Verschwörung beim Heurigen
war eine Provokation, doch ein Mann
wie er konnte sich dem nicht verweigern.
Sie hockte sich ins Wasser, setzte sich, nur ihr Kopf schaute heraus. Sonnenbrille und Basecap hatte sie aufbehalten und nahm
beides nur kurz ab, als sie untertauchte. Sie musste Hansi dazu bringen, mehr über seine Aktivitäten und die Aufgabe der Bürgerinitiative
zu erzählen, denn das Projekt und diese Initiative, was immer ihre Zielsetzung war, vertrugen sich möglicherweise nicht. Er
sollte da austreten. Sie würde auch zu gern den Bauplan des Surfzentrums noch einmal sehen. Im Wohnwagen war die Zeit viel
zu kurz gewesen. Zweifelte er an ihr? Hatte er das, was sie über den Treibhauseffekt gesagt hatte, in den falschen Hals bekommen
und sie in eine falsche Ecke gestellt? Komisch, dass sie so heftig geworden war – wie früher. Vielleicht hatte sie sich auch
nur unglücklich ausgedrückt. Ihre Erklärungen hatten sehr nach Opposition geklungen, viel zu sehr. Aber sie wusste schon,
wie sie sein Vertrauen zurückgewinnen konnte.
Aufreizend langsam kam sie aus dem Wasser. Als sie bemerkte, dass er zu ihr herüberschaute, strich sie sich langsam das Wasser
vom Körper, wrang ihr Haar aus und wartete, bis Hansi ihr das Badehandtuch brachte. Sie drehte ihm den Rücken zu, beugte den
Nacken, sodass er gar nicht umhin konnte, als sie abzutrocknen. »Jetzt werde ich sehen, wie der neue Anzug passt«, sagte sie
und ging zur Umkleidekabine. Ob die roten Streifen an den Seiten den Sitzund die Beweglichkeit verbesserten, wie die Verkäuferin
gesagt hatte, würde Johanna gleich feststellen, jedenfalls betonten sie die Figur, und Hansis Aufmerksamkeit war ihr sicher.
»Unsere Surfbretter liegen am Ufer. Bei der ersten Böe geht’s los, der Wind nimmt schnell zu, aber wenn das Gewitter da ist,
sind wir nicht mehr auf dem See!« Sein Ton ließ keine Widerrede zu.
|170| Hansi scheuchte die Mitarbeiter übers Gelände, um alles wetterfest zu machen. Gegenüber im Yachtclub verfuhr man ähnlich.
Johanna setzte sich ans Ufer und starrte auf das leblose Wasser, betrachtete eingegipste Segelboote und Schwimmer, eine Fahrradfähre
glitt vorbei. War Carl auf dem Schiff? Wie war das Verhör verlaufen? Mit diesem Chefinspektor würde er aneinanderrasseln,
das war bombensicher. Carl war alles andere als diplomatisch, dadurch war er unterlegen. Sollte sie sich Sorgen machen? Quatsch.
Was musste passieren, damit er durchdrehte? Er war geduldig, er ließ sich viel gefallen, aber Johanna wusste, dass er den
Kopf verlor, wenn er sich betrogen fühlte. Unvorstellbar, dass Carl in eine Mordsache – und doch ... man konnte dem anderen immer nur bis vor die Stirn sehen. Hoffentlich setzten ihm die Kriminalbeamten nicht zu heftig
zu. Ihr aufkommendes Mitgefühl drängte sie beiseite, er hatte es nicht verdient.
»Woran denkst du?«, fragte Hansi und umarmte sie von hinten.
Sie lehnte sich an ihn. »An dich«, sagte sie, ohne zu zögern. »Sieht gut aus, sitzt fantastisch, dein neuer Anzug. Warst du
in dem Geschäft, das ich dir empfohlen habe – und hast du meine Karte abgegeben beim Bezahlen?«
Johanna wunderte sich, dass er nachfragte, und bejahte.
»Einen solchen Laden will ich auch aufmachen. Da setze ich einen Pächter rein. Sportartikel und Sportmode, mehr Mode, damit
ist Geld zu machen. Wir nehmen alles nur auf Kommission, damit bindet man kein Kapital im Lager.«
Und er fabulierte weiter von Franchisenehmern, von Pächtern und von Surflehrern, an deren Umsatz er beteiligt werden wollte.
Je länger er redete, desto stärker geriet er ins Wienerische. »Je mehr Geld die machen, desto mehr werden wir verdienen. Die
Kunden kommen von ganz allein, die werden froh sein, wenn sie ihr Geld hier lassen dürfen, das garantiere ich dir. Exklusiv
muss die Schule werden, wir |171| müssen auch irgendwann zum nationalen Trainingslager werden. Wer hier lernt und trainiert, muss Erfolg haben, ich persönlich
trainiere nur die Besten. Das spricht sich herum. Mit den Sportverbänden muss man sich verbandeln. Die haben Geld, das ist
wie beim Fußball oder in den Olympischen Komitees. Da muss man ran ... « Er rieb sich die Hände. »Ich glaube, du kannst mit solchen Leuten besser umgehen. Das überlasse ich dir. Wer nicht reich
geboren ist, braucht gute Ideen oder muss hackln. Mein Freund Thomas, der hat Glück gehabt, der ist reich geboren, hat ’ne
Kellerei geerbt. Der muss nur Obacht geben, dass ihn seine
Weitere Kostenlose Bücher