Verschollen in der Pyramide
in einer Kammer im oberen Bereich der Pyramide stand, die noch unvollendet aussah. Nach mehrmaligem Hin und Her hatte er dann den Gang gefunden, der zum Ausgang der Pyramide führte. Dort traf er auf Esa und Menech, die sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatten.
»Ich habe euch doch versprochen, so bald wie möglich in eurem Dorf nach euch zu schauen«, erzählte Esa. »Als ich von Tala dort alles erfahren hatte, musste ich natürlich sofort handeln. Ich fragte meinen Freund Menech, ob er mir helfen würde. Menech hat als Steinmetz im Augenblick noch im Pyramidendorf zu tun. Unsere beiden Genehmigungen haben uns den Weg in das Ewige Haus geebnet.«
»Welch ein Glück«, seufzte Setha. »Lasst uns jetzt schnell meinen Vater holen.«
Menech nahm Setha auf den Rücken und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Sie kamen nur langsam voran und mussten ihre ganze Aufmerksamkeit auf den schwierigen Weg richten, um einen weiteren Sturz zu vermeiden.
»Was ist das eigentlich für ein Gang, in dem wir uns verirrt haben?«, fragte Setha.
»Das ist der Gang für die Arbeiter, die nach der Versiegelung der Sargkammer des Königs die Pyramide auf diesem Weg verlassen müssen«, antwortete Esa, der voranging, weil er sich am besten auskannte.
Als die vier schließlich vor der Wand standen, hinter der sich die Kammer des Sobek verbarg, meinte Esa kopfschüttelnd: »Mir fehlen die Worte.«
Als sie in der Kammer standen, nahm Esas Kopfschütteln kein Ende und Menech betete die ganze Zeit. Dann setzte er Setha an eine der Truhen, damit sie sich dortanlehnen konnte. Die Männer stiegen die Stufen hinunter in den Schacht, um Mahnud zu holen. Das Wasser für Mahnud nahm Esa mit. Setha hörte dumpfe Laute aus der Tiefe, konnte aber nichts verstehen.
Endlich, es schien Setha, als wäre eine Ewigkeit vergangen, ertönte Meketres Stimme: »Setha, wir kommen. Wirf uns die Seile hinunter, die wir aus den Binden hergestellt haben. Wir müssen Mahnud auf Menechs Rücken festbinden.«
Setha löste die immer noch an der Truhe befestigten Seile und kroch auf allen vieren zur Öffnung im Boden. Sie warf die Seile hinunter und beobachtete, wie ihr Vater nach oben geschafft wurde. Meketre kam rasch herauf, stellte den Wasserkrug beiseite und leuchtete nach unten, weil Menech und Esa ihre Hände freihalten mussten. Menech zog sich Stufe für Stufe halb kniend nach oben und hielt sich mit den Händen an den Stufen fest, Esa sicherte ihn hinten ab.
Oben angekommen legte sich Menech auf den Bauch, um zu verschnaufen. Esa und Meketre banden Mahnud los, dem es ein wenig besser ging, nachdem er getrunken hatte. Vorsichtig umarmte Setha ihren Vater und schaute nach seiner Kopfwunde.
»Wir müssen dringend einen Boten an den Hof des Pharaos schicken«, meldete sich Mahnud mit schwacher Stimme. »Es ist Eile geboten. Der König muss wissen, was in dieser Kammer vor sich geht. Ich kenne einen Boten imDorf der Sykomoren, Maiherperi ist sein Name.« Mahnud verstummte abgekämpft und mitgenommen. Dann setzte er noch einmal an: »Bringt mich bitte so schnell ihr könnt nach Hause. Paheri darf nicht erfahren, dass ich befreit bin . . .«
»Wir sollten jetzt sehen, dass wir hier rauskommen!«, unterbrach ihn Esa und half Meketre, Mahnud auf die Bahre zu legen.
Menech nahm Setha wieder auf den Rücken und gemeinsam bewegten sie sich langsam vorwärts.
Die Grabwächter am Ausgang ließen sie ohne Fragen passieren, obwohl die Wachen inzwischen abgelöst worden waren. Esas und Menechs Genehmigungen in Form von Ptah-Amuletten mit einem Stück Papyrus daran machten ihnen den Weg frei. Einige Schritte vom Tor zum Pyramidendorf entfernt, gerade so, dass die Saper ihn nicht sehen konnten, war Esas Esel an einem hohen, schmalen Stein angepflockt. Menech setzte Setha auf den Esel, der jung und kräftig war.
Als sie Meketres Esel holten, bewegte das Tier lebhaft seine Ohren. »Er freut sich, dass ich wieder da bin«, sagte Meketre und streichelte den Rücken des Tieres. »Gut, dass er Setha nicht tragen muss, bei seinem Alter!«
Dann brach der kleine Trupp auf. Menech und Esa trugen die Bahre mit dem vor Erschöpfung eingeschlafenen Mahnud und Meketre führte die Esel. Sie kamen nur sehrmühsam voran, weil Esa und Menech ab und zu verschnaufen mussten.
»Wir müssen darauf achten, dass uns Heqanacht nicht sieht«, gab Setha unterwegs zu bedenken. »Der warnt doch sofort diese furchtbaren Männer. Außerdem mache ich mir schreckliche Sorgen um Hatu. In
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