Verschwörung beim Heurigen
Rose auch seine Liebe für Maria ins Grab geworfen – und seine Illusionen.
Aufatmend, fast beschwingt schritt er durch die Gräberreihen. Er gehörte wieder sich selbst. Die Zukunft war klar – und leer.
Es war Zeit für die nächste Stunde bei Fritz im Wasser. Er hatte große Fortschritte gemacht und verbrachte die Zeit oben auf
dem Brett und nicht mehr hauptsächlich unter Wasser. Er ging zum Rad und öffnete das Schloss. Als er aufsah, brauchte er einen
Moment, um sich zu erinnern. Es gab zu viele neue Gesichter, doch dieses kannte er. Es war Karola, Marias beste Freundin.
»Ich hasse solche Veranstaltungen. Man heult sich die Augen aus, dabei kommen wir alle dahin.« Sie nickte mit dem Kopf in
Richtung von Marias Grab. »Begreifen werden wir das sowieso nie. Ich habe dich gesucht, ich hatte vergessen, dass man dich
über Hermine erreicht. Ich wollte dir nur von Marias Vater ausrichten, dass du besser dem Leichenschmaus fern bleibst. Die
Leute sind aufgebracht, manche halten dich für den Täter, zumindest für verdächtig, es wäre unklug ... «
Carl hatte verstanden, er sollte sich verziehen, möglichst unauffällig. Dabei waren er und Fechter die Einzigen, die wirklich
nach dem Täter suchten.
|324| Karola war noch nicht fertig. »Ganz was anderes, und möglicherweise wichtiger. Ich habe etwas erfahren, vielmehr erlebt, was
dich interessieren könnte. Du hast nach dieser Bürgerinitiative gefragt ... «
Carl nickte, auch alle anderen Winzerinnen hatte er danach gefragt, die Antworten waren nebulös geblieben.
»Ich war vorhin in Eisenstadt in einer Druckerei«, fuhr Karola fort. »Da hat jemand von dieser Bürgerinitiative Flugblätter
abgeholt. Der Angestellte gab ihm die Rechnung und fragte, ob es richtig sei, dass sie auf die abbag ausgestellt sei, wie
üblich. Ich dachte, ich höre nicht recht, das ist die Autobahnbau AG, wenn ich nicht irre ... «
»He, das ist spannend. Dann wird die Bürgerinitiative gegen die Autobahn von den Autobahnbauern finanziert?«
Bevor Carl Gelegenheit fand, mit Karola über die Auswirkungen dieser Entdeckung zu sprechen, eilte sie den Trauergästen nach.
Drüben, unter der Ulme, stand ein Wagen, aus dem heraus ihn zwei Männer unauffällig beobachteten. Es waren jedoch nicht die
beiden Inspektoren, außerdem hatte der graue Passat keine österreichische Nummer.
Ich zeige euch den Mittelfinger, dachte Carl, fuhr gegen die Einbahnstraße zurück zum Apartment und holte Badezeug und Handtuch
für die Surfstunde. Als er vors Haus trat, stand der Passat wieder da. Carl fuhr hinunter zum Radwanderweg, da konnten sie
ihm nicht folgen, und er fuhr so lange weiter, bis er den Wagen aus den Augen verlor; sie hatten sicher gewendet und erwarteten
ihn in Donnerskirchen. Er aber fuhr zurück und stieg eine halbe Stunde später vor Fritz’ Surfschule vom Rad. Als er sich aufrichtete,
meinte er, hinter einer Hecke einen grauen Passat gesehen zu haben. Er ging hin, um sich zu überzeugen. Sein Eindruck war
richtig. Aber niemand saß im Auto.
»Wie kann jemand wissen, dass ich zu dir zum Unterricht komme?«, fragte er, als Fritz auf ihn zukam.
|325| Der wand sich gerade wie eine sich häutende Schlange aus seinem Neo und drehte sich dann eine Zigarette. »Gestern wollte dich
hier jemand sprechen. Ich habe ihm gesagt, dass du heute wiederkommst, die Uhrzeit auch. Hätte ich mir was dabei denken sollen?
Fehler? Scheint so, oder? Kommt nicht wieder vor.« Glücklicherweise hatte Fritz eine rasche Auffassungsgabe. »Mach dich fertig,
in einer Viertelstunde sind wir draußen, ich begleite dich.«
»Kennst du einen Anwalt mit Namen Günther Wollknecht?«, fragte Carl und wunderte sich, dass Johanna überhaupt noch etwas aß,
das er gekocht hatte. »Oder einen Magister Reuschler, vom Wirtschaftsverband?« Er war auf ihre Antwort gespannt. Was würde
sie preisgeben? Glaubte sie immer noch, dass er ihr nachspionierte, oder hatte sie begriffen, dass es um was ganz anderes
ging?
»Hat das mit deinem Mord zu tun?« Johanna hob den Kopf, sie war neuerdings auch vor Carl auf der Hut.
»Dieser Anwalt soll früher in der Rechtsabteilung eines Baukonzerns gearbeitet haben, heute betreibt er eine Kanzlei in Eisenstadt
und regelt komplizierte Fälle für die Landesregierung, ein Kollege von dir, für die ... schmierigen, äh, schwierigen Fälle.«
Die Spaghetti mit den Steinpilzen fielen Johanna von der Gabel, kurz bevor sie den
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