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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sie sich geweigert hatte, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    Kate konnte sich Hansfords Frustration vorstellen. Auch wenn er seine Interpretation des Foxxschen Œuvres für die einzig maßgeben-de hielt und sich alle Ansätze der modernen Literaturwissenschaft –
    den feministischen, dekonstruktivistischen und was es sonst noch gab – zunutze gemacht hatte, hegte er tiefe Zweifel, ob seine so gründlich recherchierte und so sorgfältig ausgearbeitete Biographie von Emmanuel Foxx nicht doch bloß ein alter Hut sei, oder noch schlimmer: ein kolossaler Langweiler.
    »Das war Anfang 1977«, fuhr Hansford fort. »Ich finde den Weihnachts- und Neujahrsrummel deprimierend und hochgradig irritierend, womit ich gewiß nicht allein dastehe. Um genau die Zeit nun wurde mein Verleger immer verständnisloser für die Verzögerungen. Die Verkettung von Feiertagen und die Ungeduld meines Verlegers katapultierten mich in einen heftigen Streit mit Judith, meiner Frau.« Auch dies fiel Kate nicht schwer zu interpretieren: 75

    Judith hatte ihm an den Kopf geschleudert, sie habe die Nase voll davon, seine Gehilfin zu sein; sie wolle als Co-Autorin genannt werden, das sei das mindeste, was ihr zustehe. Und davon ganz abgesehen, finde sie seine Biographie langweilig, dumm und, gelinde gesagt, wenig inspirierend.
    Eines ahnte Kate allerdings nicht, nämlich, daß Judith eine Bombe hatte platzen lassen. »Sie werden nie erraten, was meine Frau sagte«, fuhr Hansford fort, unbewußt Kates Gedankengang aufneh-mend und inzwischen sowohl seine eigene wie Judiths Rolle schau-spielernd. »Judith hatte mir gerade verkündet, sie wolle eine möglichst lange, wahrscheinlich jedoch endgültige Trennung; kurz darauf stürmte sie wutentbrannt aus dem Schlafzimmer. Aber vorher blieb sie noch reglos in der Tür stehen« – Hansford mimte jetzt Judiths Pose als Statue –, »erstaunlich nach ihren wilden Anklagen, nicht wahr? – und verkündete, Emmanuel Foxx habe ›Ariadne‹ überhaupt nicht geschrieben, zumindest nicht den ganzen Roman. ›Jede Frau könnte dir das sagen‹, so ihre Worte, ›aber Foxx war und ist eine solche Männerdomäne, genau wie Lawrence, Joyce und Pound, daß sich nie jemand die Mühe gemacht hat, seine Schreibweise wirklich zu analysieren‹.
    ›Viele Frauen haben seine Schreibweise analysiert‹, schoß ich zu-rück, wie Sie sich wohl vorstellen können.« In der Tat, das konnte Kate. »›Frauen‹, sagte ich, ›schwanken immer, ob sie Foxx als männliches Chauvinistenschwein verdammen sollen oder ihn in den Himmel loben, weil er bemerkenswerte Einsicht in die weibliche Psyche vermittelt. Aber gleichwie, niemand bestreitet, daß die Hauptfigur eine Frau ist und diese Tatsache sein Buch so bemerkenswert macht.‹
    ›All diese Leute bleiben auf halbem Weg stehen‹, beharrte meine Frau und meinte, nachdem sie so viel Zeit mit ›Ariadne‹ und den anderen Foxxschen Werken verbracht habe, glaube sie allmählich, Gabrielle habe den ganzen Roman verfaßt. Für sie sei es völlig klar, daß Foxx seine Frau nicht nur beobachtet, befragt und imitiert habe –
    seine ganze Arbeit sei schlicht und einfach geklaut, und wenn nicht von seiner eigenen Frau, dann von einer anderen. An diesem Punkt explodierte Judith förmlich, wie Sie sich vorstellen können. Ich wies daraufhin, daß es nicht den geringsten Beweis für solch wilde Spekulationen gebe, aber sie ließ nicht locker: Und wenn es solche gäbe, würde ich sie ignorieren und als lächerliche Beweise von der Sorte abtun, die harmlose Idioten zu der Behauptung veranlassen, De Vere 76

    habe Shakespeare geschrieben und Shelley statt seiner Frau ›Fran-kenstein‹.« Hansford, der sich inzwischen in Rage geredet hatte, sank plötzlich wieder auf die Couch und hielt sein Glas in der Hand, als habe er sich die ganze Zeit nicht gerührt.
    Kate murmelte, sie glaube ihm ohne weiteres, daß seine Frau in Rage geraten sei.
    »Ich hoffte bloß, daß sie nicht als nächstes behauptete, eine Freundin von Richardson habe ›Clarissa‹ geschrieben, denn das hätte geheißen, Judith wäre völlig verrückt geworden. Ich wies sie ruhig darauf hin, daß die Beispiele aus der Literatur mir recht gäben. Sie werden es nicht für möglich halten, aber sie behauptete, so abwegig sei der Gedanke gar nicht, daß ›Clarissa‹ von einer Frau geschrieben worden sei. Sie schrie herum, auch Lawrence habe in ›Söhne und Liebhaber‹ und seinen anderen Büchern die Worte von Frauen gestohlen, und in

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