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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Managerin und ihr Tier, dachte er böse. Die reiche Witwe und der Tennislehrer, wie primitiv
     und abgeschmackt. Er empfand weder für die Managerin noch die Witwe irgendeine Form von Respekt. Wenn sie ihn mit jemandem
     betrügen würde, der sie verdient hätte – ach, trotz dem zum Kotzen. Aber betrog sie ihn? Fühlte sich denn überhaupt noch einer
     von beiden an irgendein Versprechen gebunden? Hatte er sie betrogen? Nicht wirklich, aber zählte das deshalb weniger? Und
     die Verachtung, mit der sie ihre Vorwürfe vorbrachte, die Art, wie sie ihn stehen ließ, mit diesem Mord am Hals, sogar voller
     Schadenfreude. Hatte er das verdient? Es ging ihm viel näher, als er sich eingestand.
     
    Er erwachte am helllichten Tag. Er hatte das Gefühl, die ganze Nacht Steine geschleppt zu haben. Am Wein konnte es nicht gelegen
     haben, der war aus bestem Hause gewesen. Auch hatte er geträumt, mit dem Rad im Schlamm des Sees stecken geblieben zu sein.
     Ja, zäh wie Schlamm fühlte manches sich an. Und glitschig. Johanna war nicht gekommen. Nach zehn Minuten unter der Dusche
     fiel ihm ein, dass er dem Kommissar von seiner Entdeckung berichten sollte. Carl holte sich beim Bäcker frische Semmeln und
     ließ sich einen Cappuccino geben. Auf dem Rückweg kam er an der Post vorbei, wo er telefonieren konnte. Alles, was die Polizei
     wissen durfte, sollte er auf offiziellem Wege erledigen. Für andere Telefonate hatte er das neue Handy, das auf seinen Namen
     registriert war. Wenn er unentdeckt bleiben wollte, müsste er das von Maria benutzen, um sich weder abhören noch lokalisieren
     zu lassen. Herrndorff wollte nicht den wirklichen Täter, er wollte ihn. Weshalb eigentlich? War er zu faul zum Suchen, hatte
     er Vorurteile – oder wollte er jemanden decken?
    |270| »Fechter, Alois, Ermittlungsgruppe«, meldete sich der Inspektor. »Ah, Herr Breitenbach, servus, wie steht’s? Bestens?«
    »Ich habe den Mörder – na, haben wäre zu viel gesagt, ich weiß, wer es war.« Gespannt wartete Carl auf die Reaktion.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Noch da, Herr Inspektor?«
    »Ja, ja, sicherlich. Das, das kommt recht überraschend und klingt ziemlich befremdlich. Und – wer ist der Ärmste?« Abwehr
     und Skepsis blieben.
    »Das sage ich nur Ihnen persönlich.« Herrndorff durfte es keinesfalls erfahren, zumal alle Gespräche sicher mitgeschnitten
     wurden. »Wann sind Sie hier? Es gibt in Purbach ein Restaurant, gegenüber vom Türkentor, Pauli’s Stuben. In einer Stunde?
     Ich warte. Kommen Sie bloß allein.«
    »Von wo aus telefonieren Sie?«, fragte Fechter.
    »Raten Sie mal, Herr Inspektor.«
     
    Der Inspektor war bereits nach einer halben Stunde da, Carl beobachtete aus dem Schatten des Türkentors, ob er ein Gefolge
     mitgebracht hatte, dann würde er sich verdrücken, aber soweit er es beurteilen konnte, wurde er nicht beschattet, und Fechter
     war allein, er saß am Fenster, als Carl kurz nach ihm das Restaurant betrat.
    »Konnten Sie sich nicht einen anderen aussuchen?«, fragte der Inspektor, als Carl seinen Bericht beendet hatte. »Das ist eine
     ziemlich illustre Persönlichkeit, bekannt, sehr umtriebig, auch ziemlich umstritten, aber auf jeden Fall ein Aushängeschild
     für unsere Region. Von seinen Weinen kann man denken, was man will   ... «
    »Finden Sie auch? Blender, alles Blender, Effekthascherei, nichts dahinter, so wie bei ihm.«
    »Wie kommen Sie zu derart gewagten Schlüssen? Ich denke, Sie haben keine Ahnung?«
    »Man lernt, jetzt kenne ich seine Weine. Ich habe es neulich schon geahnt, beim Esterházy, da lebte Maria noch.«
    |271| »Mit ihrem Tod haben Sie sich noch immer nicht abgefunden?«
    »Kann man sich mit dem Tod abfinden? Man muss mit ihm leben, Herr Inspektor. Das tun Sie auch.«
    »Es gibt bedeutend mehr Verkehrstote als Mordopfer. Wir Österreicher sind nicht so gewalttätig, besonders nicht hier, in Wien
     schon eher. Aber zu unserem Fall: Weshalb sollte dieser Thomas Thurn Maria Sandhofer ermorden?
    »Ist es nicht Ihr Beruf, das Motiv zu finden? Überprüfen Sie sein Alibi. Wo war er zur fraglichen Zeit, um 19   Uhr?«
    Fechter schüttelte den Kopf. »Sie sind ein Kauz. Wie stellen Sie sich das vor? Erst einmal soll ich Ihnen glauben, als Hauptverdächtigem,
     dann setzen Sie mich ohne Beweise auf eine Spur und geben mir gute Ratschläge? Dann verlangen Sie, dass ich schweige. Gegenüber
     der Presse verständlich, aber gegenüber Vorgesetzten? Niemals. Und wenn

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