Verschwiegen: Thriller (German Edition)
ist, dann dort.«
»Das kannst du nicht wissen. Woher willst du das so genau wissen? Niemand hat eine Ahnung, wer dieser Typ ist, wo er sich befindet und was er als Nächstes vorhat.«
»Irgendwann müssen sie die Schule wieder aufmachen. Das Leben geht weiter.«
»Andy, du liegst falsch.«
»Wie lange sollte man dann deiner Meinung nach damit warten?«
»Bis sie den Typen haben.«
»Das kann eine Weile dauern.«
»Und? Was passiert schlimmstenfalls? Für die Kinder fallen ein paar Schultage aus. Na und? Wenigstens sind sie in Sicherheit.«
»Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Die Welt da draußen ist groß. Groß und gefährlich.«
»Na, dann eben eine neunzigprozentige.«
Ich legte das Buch auf meinem Bauch ab, wo es liegen blieb wie ein kleines Dach.
»Laurie, wenn man die Schule geschlossen hält, dann ist das die falsche Nachricht an die Kinder. Die Schule sollte kein gefährlicher Ort sein, sie sollten keine Angst haben, sich dort aufzuhalten. Die Schule ist für sie wie ein zweites Zuhause. Sie verbringen den größten Teil ihres Tages dort. Sie wollen dort sein, sie wollen mit ihren Freunden zusammen sein und nicht zu Hause herumsitzen und sich unter dem Bett verstecken, damit der böse Mann sie nicht findet.«
»Einen von ihnen hat der böse Mann bereits gefunden. Genau das macht ihn zum bösen Mann.«
»Einverstanden, aber du verstehst, was ich sagen will.«
»Klar verstehe ich, was du sagen willst, Andy. Du liegst nur falsch, das ist alles. Am wichtigsten ist, die physische Unversehrtheit der Kinder zu gewährleisten. Sie können dabei mit ihren Freunden zusammen sein oder was sonst auch immer. Bis sie diesen Typen nicht dingfest gemacht haben, kannst du mir nicht garantieren, dass die Kinder in Sicherheit sind.«
»Brauchst du eine Garantie?«
»Ja.«
»Wir werden ihn kriegen«, sagte ich. »Ich gebe dir mein Ehrenwort.«
»Und wann?«
»Bald.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ich rechne damit. Wir kriegen sie immer.«
»Nein, nicht immer. Erinnerst du dich an den Typen, der seine Frau umgebracht hat und sie in eine Decke eingewickelt hinten in den Saab legte?«
»Wir haben ihn trotzdem gekriegt. Wir konnten ihn nur nicht … also gut, meistens. Wir kriegen sie meistens. Und diesen Typen werden wir kriegen, das verspreche ich dir.«
»Und was ist, wenn du dich irrst?«
»Wenn ich mich irre, dann wirst du mir das sicher immer wieder vorhalten.«
»Nein, ich meine, was ist, wenn du dich irrst, und ein Junge kommt zu Schaden?«
»Das wird nicht passieren, Laurie.«
Sie runzelte ihre Stirn und gab auf. »Mit dir kann man nicht streiten. Es ist, als würde man mit dem Kopf gegen eine Wand anrennen.«
»Wir streiten auch nicht, wir führen eine Diskussion.«
»Du bist Anwalt und kennst den Unterschied nicht. Für mich ist es ein Streit.«
»Also, was willst du hören, Laurie?«
»Ich will gar nichts Bestimmtes hören. Ich möchte, dass du zuhörst. Weißt du, Zuversicht zu haben bedeutet nicht, dass man auch recht hat. Überleg doch mal: Vielleicht bringen wir unseren Sohn in Gefahr.« Sie legte eine Fingerspitze an meine Schläfe und drückte ein wenig dagegen, halb im Scherz und halb im Unmut. »Denk einfach mal nach.«
Sie wandte sich ab und legte ihr Buch auf den wackeligen Stapel auf ihrem Nachttisch. Dann drehte sie mir ihren Rücken zu und zog die Beine an, ein Kind im Körper einer Erwachsenen.
»Nun komm schon«, meinte ich. »Rück zu mir.«
Sie rutschte mit hüpfenden Bewegungen ihres ganzen Körpers zu mir herüber, bis sie ihren Rücken gegen meinen schmiegen konnte und meine Wärme oder meine Körperkraft spürte, oder was immer sie in jenem Augenblick suchte. Ich streichelte über ihren Oberarm.
»Es wird alles gut.«
Sie antwortete mit einem Brummen.
Dann: »Ich nehme mal an, Sex zur Wiederherstellung des häuslichen Friedens kommt nicht infrage.«
»Ich dachte, wir hätten uns nicht gestritten.«
»Ich nicht, aber du schon. Und du sollst wissen, dass ich dir verzeihe.«
»Haha! Na, vielleicht, wenn du sagst, dass es dir leidtut.«
»Es tut mir leid.«
»Das klingt nicht gerade überzeugend.«
»Es tut mir sehr, sehr leid. Wirklich.«
»Jetzt musst du sagen, dass du falschliegst.«
»Falsch?«
»Sag, dass du falschliegst. Willst du nun oder nicht?«
»Meinetwegen. Ich muss also nur sagen, dass ich falschliege, und eine schöne Frau wird mich leidenschaftlich vögeln?«
»Von Leidenschaft war nicht die Rede, nur von vögeln.«
»Meinetwegen,
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