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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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es. Wie klug von Ihnen, meine Liebe. Alle anderen dachten, er sei eine kapriziöse Erfindung von mir. Ich sagte, mir gefiele der Name und damit hatte es sich. Sig hätte sich nur um den Namen eines Sohnes Gedanken gemacht. Als ich mit Dorinda schwanger war, las ich ›Barren Ground‹. Das Buch war gerade erschienen. Ich weiß nicht, warum mich dieser Roman so berührte – vielleicht, weil ich hoffte, meine Tochter würde Dorindas Mut haben. Sie hatte so viel davon, als sie jung war und später so wenig – ich spreche von meiner Dorinda. Aber wie es aussieht, macht sie ja im Augenblick eine Veränderung durch. Haben Sie Arthur kennengelernt?«
    Kate schüttelte den Kopf. »Dem Schicksal geht man am besten aus dem Wege«, sagte Eleanor. »Ich habe versucht, mir einzureden, daß sogar Langweiler interessant sind – eben in ihrer Eigenschaft als Langweiler. Irgend etwas Interessantes muß doch an jedem Menschen sein, wenn man sich nicht zu oft sieht. Das war eine hübsche Illusion, aber Arthur machte sie zunichte.«
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    »Vielleicht haben Sie ihn zu oft gesehen?«
    »Eigentlich nicht. Meistens war er im Krankenhaus, spielte Golf oder war sonst irgendwo. Aber wenn er nach Hause kam, konnte man förmlich spüren, wie die Temperatur im Raum sank, so als hätte jemand kaltes Wasser verspritzt. Ich mochte Arthur nie. Aber er ist der erste Mensch, bei dem ich offen zugab, daß ich ihn nicht mochte.
    Ich empfand das als große Erleichterung, aber Dorinda und mich brachte es natürlich nicht näher.« Eleanor machte eine Pause und sah Kate erwartungsvoll an.
    »Wie oft sind Sie Gabrielle begegnet?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Das erste Mal, als Hilda sich entschlossen hatte, Emile zu heiraten. Sig und ich fuhren nach Europa, auf der Ile de France glaube ich, aber wir haben den Ozean so oft überquert, daß ich das Schiff vielleicht verwechsle. In jenen Tagen war das Reisen ein Vergnügen. Gabrielle war alles andere als erfreut über die Heirat, und ich machte ihr keinen Vorwurf daraus. Wir unterhielten uns oft, während all die anderen Emmanuel umtänzel-ten, und ich wußte, was sie empfand. Ich glaube, uns beiden war klar, daß Emile für Hilda ein Ersatz-Emmanuel war, ihre Eintritts-karte in die aufregende Pariser Schriftstellerwelt. Und ich fand es nur verständlich, daß Gabrielle sich für Emile eine Frau wünschte, die ihn um seiner selbst willen liebte.
    Gabrielle war sehr freundlich und unternahm mit mir kleine Spaziergänge durch Paris. Unsere Abwesenheit wurde kaum bemerkt, höchstens von Emmanuel, der plötzlich irgend etwas brauchte, merkte, daß Gabrielle nicht da war und darauf bestand, daß man sie sofort holte. Ich glaube, sie war eine Art Talisman für ihn, ohne den er sich verloren fühlte. Und dann rannten alle los, uns zu suchen – wir saßen meistens in einem Café in der Nähe –, und Gabrielle mußte zurück.
    Oft hatte ich das Gefühl, gerade in dem Augenblick einem wirklichen Gespräch nahe zu sein, aber es kam nie dazu. Vielleicht wäre es passiert, wenn ich länger geblieben wäre. Aber das ist wahrscheinlich nur die Illusion einer alten Frau, die ihre Vergangenheit durch eine rosarote Brille sieht. Sind Sie sicher, daß Sie nichts trinken möchten?«
    »Ganz sicher«, sagte Kate. »Und wann trafen Sie sie das nächste Mal?«
    »Mein Gott, ich wüßte nicht, wann mir mal jemand so an den Lippen hing wie Sie – ich glaube, das ist mir noch nie passiert, höchstens bei Anne. Bei Sig und Dorinda ganz bestimmt nicht. Ich 98

    traf Gabrielle noch einige Male, als wir vor dem Krieg nach Europa reisten. Emmanuel starb während des Krieges, und da war es nicht mehr möglich zu reisen. Sig holte Hilda in allerletzter Sekunde aus Europa heraus. Sie war in einem Sanatorium. Emile hatte sie verlassen. Nellie, ihre Tochter, lebte bei Gabrielle, und wenig später holten wir auch sie nach Amerika. Aber all das wissen Sie sicher schon. Ich denke oft darüber nach, wie grausam es war, Gabrielle den einzigen Menschen fortzunehmen, den sie noch hatte. Aber wir dachten natürlich alle nur an das Mädchen. Sie war in demselben Alter wie Dorinda und sehnte sich danach, bei uns in Amerika zu leben. Wir sind oft so grausam, ohne es zu wollen – als ob das eine Entschuldigung wäre! Ich versuchte, mir einzureden, daß Nellie hätte umkommen können, wäre sie in Europa geblieben, aber darum geht es ja eigentlich nicht.«
    Diese letzten Worte kamen langsam und schleppend. Eleanor war eingedöst. Ihr Kopf war

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