Verschwoerung der Frauen
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lich einen Agenten. Behalten Sie den Vorschuß wenigstens so lange, bis wir wissen, woran wir sind. Sie haben Leute befragt, sind gereist, haben viel Zeit aufgewendet. Wir wollen jetzt nicht über Geld sprechen, sondern lieber über den Zeitplan für die Veröffentlichung.«
»Ich will versuchen, die Editionsarbeit in einem Jahr zu schaffen und danach sofort das Porträt zu schreiben, falls Sie es haben wollen.
Ich bin übrigens schnell.«
»Was mir nicht entgangen ist. Aber es ist eine Menge Arbeit für ein Jahr.«
»Gut, sagen wir zwei Jahre. Wenn wir uns einig sind, fange ich sofort an und bleibe ohne Unterbrechung dran. Falls Sie den Roman haben wollen…«
»Hören Sie endlich mit Ihrem falls auf. Natürlich will ich den Roman! Aber über Geld müssen wir noch einmal ernsthaft reden.
Besorgen Sie sich unbedingt einen Agenten! Ich käme mir sonst vor wie ein Schwindler, der eine arme Witwe um ihre letzten Spargro-schen bringt.«
»Ich bin nicht naiv«, sagte Kate, »auch wenn ich bei passender Gelegenheit recht bescheiden sein kann. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich möchte sichergehen, daß Nellie und Anne die Tantiemen bekommen, und wenn ich recht verstehe, wird ein Vorschuß mit den Tantiemen verrechnet. Sie müßten also den Vorschuß an Anne und Nellie zahlen, was ein bißchen merkwürdig wäre. Mir ist klar, daß die Situation ungewöhnlich ist: Ich habe dafür ein besonderes Talent.
Simon, wichtig ist im Augenblick nur, ob Sie dieses Buch wollen oder nicht! Ich finde, allein die Tatsache, daß Anne Ihnen das Memoir geschickt hat, ist doch schon ein Omen dafür, daß Sie der Richtige sind. Und Dorindas Informationen nach steht der Verlag auf sehr gesunden Füßen, und Sie sind in Ordnung.«
»Wann bekomme ich den Roman in seiner jetzigen Form zu lesen?«
»Wenn der Vertrag unterzeichnet und alles geklärt ist. Mit anderen Worten: Bei dem Ärger, den Anwälte machen – einerseits, um selbst auf ihre Kosten zu kommen, andererseits, um ihren Mandanten abzusichern –, wahrscheinlich in ungefähr sechs Monaten. Aber wenn Ihr Entschluß feststeht, fange ich gleich an. Schließlich gebe ich den Roman nicht für einen Verlag, sondern für Gabrielle heraus.«
»Das war die perfekte Abgangszeile«, sagte Simon. »Aber gehen Sie noch nicht! Erzählen Sie mir mehr über Nellie und Anne und Dorinda. Haben Sie Dorinda kennengelernt?«
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»Ich habe sie alle drei kennengelernt«, sagte Kate. »Sie sind wie ein Bund guter Hexen, falls Sie sich darunter etwas vorstellen können. Alle drei in den Sechzigern, und ich ertappe mich ständig dabei, wie ich in ihnen junge Frauen sehe. Nicht wegen ihres Aussehens, sondern ihre ganze Art, ihre Lebendigkeit und Vitalität sind der Grund. Mir kommt es vor, als hätten sie die Freude der Jugend entdeckt, als diese ihnen keine Fesseln mehr anlegte, sondern sie wirklich jung sein ließ.«
»Das war eine herrliche Fansler-Bemerkung, voller Tiefgründigkeit, die entweder überhaupt keinen Sinn ergibt oder sehr viel. Nun, ich verstehe, was Sie meinen. Ist das der Grund, warum die drei, oder vielmehr Anne, plötzlich beschlossen, Gabrielles Roman nach all den Jahren aus der Versenkung zu holen?«
»Sie wollten den richtigen Moment in der Geschichte der Moderne abwarten«, sagte Kate. »Und nachdem ich mich mit mehreren Kollegen darüber beraten habe, glaube ich, sie haben ihn genau getroffen.«
»Ich glaube eher, die drei haben auf Sie gewartet«, sagte Simon.
»Ich tauchte nur zufällig am Horizont auf, als sie einen Herausgeber suchten«, sagte Kate, »und ich war sowieso auf der Suche nach neuen Abenteuern. So, wie Sie gerade nach einem guten neuen Buch Ausschau hielten. Wir beide haben nur zunächst mißverstanden, worauf wir uns einließen.«
Der Kellner erschien, und Simon bestellte noch eine Runde, ver-zichtete aber auf das Alka Seltzer. Er sieht aus, dachte Kate, wie jemand, der auf der Straße Geld gefunden hat und nicht recht weiß, was er damit anfangen soll. Nein, eher sah er noch wie jemand aus, der ein Geschenk bekommen hat und sich nicht ganz sicher über die Folgen ist, wenn er es annimmt. Im großen und ganzen, fand Kate und lächelte ihn an, sah er aber recht zufrieden aus.
Und das war er auch. Als alle Vereinbarungen getroffen, noch einmal überdacht, abgeändert und schließlich bis ins kleinste geregelt waren und die Verträge vor Kate auf dem Schreibtisch lagen, begriff sie, daß es ernst wurde: Jetzt mußte sie sich an die Arbeit
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