie erreichten, dass der Untote ihnen seine Aufmerksamkeit zuwandte, seinen Schild durchdrangen sie aber nicht. Keuchend gaben sie für den Moment auf.
    »Wir müssen Ilgar heilen«, schrie Katmar und schon schickte er einen Heilzauber zu seinem reglos daliegenden Bruder. Jessica half ihm, doch es tat sich nichts, die Wunden schlossen sich nicht. »Was ist mit ihm?«, schluchzte Katmar. Der sonst so beherrschte Krieger war völlig außer sich. »Atmet er noch?« Er wollte zu ihm kriechen, doch Jessica hielt ihn zurück.
    »Es hat keinen Sinn«, flüsterte sie.
    Katmar heulte auf und Tränen rannen über seine Wangen. »Verfluchter Totenschänder«, brüllte er in Richtung seines toten Vaters, doch der stand nur teilnahmslos da.
    Warum greift er nicht an, fragte sich Tristan mit pochendem Herzen. Wollte er sie etwa nur aufhalten?
    Bum-Bum-Bum . Waren das nicht schon die Schritte der schweren Oger, die man als Nachhall hörte? Jessica und Darius tauschten einen Blick. Darius schüttelte leicht den Kopf, aber Jessica zog dennoch ihr Schwert und sprang auf den Untoten zu.
    »Lauft vorbei«, brüllte sie und begann auf den Untoten einzudreschen. Natürlich traf sie ihn wegen seines Schildes nicht, aber sie trieb ihn etwas zurück, sodass zwischen den Kämpfenden und der Tunnelwand eine Gasse entstand. »Los doch!«
    Die anderen drängten sich vorbei und Darius feuerte Angriffszauber, doch der Schild des Untoten hielt. Als sie alle hinter Darius waren, machte er einen starken Angriffszauber bereit. »Komm jetzt, Jessica, er ermüdet nicht, wir müssen fliehen!«
    »Spar dir deine Kräfte für die Oger auf, Darius. Lauft weiter, ich komme nach, los, los!« Ihre Stimme klang erschöpft, aber noch immer befehlsgewohnt.
    Zögernd liefen die anderen weiter, bis Jessica und der Untote hinter der Biegung aus ihrem Blickfeld verschwanden. »Das reicht jetzt, Jessica!«, rief Darius. »Komm endlich!«
    Schnelle, eilige Schritte waren zu hören. Sie schafft es, dachte Tristan, doch seine Hoffnung wurde im selben Moment zerstört. Der Tunnel hinter ihnen flackerte im Widerschein eines Blitzes, und Jessica stieß ein schmerzerfülltes Stöhnen aus. Dumpf prallte ihr Körper auf.
    Tristan wollte schon zurückrennen, doch da erklang die Stimme des Untoten dröhnend von unten herauf. »Ergreift die anderen! Es ist nur noch ein Paladin übrig.« Stampfende Schritte und das Grunzen von Ogern waren zu hören.
    Mit verzweifelter Miene starrte Darius nach unten, Tristan konnte sehen, wie sein Vater mit sich rang, doch dann feuerte er den bereitgehaltenen Blitzzauber in die Decke. Felsbrocken fielen herab,

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