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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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die zwar nicht den ganzen Tunnel füllten, aber ihre Verfolger doch vielleicht eine Weile aufhalten würden. »Lauft!«, rief er. »Wenn sie uns fangen, war Jessicas Opfer umsonst.«
     
    Zum Trauern blieb keine Zeit. Zwar wurden die Oger hinter ihnen aufgehalten, doch das Bum-Bum-Bum der Oger am anderen Ende des Tunnels kam immer näher. Sie waren müde und vor allem Darius schien am Ende seiner gerade erst zurückgewonnenen Kräfte. Einzig Martin schien noch frisch. Zum Glück erreichten sie eine Kreuzung, ehe die Oger sie einholten, und verließen den Spiraltunnel. Rani nahm zielsicher einen Abzweig nach dem anderen und bald hallten die Trommelschläge nur noch von weit her und aus einer Richtung. Als sie dann schließlich einen schmalen Schacht fanden, in den ihnen die Oger unmöglich würden folgen können, schien die unmittelbare Gefahr überstanden. Dennoch kletterten sie weiter, damit ihnen niemand den Weg abschneiden konnte und vor allem, um endlich die Oberfläche zu erreichen.
    Es war Vinjala, die schließlich als erste zusammenbrach. Sie stolperte über einen Stein, fiel hin und kam nicht mehr hoch. Die anderen blieben keuchend stehen und mit jeder Sekunde verkrampften auch ihre Glieder und verweigerten den Dienst.
    »Wir rasten«, entschied Darius, sich erschöpft gegen die Wand lehnend. »Wie weit ist es noch bis zur Oberfläche?«
    Rani hob die Hände. »Schächte kenne nicht. Oberfläche nah, ich spüre, aber Ausgang …« Sie wiederholte die Geste, die ihr Unwissen zum Ausdruck bringen sollte.
    Erst in diesem Moment wurde Tristan klar, dass sie mit Jessica auch die Karte verloren hatten. Erschöpfung, Trauer und Verzweiflung brachen sich gemeinsam Bahn und er sank schluchzend in sich zusammen. Seinen Vater hatten sie gefunden, aber drei ihrer Gruppe hatten dabei ihr Leben gelassen und nun steckten sie hier fest, ohne Kraft, ohne Proviant und ohne Karte. Tiefe Hoffnungslosigkeit überkam ihn.
    Darius kniete sich neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kopf hoch, Tristan«, sagte er leise. »Wir werden es schaffen.«
    Tristan sah ihn an und mit einem Mal verwandelten sich Trauer und Verzweiflung in Wut. »Es ist alles deine Schuld«, stieß er hervor und hatte Mühe nicht laut loszubrüllen. »Wenn du nicht hier gewesen wärest, wären Jessica und Ilgar und Simiur noch am Leben, ich hätte nicht mit Svenja gestritten und sie läge jetzt nicht im Koma.«
    Darius senkte den Blick. »Ihr habt euch wegen mir gestritten?«, fragte er. Dieses Detail hatte Tristan bei seinem Bericht außen vor gelassen.
    Tristan nickte heftig. »Ich war traurig, weil du das Fußballspiel vergessen hattest, und dann sagte Svenja irgendwas Blödes, ich bin sauer geworden und …« Ein Kloß bildete sich in seinem Hals.
    Darius seufzte. »Ich habe vieles falsch gemacht«, gestand er murmelnd. »Vielleicht Prioritäten falsch gesetzt. Aber …«
    »Prioritäten falsch gesetzt?«, wiederholte Tristan schrill. »Du hast uns im Stich gelassen.« Anklagend zeigte er auf Tiana. »Hast dir hier eine neue Familie aufgebaut und uns einfach vergessen.«
    Darius schwieg eine Weile betroffen. »Ja, in deinen Augen sieht es wohl so aus und du hast allen Grund wütend zu sein. Aber es war nicht so, wie du es dir vorstellst. Deine Mutter und ich, wir …« Er brach ab, genau so, wie sie es damals beim Abschied von Tristan getan hatte. Statt dessen sah er auf und blickte seinem Sohn in die Augen. »Ich bringe uns hier raus«, sagte er mit fester Stimme. »Das verspreche ich dir.«
    Er wandte sich an die anderen. »Legt euch hin, wir löschen das Licht. Ruht euch aus, Martin und Rani, ihr haltet Wache.«
    Tristan sah, dass Katmar und Vinjala bereits schliefen, und auch ihn überkam bleierne Müdigkeit, nachdem sein Wutanfall ihn kurz aufgeputscht hatte. Nicht einmal der harte, unebene Felsboden konnte verhindern, dass er eingeschlafen war, kaum dass er sich hingelegt hatte.
     
    Als Tristan erwachte, taten ihm die Rippen weh, doch nachdem die Müdigkeit verflogen war, fühlte er, dass sich seine Kräfte spürbar erholt hatten. Es war fast dunkel, nur das schwache Glimmen von Ranis Augen sorgte für ein wenig Licht. Alle anderen schienen noch zu schlafen.
    Rani wandte sich zu Tristan, als der sich aufsetzte. »Wach, gut«, schnaufte sie. »Du aufpassen, ich gehen.«
    »Wohin?« Das gefiel Tristan gar nicht, schon weil es ohne sie stockfinster sein würde.
    »Idee haben«, war die lapidare Antwort und schon kroch die Gnomin davon und

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