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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wo er über Gabrielle zu sprechen begann, richtete ich meine Antennen auf und merkte mir alles, was er sagte – nun, mehr oder weniger alles.«
    »Und das war?«
    » ›Nein‹, sagte Dorinda zu ihm. ›Sie kam nicht zu meiner Hochzeit, obwohl meine Familie alles daransetzte, sie zu überreden. Meine Mutter fuhr nach London, um sie im Pflegeheim zu besuchen, aber da war sie schon völlig verwirrt. Sie tat mir leid. Irgendwie hatte ich immer ein Faible für Gabrielle.‹
    ›Faible?‹ fragte Hansford.
    ›Ja‹, sagte Dorinda. ›Ihre Geschichte hat mich immer fasziniert, und sie hätte mich noch mehr fasziniert, wenn ich mehr Einzelheiten gewußt hätte. Schließlich brannte sie mit Emmanuel durch, als sie noch blutjung war. Und was für ein Leben hat sie dann führen müssen! Immer in einer fremden Stadt, ohne Familie, wahrscheinlich 82

    ohne Freunde. Dann verlor sie den Sohn und mußte auf ihre Enkelin verzichten. Sie soll so schön gewesen sein, das typische schöne englische Mädchen.‹
    An dieser Stelle machte Hansford einen Witz, auf den er so stolz war, daß er ihn mir wiederholte: ›Bei den Mädchen mit rosigen Wangen muß man um ihre Tugend bangen.‹ Die Sorte Plattheit, die haargenau zu ihm paßt«, fügte Kate hinzu. »Reicht es dir inzwischen?«
    »Sagte Dorinda noch etwas?«
    »Ja. Sie sagte, als junger Mann müsse Foxx unwiderstehlich gewesen sein, einer jener gutaussehenden Männer, die den Teufel im Leib haben und alle Regeln und Zwänge des langweiligen bourgeoi-sen Lebens durchbrechen.«
    »Ich nehme an, das faßte Hansford als die Ermunterung auf, als die es eindeutig gemeint war«, sagte Reed.
    »Ihr Männer seid doch alle gleich«, brummte Kate.
    »Wir alle haben Gehirne, die funktionieren, falls du das meinst«, antwortete Reed. »Jedenfalls die meisten von uns.«
    »Ja, du hast recht. Ich nehme an, die Semiotik der Sexualität ist recht klar umrissen.«
    »Fahr fort mit der verflixten Entführungsgeschichte und verschon mich mit deinen linguistischen Theorien.«
    Kate lachte. »Hansford entgegnete, solch unwiderstehliche Ty-pen, wie sie sie beschreibe, bereiteten kurze Wonne und lebenslan-ges Leid. Er wollte wissen, ob Gabrielle ihrer Meinung nach gelitten habe.
    ›Natürlich litt sie‹, sagte Dorinda. ›Aber immerhin hatte sie Anteil an etwas Bedeutendem, etwas, das wichtig war.‹ «
    Reed seufzte. Kate ignorierte ihn. »Hansford fragte, ob sie einen Roman, und sei er auch noch so gefeiert, für so wichtig halte. Eine seltsame Frage für einen Literaturprofessor, aber er war ja jetzt auf Freiersfüßen, und sein Berufsethos scherte ihn nicht mehr. Überflüssig zu sagen, wie dumm das von ihm war, denn hätte der Idiot sich an seine Aufgabe gehalten, hätte er vielleicht mehr über Gabrielle erfahren.«
    »Und was sagte Dorinda? Ich kann es mir schon denken.«
    »Wie du zweifellos errätst, meinte sie, Kunst sei wichtiger als alles andere. Ein Kunstwerk zu erschaffen oder jemandem beim Schöpfungsprozeß zu helfen, sei eine großartige Bestimmung. Hansford ließ die Bemerkung fallen, daß sie ja keinen Künstler geheiratet 83

    habe. Ich nehme an, Dorinda spielte weiter mit dem Brot herum, formte noch mehr kleine schmutzige Kugeln, bis Hansford vor Qual fast aufschrie. Er sagte, das Schlimmste sei gewesen, daß er einfach nicht wegsehen konnte.«
    »Er konnte also seinen Blick nicht wenden, und sie landeten im Bett. In seiner Wohnung?«
    »So nehme ich an. Dorindas Mann kam wohl gelegentlich von der Arbeit nach Hause, um sich am häuslichen Quell zu laben. Also wollte sie es dort nicht riskieren.«
    »Das Ganze klingt allmählich sehr nach ›Les Liaisons Dangéreuses‹; war es wenigstens für beide Teile erfreulich?«
    »Um Hansford Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Über diese Details hat er sich nicht ausgelassen. Aber er hatte wohl den Eindruck, Dorinda betrachtete den Sex als Lohn für ihre Bereitschaft, mit ihm zu sprechen. Sie schien es ziemlich eilig zu haben.«
    »Für mich klingt das nicht nach einer besonders vielversprechen-den Person«, sagte Reed.
    »Ich bin mir nicht so sicher. Das alles liegt mehrere Jahre zurück.
    Vielleicht war es ihr erster Schritt aus der Enge ihres Lebens. Dorinda ist etwa zwanzig Jahre älter als ich, trotzdem – wir sind in der gleichen konventionellen Welt aufgewachsen. Ich glaube, ich verstehe sie, kann nachempfinden, was sie fühlte. Und mein nächster Schritt wird sein, mit ihr zu sprechen.«
    »Ich nehme an, sie trafen sich wieder,

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