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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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diesmal klappte es, er verlagerte sein Gewicht zum Heck. Das auf einem drehbaren Fuß installierte
     Surfbrett mit Segel war ideal zum |274| Üben, obwohl er sich darauf vorkam wie seinerzeit auf dem künstlichen Bullen im Westernsaloon von Llaredo/Texas. Carl neigte
     den Mast nach vorn, und das Brett fiel ab, drehte weg vom Wind. Er neigte ihn nach hinten, und das Board luvte an. Zumindest
     kannte er die richtigen Begriffe, und er war stolz auf sich. Fritz ließ ihn in Ruhe üben, es war kein weiterer Anfänger da,
     und nach einer Weile hatte Carl den Bogen raus.
    Im Wasser sah die Sache wieder anders aus. Er brauchte etwa zwanzig Versuche, bis er mit zittrigen Beinen einigermaßen im
     Gleichgewicht war und das Brett eine leichte Bewegung vorwärts machte. Aber kaum zog er am Gabelbaum, fiel er rückwärts ins
     Wasser. Es war nicht tief, aber die Schienbeine waren trotz des Neopren-Anzugs voller blauer Flecken, so oft war er ausgerutscht.
     Er probierte es wieder und wieder. Wenn Johanna das konnte, wieso nicht er? Überall flitzten sie über den See, bestiegen lässig
     ihr Board, zogen das Segel hoch und sausten los. Weg waren sie. Und er hampelte hilflos im seichten Wasser herum. Peinlich.
    »Ich lasse es lieber«, meinte er, als er nach drei Stunden den Lehrer bezahlen wollte. »Nicht mein Ding.«
    »Wie lange hast du gebraucht, um Portugiesisch zu lernen?« Fritz winkte ab. »Du zahlst, wenn du es kannst. Ich arbeite in
     deinem Fall mit Erfolgsgarantie. Vielleicht macht dir das Mut.«
    »Gut, wenn es so ist, komme ich morgen wieder«, meinte Carl zerknirscht, »einmal kann ich es ja noch versuchen«, und er sah
     voller Bewunderung den Kitesurfern nach, die ihre Schirme am Ufer aufpumpten, die Steuerleinen klarierten, sich einhakten
     und auf dem rechteckigen Brett davongetragen wurden.
    »Morgen klappt es, nein, besser du kommst heute Abend noch mal vorbei, so gegen fünf, dann flaut es ab, der Wind wird schwächer.
     Wenigstens eine Stunde.«
    Brummend stimmte Carl zu. Als er auf dem Rad saß, |275| fühlte er sich wohl. Das war sein Sport, und er konnte endlich wieder freihändig fahren.
    Gemächlich ging es gegen den Wind nach Breitenbrunn, wo er direkt an der Bahnlinie den Radwanderweg fand, auf dem er nach
     Purbach gelangte. Keine Autos, also auch keine Verfolger. Die Polizei würde Fahrradstreifen einführen müssen. Vielleicht ein
     Job für gedopte Rad-Profis.
    Johanna war in der Zwischenzeit im Apartment gewesen. Auf dem Tisch im Wohnraum lag ein Zettel: »Bin zum Tunnel, komme übermorgen
     zurück. Johanna.«
    Nicht mal eine Anrede. Das war der Rest, mehr gab es nicht zu sagen. Er hatte sie um Hilfe gebeten, sie hatte sich ihm verweigert,
     hatte Urlaub vorgeschützt, und jetzt arbeitete sie selbst. Wieso stand dann ihr Laptop im Schrank? Merkwürdig   ... sie hatte es auf Reisen immer dabei. Andererseits vielleicht ganz gut so, denn so brauchte er Hermine nicht zu bitten,
     ihr Büro für seine Nachforschungen benutzen zu dürfen. Mit Johannas Laptop kam man überall ins Internet, und da musste er
     sich wegen der Autobahngeschichte dringend umsehen. Beim Telefonieren war Vorsicht angesagt. Wenn er jemanden anrief, erschien
     im Display des Angerufenen wahrscheinlich Marias Name.
    Beim Eintippen von Bruno Sandhofers Nummer zögerte er. Wie würde Marias Vater reagieren, wenn auf dem Display der Name seiner
     Tochter erschien? Der Mann war herzkrank.
    »Ich habe mich sofort erinnert«, meinte Bruno Sandhofer zu Carls Erleichterung, »sind Sie vorangekommen?«
    Carl bejahte, erklärte dann aber, dass er lieber persönlich mit Sandhofer sprechen wollte, und fragte nach Informationen zur
     Autobahn.
    »Maria hat den ganzen Schrank voll. Sind Sie immer noch mit dem Rad unterwegs? Dann bringen’S einen großen Rucksack mit und
     nehmen’S alles mit.«
    Zwanzig Minuten später rollte Carl auf den Hof.
    |276| »Der hat hier nichts zu suchen«, polterte Cousin Richard, als Sandhofer mit Carl das Büro betrat. »Alles Firmenunterlagen,
     die gehen den nix an. Wer weiß, was der angestellt hat, und so jemandem vertraust du.«
    »Dir ja auch, und noch hab ich hier das Sagen«, meinte Sandhofer. »Und so wird es auch bleiben.« Er zwinkerte Carl zu, als
     sie außer Hörweite waren. »Richard wird sich wundern. Er hat sich verrechnet.« Wieso und weshalb behielt er für sich.
    »Und halt mir das Mädchen vom Leib!«, rief Richard dem Alten nach. »Überall rennt sie mir hinterher. Sie steht nur im

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