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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Leute nicht betackeln. Aber unsereins reißt sich das ganze Leben
     lang die Haxn aus, und wenn man es zu was gebracht hat, bekommt man einen Herzkasper, während die anderen in Ruhe ihr Geld
     verprassen.«
    Er sah sich nach dem Pavillon und dem Schuppen um. »Die Bude ist mir über, weißt du? Fünf Jahre sind’s jetzt. Ich will eine
     neue Anlage haben, schön, modern, ein exklusives Publikum.« Verächtlich betrachtete er die Jugendlichen, die auf den Stufen
     des Pavillons auf Wind warteten.
    »Ein Redakteur vom ORF war letzte Woche hier, er will einen Film über mich und die Schule hier drehen. Das bringt mich nach
     vorn, macht mich bekannt, das öffnet Türen.«
    »Hast du einen Businessplan aufgestellt, wie das Ganze funktionieren soll? Wie willst du die Marina finanzieren?«
    »Ich habe Leute an der Hand, die wissen, wie man an den Brüsseler Geldhahn kommt, die haben an der Finanzierung der gesamten
     Anlage inklusive Seebühne mitgewirkt. Von den Brüsseler Milliarden hat das Burgenland am meisten abgekriegt. Sieh dir die
     vielen modernen Kellereien an. Brandneu, hochmodern, technisch auf dem höchsten Stand. Beziehungen zur Politik, das ist das
     Geheimrezept.«
    »Dafür musst du zahlen, die machen nichts umsonst.«
    »Auch das findet sich«, sagte Hansi überzeugt. »Ich habe Betriebswirtschaft studiert – aber nicht abgeschlossen. War |172| mir zu langweilig, viel zu theoretisch. Aber einer von den Professoren berät mich, weil ich ihm mal einen Gefallen getan habe.«
    Johanna sah hinauf zum Himmel, Hansi folgte ihren Augen. Die Wolken hatten sich weiter verdichtet, waren dunkler geworden,
     an einigen Stellen zeigte sich ein häßliches Blau, giftig wie Blei oder Cyanid.
    »Da kommt Hagel. Wenn du so viel übers Wetter weißt, wie entsteht dann der Hagel?«
    Johanna hatte gerade fragen wollen, um welche Art Gefallen es sich dabei gehandelt hatte, sah sich aber nun zu einer Antwort
     genötigt. Seine Unkenntnis war erstaunlich.
    »Die Wolkentürme reichen bis in die Stratosphäre, bis in zwölf Kilometer Höhe und mehr. Da oben ist es eiskalt, da bilden
     sich Eiskristalle, die fallen und werden vom Aufwind wieder in die Höhe gerissen, denn in diesen Wolken dort steigt die Luft
     rasend schnell, bis zu dreißig Meter pro Sekunde. Die Eiskristalle werden dicker, sie fallen wieder, sausen wieder hoch, bis
     ihr Gewicht größer ist als die Kraft, die sie nach oben treibt.«
    Hansi schüttelte bewundernd den Kopf. »Woher hast du das?«
    »Ist Wetterkunde nicht eigentlich dein Gebiet? Bei uns in der Nähe hatten wir im Juni zehn Zentimeter dicke Hagelkörner, 150   Millionen Euro Schaden in einer Stunde. Wenn wir Industrieanlagen bauen, müssen wir uns auf veränderte Wetterbedingungen und
     Windgeschwindigkeiten einstellen, allein wegen der Versicherung.« Sie griff nach seinem Haar und zog ihn daran zu sich herunter.
     »Heute beschäftige ich mich lieber mit dir und mit deinem Projekt. Ich würde gern einsteigen. Ich glaube, das wäre was für
     mich.«
    Der erste Windstoß fuhr in die Bäume. Mit einem Satz waren beide auf den Beinen, auch Hansi zwängte sich in einen Neopren-Anzug.
     Wie viele andere liefen sie zu den Surfbrettern, schoben sie ins Wasser und wateten in die |173| Bucht. Es wurde dunkler, die Wolken drohten zu platzen, die Hitze war sogar im Wasser unangenehm, doch der starke Wind blieb
     aus. Auf ihren Brettern nebeneinander herfahrend beobachteten die beiden, wie die Wolken weiter nördlich über den See zogen,
     weiter nach Ungarn, in die Pannonische Ebene, wo sich das Gewitter entlud und ein fernes Grollen herüberschickte.
    Kurz vor der Einfahrt zur Mörbischer Bucht verlor Hansi das Gleichgewicht und fiel ins Wasser. Er schwamm mit wenigen Stößen
     zu Johanna, packte ihren Fuß und zog sie vom Brett. Sie wehrte sich nicht, sie wartete geradezu darauf. Das Wasser reichte
     ihr bis zur Brust. Hansi nahm sie in die Arme, sie verschränkte die Hände in seinem Nacken, schlang die Beine um seine Hüften,
     ließ sich von ihm und dem Wasser tragen und küsste ihn. Er öffnete den Reißverschluss auf ihrem Rückten, sie tat das Gleiche
     bei ihm, sie pellten sich gegenseitig aus ihren Häuten, rissen sie sich fast vom Leib, sie waren gierig aufeinander   ... Sie spürte ihn, er fühlte sich ungeheuer wild und fordernd an. Es war nicht das erste Mal in ihrer Ehe, dass sie mit einem
     anderen Mann zusammen war. Doch bei diesem hier verlor sie total den Kopf, wie bei sieben

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