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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Brett hat mich wohl erwischt.“ Zur Unterstreichung dieser Tatsache hob er ein wenig seinen Fuß und zog das Hosenbein hoch, damit man den Verband sehen konnte. „Ist nicht weiter schlimm. Eine kleine Verstauchung, höchstens. Auf jeden Fall war der eine tot und der andere dann weg, als ich wieder zu mir kam.“
    „Wie tot?“
    „Ganz tot.“
    „Nein, ich meine, wie sah er aus, nach der Explosion?“
    „Ooouh.“ Herr Schweitzer schüttelte die linke Hand auf und ab. „Ooouh. Gar nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Ich weiß nicht, ob Sie das verkraften, wenn ich jetzt ins Detail gehe?“
    Alexander Michailovitsch fand mehr und mehr Gefallen an dem Detektiv. Natürlich ahnte er, daß Herr Schweitzer gerade am Ausschmücken war. Er spielte das Spiel mit: „Oh, nein, bitte nicht ins Detail gehen. Wissen Sie, ich kann kein Blut sehen. Nicht mal in der Einbildung. Ooouh. Ooouh.“ Vor gespieltem Grauen schüttelte er sich. Dann wurde er wieder ernst: „Sind Namen gefallen?“
    „Nur Alexander Michailovitsch. Die dachten ja, ich sei Sie.“
    „Natürlich. Da können Sie mal sehen, wie gut Sie als Double sind. Ich denke, mein Geld hat sich bezahlt gemacht. Ach, da fällt mir ein, die restliche Rate. Fünftausend, stimmt’s?“
    Mit offenem Mund war Schmidt-Schmitt den Lügengeschichten seines Freundes gefolgt. Er dachte, er kannte ihn, aber eine solche Tolldreistigkeit hatte er nicht von ihm vermutet. Was hier geschah, nötigte ihm gehörigen Respekt ab.
    Aber es kam noch viel tolldreister. Als Michailovitsch zehn Fünfhunderter abgezählt zu Herr Schweitzer schob, legte der Detektiv noch einen drauf: „Sie kennen sich doch im Fußball aus?“
    „Selbstverständlich.“ Michailovitsch grinste.
    „Dann wissen Sie ja auch, was eine Punkteprämie ist …“, war Herrn Schweitzers süffisante Stimme zu hören.
    „Auch das.“ Sein Grinsen wurde breiter. Der Milliardär wußte ebenbürtige Verhandlungspartner zu schätzen. „Noch zweitausend drauf?“ Er griff bereits zur Geldbörse.
    Herr Schweitzer jedoch schwamm auf einer Welle des Größenwahns: „Ich dachte eher an eine Verdopplung.“ Und damit keine Mißverständnisse auftraten: „Eine Verdopplung des Gesamthonorars, versteht sich. Schließlich bin ich fast draufgegangen.“
    Doch auch der Russe war ein zäher Hund. „Aber, Herr Schweitzer, so wie ich Sie einschätze … draufgegangen, tz, tz, tz … bei Ihrer Raffinesse … unvorstellbar, daß einer wie Sie bei irgendwas draufgehen könnte …“
    „Auch wieder wahr“, mußte Herr Schweitzer zugeben. „Machen wir die Hälfte drauf. Das ist aber mein letztes Wort.“ Er stellte sich bereits vor, wie sein Kumpel die Geschichte im Weinfaß weitererzählte. Für alle Zeiten könnte er sich auf dem Olymp der Detektiverei räkeln. Alleine. James Bond müßte sich mit einer Stufe unterhalb der Plattform begnügen. Sherlock Holmes wäre dazu verdonnert, ihm, Herrn Schweitzer, das Weinglas nachzufüllen und die Trauben zu kredenzen. Und während er mit Zeus parlierte, könnte sich Maria mit einer Massage nützlich machen. ‚Nützlich machen‘ – Marias ureigene Worte.
    „Einverstanden. Könnten Sie morgen früh noch einmal reinschauen? Meine Jungs müßten erst noch zur Bank … Weitere zweitausend gleich, die restlichen drei Mille morgen. Okay?“
    Logo war das für Herrn Schweitzer okay, hatte er doch insgeheim mit überhaupt nichts gerechnet. Und wenn, dann vielleicht mit ein paar Backpfeifen, bevor er als geprügelter, jaulender Hund verjagt wurde. Aber die Karten waren ja neu gemischt, sein Gegenüber wollte sich beliebt machen und in der Öffentlichkeit profilieren. Folglich gab Herr Schweitzer weiterhin den absolut coolen Verhandlungspartner. „Wenn’s geht, vormittags wäre mir recht. Muß noch bei einem Bankvorstand vorbeischauen. Ich glaube, der hat Probleme mit ein paar Erpressern …“ Michailovitsch sollte bloß nicht glauben, das Leben in Sachsenhausen sei arm an Abenteuern.
    „Einverstanden. Morgen früh. Kommen Sie einfach vorbei. Meine Jungs werden das Geld für Sie bereithalten.“ Feierlich stand der Russe auf, Herrn Schweitzer die Hand zu reichen, um diesen Pakt zwischen Ehrenmännern zu besiegeln. „Und danke nochmals für alles, was Sie für mich getan haben.“
    Auch der Detektiv erhob sich umständlich. Er packte kräftig zu, weil er mal gehört hatte, Russen würden ein weiches Handdrücken als Indiz für Homosexualität werten. „Ach, wie gesagt, kaum der Rede wert.“

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