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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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›Das wüste Land‹ habe T. S. Eliot die genauen Worte und Ausdrücke seiner Frau übernommen. Unzählige Professoren-frauen schrieben die Bücher ihrer Männer, und zum Schluß würden sie höchstens mit zwei Worten in der Danksagung erwähnt – wahrscheinlich genau ein Jahr, ehe ihre Göttergatten sich dann scheiden ließen und mit irgendeiner Studentin fortliefen.« Hansford, der merkte, daß die Gäule mit ihm durchgingen, verstummte und füllte sein Glas nach.
    Kate amüsierte sich bei der Vorstellung, wie Hansford zu der verspäteten und unerfreulichen Einsicht kam, daß seine Frau dadurch, daß sie ihm bei seinen Büchern »half«, eine Menge über moderne Literatur gelernt hatte. Der Gedanke mußte ihn zugleich geärgert und geängstigt haben.
    »Ich will keinen Hehl daraus machen«, nahm Hansford seinen Faden wieder auf, »aber ich habe mich allen Ernstes gefragt, ob sie nicht irgendwann behaupten würde, sie hätte meine Foxx-Biographie geschrieben.«
    Kate, die allmählich den Rhythmus des Hansfordschen Ehe-geplänkels erkannte, wobei ihr ihre umfangreiche Kenntnis moderner Akademikerehen zu Hilfe kam, konnte sich Judiths Antwort vorstellen: Sie habe nicht das geringste Interesse daran, als Autorin einer solch langweiligen Biographie zu gelten. Aber Hansford sprach das nicht aus. Er gab lediglich zu, Judith sei der Ansicht gewesen, daß alles Wissenswerte über Foxx’ sexuelle Beutezüge bereits in den früheren Biographien stehe. Davon aber ganz abgesehen, sei sexuelle Freibeuterei nicht mehr so aufsehenerregend und skandalös wie 77

    früher, auch wenn es sich natürlich nach wie vor um Ausbeutung handele.
    »Um die Wahrheit zu sagen«, vertraute Hansford sich jetzt Kate an, »ich hoffte, sie würde sich an ihrem Lieblingsthema, der sexuellen Ausbeutung, festbeißen, denn das würde sie eine Weile beschäftigen.« Und, fügte Kate im stillen hinzu, sie von anderen, heikleren Themen ablenken, dem zum Beispiel, wie enttäuschend seine letzte Biographie war oder wieviel seiner drei früheren Biographien sie geschrieben hatte. Aber Judith enttäuschte ihn, so, wie sie immer häufiger in letzter Zeit seine Erwartungen enttäuschte. »Aus heite-rem Himmel erzählte sie mir dann, sie spiele mit dem Gedanken, selbst ein Buch über meinen großartigen Emmanuel Foxx zu schreiben. Sie sagte noch, das solle ich mir in meine Pfeife stopfen und rauchen! Dann stürmte sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.«
    Hansford stand von der Couch auf und setzte sich in einen Sessel neben Kate. Seine Haltung hatte sich verändert, war entspannter, fast kumpelhaft. Kate wappnete sich: Als nächstes folgte bestimmt ein ausführlicher Bericht irgendwelcher sexueller Tollkühnheiten.
    »Natürlich«, sagte Hansford, »trug der Streit mit Judith nicht gerade dazu bei, mein Selbstvertrauen zu stärken, aber wenigstens brachte er mich auf eine Idee oder war zumindest der Ansporn, eine Idee weiterzuverfolgen, die mir schon vorher gekommen war. Dorinda erschien mir plötzlich wie ein Hoffnungsstrahl. Ich fragte mich, ob ich nicht doch zu ungeduldig mit ihr gewesen war – mit ihren extrem ausführlichen Beschreibungen, unter welchen Umständen und wo jedes einzelne Foto entstanden war. Wenn man es sich genau überlegte, war sie schließlich eine zentrale Figur in der Foxxschen Familiensaga: die Kusine und Freundin Nellies, die Nichte Hildas, das vergötterte einzige Kind der Goddards. In ihren zugege-benermaßen nicht gerade fesselnden Anekdoten waren vielleicht doch Hinweise enthalten, die mir entgangen waren. Meine Frau hat mir schon immer vorgeworfen, ich würde Frauen und dem, was sie zu sagen hätten, zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Einmal gab sie mir eine Geschichte von Susan Glaspell, ›A Jury of Her Peers‹, zu lesen, die ich, offengestanden, ärgerlich fand, obwohl ich sie natürlich lobte. Meiner Meinung nach hatte Glaspell die Geschichte künstlich konstruiert, um ihre Thesen zu veranschaulichen: daß Männer Idioten sind und nur das sehen, was sie sehen wollen.« Als ob Männer keine Geschichten konstruierten, um ihre Anschauungen 78

    an den Mann zu bringen, dachte Kate, unternahm aber nichts, Hansfords inzwischen sturzbachartigen Redefluß zu unterbrechen.
    »Vielleicht, so dachte ich plötzlich«, sprach Hansford weiter,
    »hätte ich mir den Frauenstandpunkt doch mehr zu Herzen nehmen sollen. Vielleicht gab es in Dorindas weitschweifigen Erzählungen doch noch einiges, was aufschlußreich war.

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