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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Termin gesagt. Seltsam. So geschäftlich gefiel
     er ihr auch gut, das elegante Auftreten passte zu ihm. Aber seine Lässigkeit war ihr lieber, das Wilde, Ungestüme, er war
     fordernd, wohl nicht sehr rücksichtsvoll, das war auch nicht mehr gefragt, dafür bahnte er sich seinen Weg. Genau das hatte
     sie bei Carl immer vermisst |160| . Aber war sie nicht viel zu intellektuell für diesen – Naturmenschen? Außerdem war er pausenlos den Verlockungen des jungen
     Gemüses ausgesetzt, das den ganzen Tag im Bikini oder Tanga um ihn war. Hätte sie da noch eine ruhige Minute? Den letzten
     Gedanken tat sie schnell beiseite und fiel ihm um den Hals.
    Sich übertrieben Luft zufächelnd machte er sich los. »Sogar dafür ist es heute zu warm, kaum zum Aushalten, findest du nicht?
     Verschieben wir es auf den Abend.« Er sah ihr tief in die Augen, doch als er sich umschaute, wurde er schnell missmutig. Was
     er sah, behagte ihm nicht, er rümpfte die Nase. »Absolute Flaute, beschissen fürs Geschäft.«
    Er warf das Sakko über einen Stuhl, riss sich das Hemd auf und lümmelte sich hinter seinen Schreibtisch im Pavillon, wo er
     sich mit einem der Junglehrer besprach. Johanna ein Lächeln und ein Augenzwinkern hinwerfend ging er zum Wohnwagen, kam in
     der Badehose zurück, rannte – sich der Bewunderung der Frauen bewusst – über den Rasenplatz, stürzte sich ins Wasser und kraulte
     quer über die Bucht. Keuchend und triefend kam er zurück.
    »Kennst du dich mit Wein oder den Winzern aus?«, fragte Johanna. Diesmal war sie es, die ihm einen Großen Braunen holte, als
     er sich tropfnass neben sie kauerte.
    »Man schnappt was auf. Außerdem kenne ich einen Winzer, er ist ein Star, der macht super Weine. Wir besuchen ihn mal, demnächst,
     und probieren. Du wirst ihn mögen, starker Typ   ... «
    »Darum geht es nicht«, unterbrach ihn Johanna, »kennst du diese Winzerinnenvereinigung von den Frauen, die Sieben?«
    »Wo diese Sandhofer mitgemacht hat? Fängst du schon wieder an? Bist du sensationsgeil? Schau in die ›Krone‹, da steht jeden
     Tag was dazu drin.«
    »Was ist das für ein Verein?«
    »Die Sieben?« Hansi zuckte ratlos mit den Achseln. |161| »Schau, das sind halt Frauen, die machen auf sich aufmerksam, wie alle, wie die anderen Winzer, ist halt ’ne Winzervereinigung.
     Wahrscheinlich Kaffeeklatsch. Vielleicht wollte sie keiner bei den anderen Clubs.«
    »Welchen anderen? Gibt es noch andere Frauen   ... «
    »Nicht für Frauen, für alle, gemischt. Ich weiß nicht, wer damit angefangen hat. Den Verband Renommierte Weingüter Burgenland
     gibt’s seit zehn Jahren. Dann ist da noch ’n Verein, Ganz in Weiß, denen geht’s um Weißweine, nicht ums Heiraten.« Hansi gluckste,
     schlürfte seinen Kaffee und dachte nach. »Den Cercle Ruster Ausbruch haben wir noch. Auch gemischt, Frauen und Männer, da
     sind nur Winzer aus Rust dabei, die machen Süßwein. Der entsteht irgendwie durch Schimmelpilze, aber frag mich nicht, wie
     das funktioniert. Die müssen alle zusehen, wie sie ihre Weine loswerden. Es gibt unendlich viele Winzer, und man muss hoch
     springen, damit man auffällt. Da hilft nur cleveres Marketing, um sich zu unterscheiden.«
    »Sonst weißt du nichts über die Sieben?«
    »Emanzen eben. Da war diese Maria Sandhofer drin, wie ich gehört habe, eine ziemlich verbiesterte Ziege, die soll den Verein
     mit gegründet haben, mit einer hier aus Mörbisch, nicht? Die Frauen haben ihre Weingüter geerbt, glaube ich. Oder der Vater
     ist gestorben, der Ehemann, oder sie mussten dem Papa helfen, wer weiß. Dann haben sie die Betriebe übernommen, und die ganze
     Familie arbeitet wie bescheuert. Die leben von der Selbstausbeutung.« Nach einer kurzen Pause blickte er auf. »Sag mal, Johanna.
     Du hast mich gestern schon damit genervt. Was interessiert dich das? Was ist da am laufen? Heute habe ich gelesen, dass sie
     zwei Spuren verfolgen.«
    »Und welche?« Johanna beschäftigte sich intensiv mit einem ihrer Zehen, um den Eindruck zu erwecken, als würden sie die Schlammspuren
     an der Fußsohle weitaus mehr interessieren.
    |162| »Keine Ahnung. Die Zeitung liegt auf dem Schreibtisch.« Hansi streckte sich im Gras aus und schloss die Augen. »Bei den Winzern
     ist es lange nicht so cool wie bei uns, auf dem Rasen rumlungern, wenn kein Wind ist. Aber das hört auf, das sag ich dir,
     wenn wir das neue Zentrum haben.«
    War er nun überzeugt oder selbstgefällig? Johanna entschied sich für die

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