Verschollen in der Pyramide
drei Tagen, haben die Männer gesagt, jetzt sind es nur noch zwei Tage! Vielleicht hat er schon . . . bei Re! Wenn wir doch nur etwas schneller vorankommen würden.«
»Setha, wir haben doch darüber gesprochen. Hatu ist bei Tala bestimmt sicher!«
»Hoffentlich hast du recht!«
Als sie in das Dorf kamen, in dem der Bote wohnte, rüttelte Meketre Mahnud sanft an der Schulter.
»Wo bin ich?« Mahnud blickte sich erstaunt um.
»Du bist befreit«, erklärte ihm Meketre, »jetzt bringen wir dich nach Hause. Aber du hast doch von einem Boten gesprochen, der hier irgendwo wohnt. Fühlst du dich kräftig genug, zu sprechen?«
»Ja, ich habe geschlafen, das hat mir gutgetan. Maiherperi wohnt gleich dort drüben, hinter dem Brunnen.«
Sie trafen den Boten beim Essen an. Erstaunt und mit ungläubiger Miene hörten er und die anderen, was Mahnud zu berichten hatte. Sie erfuhren, dass Nufri eines Nachts, als er von seiner kranken Mutter in das Pyramidendorf zurückkehrte, merkwürdige Männer am Eingang der Pyramide beobachtet hatte. Nufri ahnte sofort, dass daetwas nicht stimmte, da nachts nicht gearbeitet wurde. Also ging er gleich am darauffolgenden Morgen zu Paheri. Anschließend erzählte er Mahnud in der Sargkammer davon. Als Nufri kurz danach verschwand, wurde Mahnud misstrauisch gegen Paheri. Er nahm sich vor, so oft wie möglich nachts den Pyramideneingang zu beobachten. In der Nacht vor dem Weihefest wurde Mahnud auf seinem Beobachtungsposten zusammengeschlagen.
Als Setha vernahm, dass ihr Vater nichts von seinen Befürchtungen verlauten lassen hatte, um sie zu schonen, begann sie zu weinen. Und als Mahnud hervorstieß, dass die Männer Nufri diesem Krokodil in der Kammer des Sobek geopfert hatten, waren alle sprachlos vor Entsetzen.
»Und wenn wir dich nicht gefunden hätten, wärst du das nächste Opfer geworden«, schluchzte Setha.
»Bei dem gewaltigen Re«, stotterte Esa, »was wollen diese Männer überhaupt?«
»Sie haben sich offenbar gegen den Pharao verschworen. Sie bilden sich ein, die Mächtigsten im Land Kemet zu sein, Heqanacht ist nur ihr Handlanger!«
Da hielt Setha es nicht länger aus und erzählte ihrem Vater, dass Heqanacht Hatu offenbar vergiften und den Verschwörern als Opfer für Sobek bringen wollte.
Außer sich fuhr Mahnud hoch, für einen Augenblick wirkte er stark und tatkräftig. »Seth und alle Dämonen sollen Heqanacht strafen«, spie er aufgerichtet auf seiner Bahre aus. Dann sank er zurück auf die Trage.
»Wird mir der Pharao das alles glauben?«, fragte Maiherperi, »wir haben keinen Beweis.«
»Ich bin der Beweis«, entgegnete Mahnud.
Maiherperi versprach, so schnell wie möglich loszureiten, und Setha drängte zum Aufbruch.
Während sie sich weiter vorwärtsquälten, fragte Esa Mahnud nach der Kammer des Sobek. Aber auch Mahnud wusste nicht, ob sie dem Pharao bekannt war.
Setha und die Männer näherten sich dem Dorf der Ibisse in einem Bogen von der anderen Seite. Sie wollten auf keinen Fall von Heqanacht gesehen werden. Als sie in die Hütte eintraten, herrschte helle Aufregung. Tala lief mit Hatu auf dem Arm hin und her, Tamit fragte pausenlos irgendetwas und Nebet saß auf einem Schemel und starrte vor sich hin. Was sie dann hörten, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
Hatu fing an zu weinen. »Heka böse«, jammerte er.
Setha, die auf einen großen Schemel gesetzt worden war, ließ sich Hatu auf den Schoß geben. »Jetzt kann dir nichts mehr passieren, ich passe auf dich auf.«
Menech und Esa trugen Mahnud in seine Schlafkammer und verabschiedeten sich. Mit feuchten Augen drückte Mahnud die Hände der beiden Männer.
»Das werde ich euch nie vergessen«, sagte Setha und schenkte beiden ein Horus-Amulett aus Fayence.
Tala hatte inzwischen die Heilerin geholt. Die sah sichMahnuds Kopfwunde an und wusch sie sorgfältig aus. Dann gab sie eine Flüssigkeit aus Heilkräutern darauf und legte einen Verband um Mahnuds Kopf. »Ich lasse euch die Kräuter hier«, sagte sie zu Setha. »Du musst sie auskochen und die Flüssigkeit kühl stellen. Sie darf nicht älter als zwei Tage sein, wenn sie auf die Wunde gegeben wird.«
Anschließend verband sie Sethas Fuß. »Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als den Fuß zu schonen, bis du wieder auftreten kannst.«
Am folgenden Tag hörte Setha Geschrei vom Nachbarhaus her. Sie trat vor die Tür und verfolgte mit heftig pochendem Herzen, wie vier Soldaten Heqanacht fesselten. Erleichtert atmete sie auf.
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