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Verschollen in der Pyramide

Verschollen in der Pyramide

Titel: Verschollen in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Naumann
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nurgeknotet werden musste. Anschließend schminkte sie Setha mit geübten Griffen. Beim Blick in den vergoldeten Spiegel sah Setha ein ausdrucksvolles Gesicht mit Mandelaugen und einem vollen, bemalten Mund. Zum Abschluss wartete eine schulterlange Perücke mit glänzenden schwarzen Haaren auf Setha.
    Stolz folgte sie der Dienerin in den Festtagsgarten. Meketre stand im Kreis einiger junger Männer und erzählte offensichtlich von der Entdeckung der Kammer des Sobek, seine Handbewegungen und sein Gesichtsausdruck deuteten darauf hin. Er trug eine halblange Perücke, einen großen, blauen Schmuckkragen auf nackter Brust und einen knielangen, weißen Schurz. Seine schwarz geschminkten Augen wirkten außergewöhnlich groß. Als Meketre Setha sah, hielt er kurz inne und schaute sie an. Sein Blick verriet ihr, dass sie ihm gefiel.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte Setha ihre Begleiterin leise.
    »Du musst warten, bis du vom Ersten Schreiber im Land begrüßt worden bist. Da kommt er schon.«
    Ein älterer Mann mit Perücke und langem engen Gewand trat auf Setha zu.
    »Ich heiße dich im Namen unseres göttlichen Herrschers, des Königs von Ober- und Unterägypten, willkommen.«
    Setha verneigte sich tief. »Ich danke unserem großen Gott, dem goldenen Horus, dem Leuchtenden und Gewaltigen.Mein Herz ist dankbar und jauchzt, ich verneige mich ehrerbietig und in Demut.«
    Setha nahm wie die anderen Gäste auf einem der zahlreichen, um viele kleine Tische gruppierten Schemel Platz und nutzte die Zeit, bis alle saßen, die anderen jungen Frauen zu mustern. Alle trugen Perücken in den unterschiedlichsten Formen und Längen, manche waren richtige Kunstwerke. Die Kleider hingegen ähnelten einander. Sie waren alle knöchellang, eng und durchscheinend. Diener sorgten mit Straußenfedern für kühlere Luft und verbreiteten gleichzeitig wohlriechenden Duft aus kugelförmigen Gefäßen, die überall im Garten standen.
    Das Stimmengewirr über der Festgesellschaft wurde durch die Stimme des Ersten Schreibers unterbrochen: »Im Namen unseres großen Herrschers und Gottkönigs eröffne ich dieses Fest als Ehrung und Dank für unsere Gäste Setha und Meketre, die durch ihren Mut und ihre Tapferkeit großes Unheil von unserem König, dem großen Horus, abgewendet haben. Ihr habt alle gehört, dass Setha und Meketre eine Verschwörung im Ewigen Haus des Pharaos aufgedeckt haben. Die Verruchten haben eine geheime Kammer im Haus der Ewigkeit entweiht, die der König bauen und zumauern ließ, um sie für Zwecke zu nutzen, die uns verborgen bleiben werden. Paheri hat uns den Namen des Baumeisters verraten, der heimlich einen Zugang zu der Kammer geschaffen hat. Dieser wurde von unserem Gottkönig ebenso zum Tode verurteilt wie seinMitwisser Paheri. Die gleiche Strafe trifft auch zwei Priester und Heqanacht, den Handlanger der Verschwörer. Die anderen sind noch nicht gefasst. Unser König wird aber nicht eher ruhen, bis der letzte von ihnen eingekerkert ist. Diese Männer haben sich nicht nur gegen den Gottkönig verschworen, sondern auch dem Gott Sobek Menschenopfer dargebracht. So wurde Nufri, der Freund von Sethas Vater Mahnud, geopfert. Auch Mahnud sollte dem Krokodil in der geheimen Kammer vorgeworfen werden, was aber durch Setha und Meketre verhindert wurde. Setha und Meketre bekommen als Dank für ihre mutige Tat einen Sack mit Schmuck und Gefäßen, zehn Säcke Getreide, vier Krüge mit kostbaren Ölen, Kleidung, die Perücken, die sie tragen, und einen Esel.«
    Setha versuchte einen Blick von Meketre zu erhaschen. Es gelang ihr nicht, weil er von vielen jungen Männern umringt war, die ihn nach dem Ende der Rede sogleich mit Fragen bestürmten. Plötzlich ertönte ein Gong, worauf sich alle wieder setzten. Es folgte eine Prozession von Dienern, die feierlich große Platten mit Früchten, Fisch, knusprigen Enten, Schaf- und Rindfleisch in den Garten brachten. Der Geruch der würzigen Speisen mischte sich mit dem Blütenduft und dem Geruch von Weihrauchöl. Mundschenke reichten Wein in Schalen, Fächer- und Wedelhalter sorgten dafür, dass keine Insekten in die Speisen flogen.

    Als nach dem Mahl zum Tanz aufgespielt wurde, humpelte Setha hinüber zu Meketre. Sie schlichen in den hinteren Teil des Gartens und setzten sich an den Lotosblütenteich.
    »Dass uns Heqanacht nicht mehr schaden kann, freut mich sehr«, sagte Setha aufgewühlt.
    »Ja, das ist wirklich beruhigend.«
    »Und was wir alles mit der Belohnung machen können!

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