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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sei glücklich, über die Foxx’ oder auch sonstwen zu sprechen.
    »Es gibt nicht viele Leute, die darum bitten, den Erinnerungen einer steinalten Frau zuzuhören. Ich erinnere mich, wie Pop, so nannten wir Sigs Vater, endlos schwadronierte, und ich schwor mir, wenn ich alt werde, nie über die Vergangenheit zu sprechen, es sei denn, ich würde ausdrücklich darum gebeten. Aber glauben Sie mir, ich finde es schön, wenn man mich darum bittet. Kann ich Ihnen 95

    irgend etwas anbieten – einen Tee, Drink oder Saft?«
    »Vielen Dank, ich möchte nichts«, sagte Kate. »Es sei denn, Sie leisten mir Gesellschaft. Am liebsten würde ich einfach sprechen und zuhören.«
    »Gut. Was hielten Sie eigentlich von Dorinda? Welchen Eindruck machte sie auf Sie?«
    »Ich hatte gehofft, diejenige zu sein, die die Fragen stellt«, sagte Kate lächelnd. »Ich mochte Dorinda sehr und hatte den Eindruck, daß sie dabei ist, ihr Leben neu zu überdenken, was im großen und ganzen gesehen immer eine gute Sache ist.«
    »Im großen und ganzen?«
    Kate staunte. Offenbar war sie auf die gewitzteste alte Dame des Universums gestoßen. Würde sie Fragen auch so hübsch beantworten wie sie sie stellte? »Viele Leute, die ich kenne«, sagte Kate, »die meisten davon Verwandte oder Freunde, überdenken ihr Leben nur aus dem Grund neu, um alte Scharten auszuwetzen – aus Bitterkeit, weil ihnen das Leben übel mitgespielt hat. Bei Dorinda habe ich das Gefühl, daß sie ihr Leben mit Blick auf die Zukunft neu überdenkt, und nicht, um die Vergangenheit zu bewältigen.«
    »Das freut mich zu hören. Dorinda war mir schon immer ein Rätsel, das gestehe ich offen ein. Sogar als Baby war sie mir ein mysteriöses Wesen. Es lebte noch ein anderes Mädchen bei uns, sie hieß Anne, und mit einer Tochter wie ihr hätte ich mehr anfangen können.
    Sie war mir näher als Dorinda, um die Wahrheit zu sagen, und wenn man zweiundneunzig ist, sagt man entweder die Wahrheit oder spult die ewig gleichen alten Geschichten ab. Eigenartig, sich mit der eigenen Tochter erst zu verstehen, wenn sie über sechzig und man selbst älter als Gott ist, wie Sig zu sagen pflegte.
    Das Hauptproblem für mich war Dorindas Ehe. Ich konnte nie verstehen, warum sie Arthur geheiratet hat. Na, im Grunde verstand ich nichts, was Dorinda tat, aber ihre Heirat war mir am aller rätsel-haftesten. Ich fühlte mich immer an diese alte Geschichte von der schönsten Frau von London erinnert, die den langweiligsten Mann von ganz England heiratete. Wenn man sie fragte, warum, sagte sie, das sei der einzig sichere Weg, nie wieder beim Dinner neben ihm sitzen zu müssen. Für Dorinda kann das wohl kaum ein Motiv gewesen sein. Aber Sie sind ja hergekommen, um über Gabrielle Foxx zu sprechen, und ich sitze hier und schwatze über meine Tochter.«
    »Nach dem, was Dorinda mir erzählt hat, nehme ich an, daß Ihr Mann alles andere als langweilig war.«
    96

    »Langweilig konnte man Sig bestimmt nicht nennen«, stimmte Eleanor zu. »Nein, beim besten Willen nicht. Er holte mich aus meiner Kleinbürgerwelt, im Grunde eher Arbeiterwelt, wo wir immer versuchten, so zu tun, als hätten wir mehr als wir in Wirklichkeit hatten. Sig, die Goddards und all ihre Freunde taten das nie. Ich sagte mir immer, das läge daran, weil man einfach unmöglich noch mehr besitzen konnte als sie. Warum also so tun?« Eleanor lachte in sich hinein. »Die Goddards waren Juden, wissen Sie, und deshalb hatten sie nichts von der typischen Langweiligkeit der Angelsachsen.
    Ich erinnere mich, wie Sig und seine Familie während des Krieges, den Zweiten Weltkrieg meine ich, viele Juden aus Deutschland, Österreich und anderen Ländern retteten. Manche dieser jüdischen Familien waren in Europa selbst sehr reich gewesen. Und wenn sie dann herkamen, klagten sie endlos über Amerika; in der Alten Welt sei alles viel besser gewesen. Sig war viel toleranter als ich. Aber was«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »hat das alles mit Gabrielle zu tun? Verzeihen Sie mir, meine Liebe, alle, die mir nahestanden, sind gestorben. Und sogar, wenn ich über alte Leute lese, sind sie immer noch jünger als ich, wenn auch manchmal nicht viel. Ich bin eine Reliquie. Sie müssen aufpassen, daß ich nicht den Faden verliere. Stellen Sie mir Ihre Fragen über die Foxx’.«
    »Alles, was Sie erzählen, ist wichtig für meine Arbeit, und davon ganz abgesehen, interessiert es mich. Wirklich. Haben Sie den Namen Dorinda von Ellen Glasgow?«
    »So ist

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