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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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konnte Julie erkennen, wie Nick Harmon verzweifelt versuchte, sein Snowmobil wieder in Gang zu bringen. Anscheinend hatte der Motor durch den Sturz etwas abbekommen. Snowmobile waren empfindliche Maschinen.
    »Da ist er!«, sagte Julie. »Sein Snowmobil streikt!«
    »Und Gary und Chris kann er auf dem Fluss nicht mehr sehen!« Mike setzte den Feldstecher ab und reichte ihn seiner Frau zurück. »Wir müssen ihnen da raushelfen, bevor sein Snowmobil anspringt. Sonst gibt es ein Unglück.«
    »Da rüber!«, sagte Julie. Sie deutete auf einen Hügelkamm, der sich beinahe bis zum Fluss hinunterzog. »Dort haben wir genug Deckung. Wenn wir Glück haben, sieht er uns nicht, und wir können rechtzeitig verschwinden.«
    Sie erwartete keine Antwort und lief bereits voraus. Inzwischen bewegte sie sich so geschickt auf ihren Schneeschuhen, dass sie beinahe so schnell wie in Stiefeln war und kaum noch Schnee aufwirbelte. Geduckt wie ein indianischer Krieger, der ein feindliches Lager angreift, huschte sie im Schatten des Hügelkamms zum Fluss hinab und kroch über die Uferböschung. »Keine Angst!«, zischte sie Gary und Chris zu. »Wir sind’s … Mike, Ruth und Julie.«
    »Gott sei Dank!«, rief Chris erleichtert. »Gary ist verwundet! Harmon hat ihn am Arm getroffen! Er will uns umbringen, der verfluchte Kerl! Kam aus der Höhle und schoss auf uns, als wären wir zwei Hasen! Wenn wir nicht über die Böschung gekrochen wären, hätte uns der Mistkerl glatt erwischt!«
    »Und was hatten Sie hier zu suchen?«, fragte Mike. »Hatte Carol Sie nicht gebeten, weiter östlich nach Scott zu suchen? Oder wollten Sie unbedingt die Helden spielen und Harmon überwältigen? Harmon ist ein gefährlicher Mörder!« Er ärgerte sich über den Leichtsinn der beiden Snowboarder, auch weil ihm bewusst war, wie knapp Gary dem Tod entronnen war. Er blickte nervös in die Richtung, in welcher die Höhle lag, und beugte sich zu Gary hinunter. Ein glatter Durchschuss, wie es aussah. Die Kugel war durch seine linke Schulter geschlagen, hatte aber keine lebenswichtigen Organe und auch keinen Knochen verletzt. »Nicht so schlimm, wie es aussieht. Ich leg einen Verband an, aber Sie müssen auf jeden Fall zum Arzt.« Ruth hatte bereits den Notverband und das Jod aus seinem Anorak gekramt. »Das wird jetzt wehtun, Gary. Beißen Sie die Zähne zusammen und blamieren Sie sich nicht, okay?«
    Doch schon, als Mike ihm den Anorak vorsichtig vom Arm zog, unterdrückte Gary nur mühsam einen Schrei, und noch schwerer fiel es ihm, als Mike die Wunde säuberte, die Wundränder mit Jod bestrich und einen Verband anlegte. »Und jetzt nichts wie weg, bevor sein Snowmobil anspringt!«
    Harmon schien zu ahnen, dass ihm seine Opfer davonliefen, und verdoppelte seine Anstrengungen. Immer wieder kam der Motor seines Snowmobils auf Touren, um gleich darauf sofort zu verstummen. Seine wütenden Flüche hallten durch das Tal. Dann schien der Motor endgültig aufzugeben.
    »Abgesoffen«, kommentierte Mike, »jetzt dauert es ein paar Minuten, bis er es wieder versuchen kann. Höchste Zeit, dass wir von hier verschwinden!«
    Julie übernahm erneut die Führung. Hinter ihr folgten die beiden Snowboarder und Ruth im Gänsemarsch. Mike bildete den Schluss des kleinen Trupps, blickte alle paar Schritte zurück, um sicherzugehen, dass Harmon ihnen nicht zu Fuß folgte. Julie hatte längst gemerkt, dass er einen Revolver dabeihatte, sich wahrscheinlich aber scheute, damit auf Menschen zu schießen. Auch wollte er wohl Gary und Chris nicht wissen lassen, dass er bewaffnet war. Die beiden waren unberechenbar, auch jetzt noch, nachdem ein skrupelloser Verbrecher auf Gary geschossen und ihn beinahe tödlich verwundet hatte. Nur ein paar Zentimeter weiter und er hätte seinen Kopf getroffen.
    Während des Marsches zog Julie mehrmals ihr Funkgerät aus der Tasche und versuchte Carol oder die Zentrale zu erreichen, aber mehr als einige bruchstückhafte Sätze, die keine Bedeutung ergaben, waren nicht zu hören. Damit musste man im Denali National Park immer rechnen. In der »Bibel«, wie sie ihre Broschüre mit Informationen und Vorschriften nannten, stand auch, dass nicht überall im Nationalpark eine einwandfreie Kommunikation möglich war, weder mit dem Funkgerät noch mit dem Handy. Am Mount McKinley war die Wildnis in vielen Gebieten noch urwüchsig, hatte sich die Natur in mehreren hundert Jahren kaum verändert. Ein wildes Land, in dem Wolfsrudel jagten, mächtige Grizzlys durch

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