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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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was nur anständig von ihr war. Aber Anne ist ja immer anständig. Ich weiß, das klingt herablassend, aber ich meine es nicht so. Inzwischen habe ich gelernt, Anstand zu schätzen.
    Innere Werte haben, nannte man das wohl früher. Aber heute muß wohl jeder zugeben, daß gerade die Leute, die ständig von inneren Werten sprechen, in die verruchtesten Skandale verwickelt sein können. Ja, anständig ist genau das richtige Wort für Anne. Und sie hat recht, wenn sie sagt, unsere Großzügigkeit habe uns wenig gekostet.
    Sie hat uns so viel gegeben wie wir ihr; bei adoptierten Kindern ist das meistens so.«
    »Das ändert nichts an der Tatsache, daß Ihre Familie Anne und Nellie gut behandelte und beide nie aus den Augen verlor. Ich glaube, das ist schon einige Anerkennung wert.«
    »Vielleicht. Und das ist hauptsächlich meiner Mutter zu verdanken. Oh, als ich jung war, gefiel ich mir sehr in der Rolle der Wohltätigen. Um die Wahrheit zu sagen: Noch bis vor kurzem war das so
    – auch bei Mark Hansford.«
    Kate erinnerte sich plötzlich an eine Begebenheit in ihrer Jugend.
    Sie hatte ein Geldstück in einen dieser Spielautomaten gesteckt und war mit so vielen Münzen belohnt worden, daß sie Hilfe brauchte, sie einzusammeln. Sie erinnerte sich, daß sie nicht gewußt hatte, wohin mit ihnen und wie sie tragen, bis ihr eine freundliche Frau eine braune Papiertüte gab.
    »Glauben Sie, ich dürfte Ihre Mutter anrufen und um ein Gespräch bitten?«
    »Wissen Sie, was so ungewöhnlich an Ihnen ist? Es ist mir einfach aufgefallen, also kann ich es auch erwähnen: Sie stellen keine Fragen, wenn Sie nicht wirklich eine Antwort wollen. Arthur stellt die ganze Zeit Fragen, das ist seine einzige Art von Diskurs – Gespräch möchte ich es nicht nennen –, und er hört nie auf die Antworten. Das habe ich Mark Hansford erzählt, ehe ich merkte, daß er ganz genauso ist. Was meine Mutter betrifft – ja, rufen Sie sie an. Ich gebe 92

    Ihnen ihre Nummer und bereite sie auf Ihren Anruf vor. Sie war wahrscheinlich die letzte Verwandte, die Gabrielle gesehen hat, und außerdem kennt sie Nellie am besten. Ich glaube, Nellie besprach mit ihr Dinge, über die sie mit Anne und mir nie redete. Das ist mir allerdings erst vor kurzem bewußt geworden.«
    »Sie muß sehr alt sein, wie Meister Shallow zu Falstaff sagte«, bemerkte Kate und fühlte sich albern dabei.
    »Sie ist zweiundneunzig, aber Sie werden merken, daß sie noch viel über die Foxx’ zu erzählen hat. Was die alten Zeiten betrifft, ist sie noch sehr klar. Nur bei der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart ist sie vergeßlich und bringt leicht etwas durcheinander.«
    »Ich hoffe, das bedeutet nicht, daß Sie selbst nicht mehr mit mir sprechen wollen.«
    »Ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten«, sagte Dorinda. »Wenn man anfängt, sich zu erinnern, merkt man plötzlich, daß viel mehr da ist, als einem bewußt war: Man kann sich nur an das wirklich erinnern, was man vergessen hatte. Für mich war Emmanuel Foxx immer eine glamouröse Figur. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe mir oft ausgemalt, die letzte Frau in seinem Leben zu sein, die ihn inspirieren würde. Nellie habe ich natürlich nie davon erzählt. Nellie ist die einzige, die Gabrielle wirklich liebte, aber, wie in so vielen Familien, erst als sie nicht mehr bei ihr war.
    Sie müssen sich mit Nellie unterhalten. Ich werde Ihnen helfen. Ja, ich helfe Ihnen sehr gerne. Soll ich Ihnen etwas Schreckliches erzählen? Kürzlich las ich über mehrere Frauen – alle talentiert, vielleicht nicht gerade Genies, aber doch außerordentlich begabt –, die auf ihre alten Tage Affären mit jungen Männern anfingen. Und ich lernte etwas daraus. Ich habe angefangen, solche Frauen zu sammeln. Bisher bin ich auf vier gekommen. Was ich daraus gelernt habe? Daß nicht nur Männer im Alter noch sexuelle Wünsche haben und daß Sexualität nur ein anderes Wort für Macht ist, wenn man erst einmal über die Vierzig ist.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Kate. »Das ist mir auch aufgefallen.«
    »Sie wollten sagen, Sie haben es schon immer gewußt. Hören Sie, ich will es Ihnen einfach machen. Hier sind die wissenswerten Fakten meines Lebens.« Dorinda hielt die Hand hoch, um die Fakten ihres Lebens an den Fingern abzuzählen. »Ich habe Spaß an medizi-nischen Forschungen. Ich lerne viel daraus, über die Vergangenheit nachzudenken. Ich habe vier Söhne, also einen weniger als Sally Seton, aber ich pflanze keine

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