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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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wollte. Ja, alle Welt redete über den »Treibhauseffekt«, doch er interessierte kaum jemanden wirklich,
     niemand änderte deshalb sein Verhalten.
    »Es ist ein Schlagwort für Umweltpolitiker, Hansi, ein Kampfbegriff, mit dem man sich profilieren will, um Forschungsgelder
     abzukassieren, aber nicht, um was zu ändern. Es ist auch längst zu spät.« Johanna betrachtete sich mittlerweile als Zuschauerin
     einer sich anbahnenden Katastrophe. Sie hatte sich den Mund fusselig geredet, protestiert, polemisiert, laut, klar und eindeutig,
     aber zuhören wollte niemand. Auch sie würde eines Tages zu den Leidtragenden gehören – na und?
    Weltweit wurden Umweltschutzmaßnahmen zurückgefahren, stattdessen war Wachstum angesagt. Auch in der Europäischen Union fand
     ein
Roll-back
statt, ein Rückschritt hin zu den Interessen der großen Konzerne und Finanzgruppen. Jeden Tag mehr Autos, dicke Kisten mit
     hohem Spritverbrauch, und das Billigfliegen boomte.
    »Ihr in Österreich habt in drei Jahren eure Emissionen verdoppelt«, sagte sie und beklagte, dass sogar neue Atomkraftwerke |165| gebaut werden sollten. Als ob die Preise für Uran sich in den letzten beiden Jahren nicht vervierfacht hätten. Angst vor Stromknappheit
     und vor den Arabern würde zur Massensuggestion geschürt. Diese Rückentwicklung war die große Chance für ihre Karriere. Sie
     sollte auf das Angebot zurückkommen, für Environment Consult eine Zweigstelle in Berlin zu eröffnen, aber war Lobbyismus nicht
     längst überholt, seit die Industrie sich in Form von Politikern selbst vertrat?
    »Ich kann mir auch ein Buch besorgen, wenn du es mir nicht erklären willst«, nörgelte Hansi.
    »Sei nicht gleich beleidigt, ich muss überlegen, wie ich das erkläre. Ich war mit meinen Gedanken woanders – Treibhauseffekt?
     Das weißt du nicht?«
    Hansi blickte sie mit einer Mischung aus Unsicherheit und Herablassung an. Es war die Haltung schlichter Gemüter, die unter
     einem Bildungskomplex litten. Hinzukam, dass Johanna den Eindruck gewann, dass er sie belauerte, aber seine Gedanken und möglichen
     Schlussfolgerungen behielt er für sich. Wie konnte jemand, der ein ganzes Jahr am See verbrachte und eine Sportschule betrieb,
     keine Ahnung vom Treibhauseffekt haben? Und was hatte es mit dieser Bürgerinitiative auf sich?
    Widerwillig ging Johanna auf seine Frage ein. »Normalerweise gibt die Erde nachts die am Tag aufgefangene Sonnenstrahlung
     in den Weltraum ab. Jetzt gibt es aber Gase, die bei der industriellen Produktion anfallen. Die legen sich um den Planeten
     wie eine gläserne Blase, und die Wärme kann nicht weiter aufsteigen, wir sitzen praktisch in einem Treibhaus und heizen und
     produzieren Stoffe, die eine Abkühlung weiter erschweren. Die Welt wird zum überhitzten Treibhaus, bei dem sich die Fenster
     nicht mehr aufmachen lassen.«
    »Was ist das, was sind das für Stoffe?«, fragte Hansi argwöhnisch.
    »Eines dieser Gase ist Fluorchlorkohlenwasserstoff, als |166| Fckw bekannt. Das ist in der Luft enthalten, aber in hoher Konzentration als Treibmittel für Spraydosen, als Kältemittel für
     Kühlschränke und Klimaanlagen oder als Lösungsmittel in der chemischen Reinigung. Methan ist ein anderes Treibhausgas, es
     entsteht in der Landwirtschaft und besonders bei der Massentierhaltung, aber am schlimmsten ist Kohlendioxid, das bei Verbrennung
     frei wird, jedes Auto produziert CO 2 , allerdings leben die Pflanzen davon, nur nicht in dem Maß, wie wir es produzieren. Und wenn wir die Wälder weiter abholzen,
     sieht es für uns immer schlechter aus.«
    Hansis Blick war noch misstrauischer geworden. »Du übertreibst. Und was folgt daraus?«
    »Na ja, du hast es selbst gesagt, dass es immer wärmer wird, und was daraus folgt?« Johanna rümpfte die Nase. »Schwer zu sagen.
     Vieles weiß man nicht, und alles wirkt zusammen.«
    »Was denn nun genau?«, fragte Hansi gereizt. Zum einen wollte er es wissen, zum anderen ärgerte ihn offenbar Johannas Wissensvorsprung.
     Er wollte mitreden, aber er schien sich auch vor der Antwort zu fürchten, vermutete Johanna.
    »Es wird wärmer, die Gletscher und Polkappen schmelzen«, sagte sie. »Also steigt der Wasserspiegel. Aber nicht der ist entscheidend.
     Wenn sich durch Abschmelzen die Süßwassermenge erhöht, vermindert sich der Salzgehalt der Meere, und damit steigt die Wassertemperatur.
     Mehr Wasser verdunstet, es entstehen mehr Stürme   ...
    »Wie in New Orleans?« Hansi war weit davon

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