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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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das hat er nicht?«
    Larsson wich seinem Blick aus, er wirkte auf einmal verschlossen. »Er hat es versucht«, sagte er dann. »Einmal zu viel. Ich habe ihm mit dem Knie in den Schritt getreten. Habe ihm dann den Knöchel zertrampelt, als er da so lag. Ich glaube, er hat danach nicht mehr viel Fußball gespielt.«
    Er verstummte für einen Augenblick. »Ich war nicht der Einzige, der Bescheid wusste. Aber meistens hat er die Jungs genommen, die leicht einzuschüchtern waren. Er sah zu, sie immer unter Kontrolle zu haben. Damit sie keine Dummheiten begehen.«
    »Das kann ich fast nicht glauben. Er war doch verheiratet!«
    Bernt Larsson schnaubte verächtlich. »Kann das Ihrer Meinung nach eine Garantie für etwas sein? Außerdem ist sie vermutlich aus diesem Grund weggegangen.«
    Verbissen starrte er vor sich hin.
    »Mich hat er gehasst wie die Pest. Aber er wagte nicht, irgendetwas zu unternehmen. Und ich bin ja auch kurz darauf abgehauen.«
    »Und dann, in den letzten Jahren?«, fragte Nielsen.
    Bernt Larsson lachte bitter.
    »Er ist nicht mutiger geworden. War zurückhaltend. Hat aber viel Schlechtes über mich erzählt. Doch damit konnte ich umgehen.«
    Dann legte er den Kopf auf die Seite und blinzelte hinüber zu Nielsen. »Kaj Härlin war übrigens sein großer Liebling, wussten Sie das? Er schaffte es kaum, seine Augen von ihm zu lassen.«
    Nielsen sah ihn lange an. »Meinen Sie das im Ernst? Dass Ivarsson von Anfang an mit der Sache zu tun hatte? Haben Sie an ihn gedacht, als Sie sagten, dass Kaj Härlin nicht alleine gewesen sein kann?«
    Bernt Larsson zuckte mit den Schultern. »Fällt Ihnen ein besserer Kandidat ein?«
    Dann breitete er die Arme aus.
    »Warum hätte er sonst so reagieren sollen, als man Annas Skelett fand? Und als Kaj Härlins Name auftauchte? Warum ist er zusammengebrochen und hat sich dann krankschreiben lassen? Warum hat er Ihnen nichts davon erzählt?«
    John Nielsen sah aus dem Fenster und merkte, wie er zitterte. »Dann ist doch noch nicht Schluss«, sagte er. »Wenn das alles stimmt.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Bernt Larsson. »Aber ich glaube nicht, dass man vor Olle Ivarsson Angst haben muss.«
    »Und wenn er wieder auftaucht?«
    Bernt Larsson lachte plötzlich auf. »Dann sehen Sie zu, dass ich davon erfahre.«

Nichts

1
    Haben Sie vor, hier wohnen zu bleiben?«, hatte ihn Bernt Larsson am Morgen seiner Abreise gefragt.
    Nielsen hatte mit den Schultern gezuckt. »Ich weiß es nicht. Mal sehen.«
    Bernt Larsson grinste, ging ans Fenster und klopfte mit den Knöcheln gegen den Rahmen. »Das soll abgerissen werden, haben Sie gesagt? Keinen Tag zu früh. Das verrottet ja alles. An jeder Ecke. Haben Sie das nicht gemerkt? Bald fällt Ihnen das Dach auf den Kopf.«
    Nielsen nickte. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er.
    Sie standen draußen vor dem Haus. Bernt Larsson ging ein paar Schritte auf den Rasen und betrachtete aus der Entfernung mit kritischem Blick das Haus. Dann wandte er sich Nielsen wieder zu, der auf der Außentreppe stand.
    »Ja, ja, natürlich. Machen Sie, was Sie wollen. Das war auch nur so ein Gedanke.«
    Er sah Nielsen einen Augenblick lang an.
    »Wir werden uns vermutlich nicht wiedersehen«, sagte er. »Wenn es sich vermeiden lässt. Und das wird es wohl.«
    Nielsen hatte erst abwesend genickt, dann hob er plötzlich eine Hand.
    »Warten Sie«, sagte er.
    Er ging ins Haus und kam nach einer Weile mit einer Kamera in der Hand zurück. Bernt Larsson zuckte zusammen, blieb aber mit leicht gequältem Gesichtsausdruck stehen, als Nielsen abdrückte.
    »Ist das notwendig gewesen?«, fragte er ihn.
    Nielsen sah ihn an. »Haben Sie etwas dagegen?«, fragte er zurück.
    Bernt Larsson hob mit einem flüchtigen Lächeln die Schultern.
    »Nicht direkt. Ich bin es nur nicht gewohnt, in Familienalben zu landen. Oder werden Sie es womöglich in Ihrer Brieftasche aufheben und bei feierlichen Momenten hervorholen?«
    Er lächelte erneut, nickte ihm dann zu und ging hinunter zu seinem Wagen. Nielsen blieb noch eine ganze Zeit lang stehen und sah ihm hinterher. Danach war er allein. Die Stille im Haus machte sich jetzt anders bemerkbar als zuvor. Sie war fast greifbar, wie eine schwere Last, die ihn zu Boden drückte und ihm das Atmen fast unmöglich machte. Dennoch vermied er es, vor die Tür zu treten. Als würde draußen etwas Bedrohliches, Verhängnisvolles lauern und das Haus ihm davor Schutz bieten können.
    Doch es geschah nichts mehr. Und es würde auch weiter

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