Verschwörung beim Heurigen
nicht billig.«
»Sieben Kilo. Karbon, die Bremsen, die Gabel, Hohlfelgen, Tausendfünfhundert ... aber Sie haben mir nicht den Weg verstellt, um mein Rad zu bewundern.«
»Ich wollte mich allein mit Ihnen unterhalten – ich meine tatsächlich unterhalten, nicht verhören«, schob er nach, als Carl
ihm das Rad wegnahm und wie eine Barriere zwischen sie stellte. »Ich halte Sie nicht für verdächtig. Wenn Sie es wären, hätten
Sie nicht das Vertrauen der Sieben!«
»Davon wissen Sie ...?«
»Die Mordkommission ermittelt«, sagte er gequält. »Sie haben uns darauf hingewiesen, dass Fremdeinwirkung vorliegen kann.
Wir haben es geprüft, Sie hatten Recht, also suchen wir. Ich glaube, der Täter kommt aus dem Umfeld. Einige Kilometer weiter
ist eine Tankstelle, Sie sind in zwei Minuten da, gleich nach dem Supermarkt. In der Tankstelle ist ein Café, eine Bar. Bitte,
ich brauche Ihre Hilfe.«
»Ob Sie mich bitten oder nicht, was bleibt mir übrig? Oder ist das ein Schachzug Ihres Vorgesetzten?«
Der Inspektor zündete sich eine Zigarette an. »Herrndorff ist kein Vorgesetzter; er tut nur so, weil er eine Besoldungsgruppe
höher ist. Er ersetzt meinen Kollegen, das war der, den Sie beim
Soundcheck
durch die Kellerei gehetzt haben. Der hat sich beim Fußball den Fuß gebrochen. Deshalb hat man Kollegen Herrndorff aus Wien
hierher beordert. Meine |184| Schachzüge allerdings pflege ich so zu planen, dass sie kaum als solche durchschaut werden.« Fechter grinste.
»Dieser hier ist aber ziemlich durchsichtig.«
»Wenn Sie es so sehen! Also – in zehn Minuten?«
Carls sah zum Himmel hinauf, die Wolken hatten sich gefährlich zusammengezogen, ein Gewitter baute sich auf, vielleicht war
es ganz gut, den bevorstehenden Guss im Café abzuwarten.
Fünf Minuten später tauchte der Supermarkt auf, das Aquarium auf der grünen Wiese, bunte Packungen darin wie tropische Zierfische.
Genau so beziehungslos zur Landschaft stand dahinter die Tankstelle. Der Inspektor wartete an der Bar, bis auf einen Fernfahrer
waren sie allein. Die Bedienung kam, Carl bestellte frischen Orangensaft und wandte sich an den Inspektor:
»Eine simple Frage an den Fachmann: Welche Konflikte können nur durch Mord gelöst werden?«
»Mag sein, dass ein Konflikt durch Mord gelöst wird, allerdings nur aus der Sicht des Täters.« Der Inspektor zündete sich
eine Zigarette an. »Nicht aus unserer Sicht, denn es entsteht ein neuer Konflikt, bedeutend schwerwiegender für uns, vielleicht
nicht aus seiner Sicht. Letzten Endes doch. Es kostet das Leben oder lebenslänglich. Es gibt nur zwei Motive für Mord: Das
eine ist Liebe oder verschmähte Liebe, was Kollege Herrndorff annimmt, das andere ist Geld. Geld, hinter dem Einer her ist,
oder Rache dafür, dass man es nicht bekommen hat – es kann aber auch eine Drohung sein, es rauszurücken. Ihr müsst zahlen,
sonst geht es euch genauso! Das wäre bei Schutzgeld der Fall, und davon wüsste ich. Könnte auch bei der illegalen Vermietung
von Arbeitskräften vorkommen, Schleuser, Illegale, die Grenze, wissen Sie? Aber nach allem, was wir über Sandhofer wissen,
sind die korrekt, wie die meisten Familienbetriebe.«
»Sie haben vermutet, dass die mit Illegalen aus der Slowakei oder Kroatien ...?
|185| »Ist doch nahe liegend.« Die Überlegung war für den Inspektor anscheinend normal. »Die ungarische Grenze ist gleich da drüben.«
Er wies in die entsprechende Richtung, was die Bedienung als Zeichen auffasste, ihm noch einen Braunen zu bringen. Fechter
nickte. »Aber nur drei Tropfen Milch, bittschön!«
»Die andere Grenze, Tschechien, ist etwas weiter weg, knappe 50 Kilometer. Dann grenzt Kärnten an Slowenien. Und an der schmalsten Stelle sind es nur 40 Kilometer nach Kroatien. Was glauben Sie, was da auf uns zurollt. Bulgaren, Rumänen ... «
Carl hatte bislang keine Veranlassung gehabt, darüber nachzudenken, wichtiger war ihm sein Orangensaft, er stürzte ihn in
einem Zug hinunter, jetzt lief ihm der Schweiß erst recht über Gesicht und Hals, er griff nach den Papierservietten. Der Inspektor
sah amüsiert zu.
»Wenn es ein Unwetter gibt, werden Sie ziemlich nass, oder Sie bleiben so lange hier. Ihre Frau hat Ihnen das Fahrrad gelassen,
nicht wahr?«
»Was Sie alles wissen.«
»Sie hat nichts gesagt, was Sie kompromittieren könnte. Sie hat zu wenig gesagt. Das macht hellhörig. Nur ... um Ihre Ehe ist es wirklich nicht gut
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