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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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unabsichtlich irgendeinen Hinweis zu liefern. Keine voreiligen Erklärungen, wie man sie unter dem Druck der Situation leicht herausstammelt. Das ist genau der Fehler, der Leute ins Gefängnis bringt.
    »Ist Jacob im Haus, Andy?«
    »Nein.«
    »Weißt du, wo er ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Okay, jetzt komm bitte raus, Kumpel.« Er legte seine Hand sanft auf meinen Oberarm, um mich zum Rausgehen zu bewegen, aber er zog mich nicht aus der Tür. Anscheinend war er bereit zu warten, bis ich so weit war. Er beugte sich vor und meinte: »Lass uns das hier in aller Ruhe über die Bühne bringen.«
    »Schon gut, Paul.«
    »Tut mir leid.«
    »Du machst einfach deinen Job, okay? Vermassel ihn nicht.«
    »Okay.«
    »Schau dir alles in aller Ruhe genau an, oder Logiudice macht dich fertig. Dann stehst du da wie ein Idiot, das sage ich dir. Der tut, was zu tun ist, und lässt dir keine Hintertürchen, wie ich das machen würde.«
    »Okay, Andy. Schon gut. Komm jetzt raus.«
    Ich wartete auf dem Gehsteig vor dem Haus. Auf der anderen Straßenseite liefen Gaffer zusammen, die die Streifenwagen gesehen hatten. Ich hätte lieber außer Sichtweite hinter dem Haus gewartet, aber Laurie und Jacob sollten mich sehen können, wenn sie nach Hause kamen – ich wollte sie trösten und ihnen Anweisungen geben.
    Laurie traf ein, als die Durchsuchung gerade ein paar Minuten im Gange war. Sie klappte zusammen, als sie die Nachricht hörte. Ich stützte sie und flüsterte ihr ins Ohr, nichts zu sagen, keine Miene zu verziehen und weder Angst noch Trauer zu zeigen. Nichts, was den anderen weiterhelfen könnte. Sie schnaubte verächtlich und fing dann an zu weinen. Ihr Schluchzen war echt und hemmungslos, als ob sie allein wäre. Ihr war egal, was die Leute dachten, denn niemals in ihrem Leben hatte irgendjemand etwas Schlechtes von ihr gedacht. Ich hatte andere Erfahrungen gemacht. Wir standen vor dem Haus, und ich hatte schützend und besitzergreifend meinen Arm um sie gelegt.
    Als die Durchsuchung bereits mehr als eine Stunde gedauert hatte, zogen wir uns in den Garten hinter dem Haus zurück und setzten uns auf die Terrasse. Dort weinte Laurie leise, riss sich zusammen und weinte dann wieder.
    Irgendwann kam Detective Duffy ums Haus und stieg die Stufen zur Terrasse hinauf. »Nur damit du es weißt, Andy: Heute Morgen haben wir im Park ein Messer gefunden. Es lag beim See im Schlamm.«
    »Ich wusste es. Ich wusste, dass es auftauchen würde. Irgendwelche Fingerabdrücke, Blutspuren, irgendwas?«
    »Nichts, was man hätte sehen können. Es ist im Labor. Es war über und über mit grünem Puder von getrockneten Algen bedeckt.«
    »Das stammt von Patz.«
    »Keine Ahnung, vielleicht.«
    »Wie sah es aus?«
    »Einfach ein normales Küchenmesser.«
    »Ein Küchenmesser?«, meinte Laurie.
    »Ja. Ihr habt eure Messer alle?«
    »Nun komm schon, Duffy, mal im Ernst. Warum stellst du uns so eine Frage?«
    »Okay, entschuldige. Ich muss euch diese Frage stellen.«
    Laurie starrte ihn wütend an.
    »Habt ihr schon was von Jacob gehört, Andy?«
    »Nein, er ist nirgendwo aufzutreiben. Wir haben uns schon überall umgehört.«
    Duffy unterdrückte einen misstrauischen Blick.
    »Er ist ein Teenager«, erklärte ich. »Manchmal verschwindet er einfach. Wenn er kommt, möchte ich nicht, dass ihn irgendjemand anspricht, Paul. Keine Fragen. Er ist minderjährig. Er hat ein Recht auf die Anwesenheit eines Elternteils oder eines Bevollmächtigten. Keine Tricks.«
    »Andy, du lieber Himmel. Keiner versucht hier irgendwelche Tricks. Aber wir würden natürlich gerne mit ihm reden.«
    »Vergiss es.«
    »Es könnte ihm weiterhelfen, Andy.«
    »Vergiss es. Er wird kein Wort sagen. Keine Silbe.«
    Etwas in der Rasenmitte erregte unsere Aufmerksamkeit, und wir wandten alle drei unsere Köpfe. Es war ein Kaninchen, grau wie die Rinde der Bäume. Es nahm Witterung auf, bewegte ruckartig seinen Kopf, war erst wachsam und dann entspannt. Dann hoppelte es einige Meter weiter und blieb wieder sitzen. Es war völlig bewegungslos und fiel im Gras und dem dunklen Licht kaum auf. Ich verlor es fast aus den Augen, bis es ein Stück weiterhoppelte – eine kleine graue Bodenwelle.
    Duffy wandte sich wieder Laurie zu. Nur wenige Sonntage zuvor waren wir alle zusammen, Duffy, seine Frau, Laurie und ich, zum Abendessen in einem Restaurant gewesen. Es war wie aus einem anderen Leben. »Wir sind fast fertig, Laurie. Bald sind wir weg.«
    Sie nickte, zu verärgert, verstört und

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