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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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von ihnen waren nun tot, vergessen und verscharrt. Das würde ihm, dem großen Alexander Michailovitsch, nicht passieren. Und doch … wenn er es selbst gewesen wäre, der dort im Kaufhaus einkaufen gegangen wäre … statt diesem Simon Schweitzer? Was hatten sie mit ihm gemacht? Lebte er überhaupt noch? Scheiße, er mußte sein Sicherheitssystem aufrüsten. Als erstes würde er, sobald diese Sache hier abgeschlossen war, die zwei Pfeifen von Bodyguards entlassen. „Ich muß davon ausgehen, meine Gegner hatten es auf mich abgesehen. Armer Simon …“ Obschon er ansonsten eiskalt war, dieser komische Privatschnüffler war ihm irgendwie sympathisch. Mit was für Klamotten der zum Beispiel immer rumlief. Im Sozialismus wäre er damit nicht groß aufgefallen. Da war man ja schon heilfroh, wenn sich die Anzüge beim Gehen nicht in ihre Bestandteile auflösten. Und Simons Hemden erst … kein Sankt Petersburger würde sich je damit auch nur in den eigenen Keller wagen, aus Angst, Ratten und Mäuse kämen aus ihren Löchern gekrochen, um diesem Schauspiel menschlicher Fehlentwicklung beizuwohnen. Vielleicht würden sich die Nager das Hemd auch schnappen und es dem Geist von Charles Robert Darwin höhnisch vor die Visage halten – na, Charly, alter Sack, was sagst du jetzt, der Mensch … immer noch die höchste Stufe der Evolution?
    „Welche Gegner? Können Sie uns Namen nennen?“
    Michailovitsch machte eine allumfassende Geste mit den Armen. „Gegner, pah. Ich würde sagen, momentan kommen dafür vier bis fünf Konkurrenten allein auf dem Energiesektor in Frage. Ich bin aber auch in anderen Bereichen tätig. Mir gehören zum Beispiel Anteile von …“
    Unwirsch unterbrach der Beamte: „Lassen wir das. Gehört Gazprom auch dazu?“
    „Gazprom“, der Russe ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, Gazprom, ja, das war sein Ziel, Roman Abramowitsch, der hatte es zu was gebracht, dem galt es nachzueifern. „Ja natürlich, Gazprom gehört auch dazu.“
    Der Vernehmungsbeamte hatte genug gehört. Jeder in Deutschland, der auch nur halbwegs ernstzunehmende Tageszeitungen und Wochenmagazine las, wußte, was es mit Gazprom auf sich hatte. Nicht nur der Beamte traute denen alles zu, fast bis hin zum Völkermord. Egal, sagte er sich, das fällt jetzt alles aus meinem Zuständigkeitsbereich. Mit Wirtschaftskriminalität hatte er nichts zu schaffen. Für Herrn Schweitzer jedoch sah er schwarz. Dunkelschwarz. Schwarz wie der Tod. „Sie können jetzt gehen. Danke für Ihre Mitarbeit.“
    Hey, dachte der Russe, da fehlt doch noch was. Er machte von sich aus den Vorschlag: „Wenn ich etwas von Simon Schweitzer höre, ruf ich Sie sofort an.“
    „Ja, das wäre nett. Und nochmals vielen Dank.“
    Noch bevor die letzte Tür des neuen Polizeipräsidiums in der Adickesallee ins Schloß fiel, hatte Michailovitsch seine nächsten Schritte durchdacht. Er würde Verstärkung anfordern, er mußte ebenso wie die hiesige Polizei wissen, wer ihm auf den Fersen war und warum. Gazprom war es nicht, das sagte ihm sein Gefühl. Er nahm sein Handy aus der Tasche, dessen Geheimnummer nur seinen nächsten Vertrauten bekannt war, und drückte die Kurzwahltaste. Schon bald würde er sich mit dem Präsidenten von Eintracht Frankfurt treffen, um die Möglichkeiten eines millionenschweren Sponsorings von Fedor-Gas zu erörtern.

Die Nacht hatte sich über den Hochtaunus gesenkt. Herrn Schweitzers Brustkorb hob und senkte sich in rhythmischen Abständen. Pepsi war gerade erst von der Jagd zurückgekommen. Die nun mausetote Maus hatte sie extra für das dicke Etwas gefangen. Von diesem unbemerkt legte sie das Geschenk vorsichtig neben seinen Kopf, ehe sie sich auf der zerfetzten Decke niederließ. Sie spekulierte, morgen wieder von dem leckeren Wasser schlabbern zu dürfen.
    Schmidt-Schmitt war keiner, der Dinge auf die lange Bank schob. Deswegen hatte er noch vor Mitternacht alles Nötige veranlaßt, damit die Telefongesellschaft, bei der Herr Schweitzer angemeldet war, gleich morgen in aller Herrgottsfrühe damit rausrückte, wann und wo dessen Handy die letzten Tage geortet worden war. Erst als er diese seine Hausaufgaben erledigt hatte, haute er sich aufs Ohr.
    Auch Alexander Michailovitsch war nicht untätig geblieben. Heimlich, still und leise hatte er sich aus dem Frankfurter Hof aus- und im Hotel King in der Wallstraße Nähe Lokalbahnhof einquartiert. Seine zwei Leibwächter hatte er nach Hause geschickt. Wenn alles gutging, würden gegen

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