Verschwoerung der Frauen
machen, die sie sich und Simon eingebrockt hatte. Aber auch die drei guten Hexen Dorinda, Anne und Nellie hatten ihr das eingebrockt, hatten sie mit äußerster Geschicklichkeit dahin manipuliert.
Aber ehe sie sich in die Arbeit stürzte, hatte Kate vor, ein langes Gespräch mit allen dreien zu führen – ein Gespräch, das für Kate das Ende vom Anfang des ganzen Unternehmens markieren würde.
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Sie hatte alle drei in ihre Wohnung zitiert (eingeladen wäre das höflichere, allerdings weniger zutreffende Wort gewesen). Nellie war nicht nur wegen dieses Treffens und eines Wiedersehens mit dem Rest des Triumvirats nach New York gekommen, sondern auch, um mit Simon Pearlstines Verlag und Kate die Verträge für die Ver-
öffentlichung von Gabrielles Roman zu unterzeichnen. Heutzutage schien im Verlagsgeschäft und auch überall sonst rein gar nichts ohne Verträge zu geschehen, durch die jede vorstellbare und unvorstellbare Eventualität abgedeckt war, angefangen vom Tod bis hin zu plötzlicher Unlust. Die von Dorinda rekrutierten Anwälte Annes und Nellies hatten strengste Auflagen zur Werbung für Gabrielles Buch durchgesetzt, und auf den Rat eines weiteren Anwalts hin hatte Kate darauf bestanden, daß Buchumschlag, Klappentext und die Anzeige im Verlagsprospekt ihre Zustimmung brauchten.
Wenn man Kates Studenten zum Maßstab nahm, verspürten kluge junge Leute offenbar immer noch den Wunsch, ins Verlagswesen zu gehen, obwohl die Arbeit dort unterbezahlt war und im Grunde künstlerische oder literarische Interessen weniger wichtig waren als geschäftliche. Nach ihren eigenen jüngsten Erfahrungen hatte Kate beschlossen, ihren Studenten zu raten, doch lieber ein Buch herauszugeben. Dabei lernte man zweifellos mehr über die Tücken und Mechanismen des Verlagsgeschäfts, denn als Assistent in irgendeiner Abteilung für Nebenrechte.
Alle drei – Dorinda, Anne und Nellie – waren damit einverstanden, zu Kate zu kommen und sich in deren Wohnzimmer ihre Lieb-lingsgetränke kredenzen zu lassen. Was das Zuhause der drei betraf, zog Kate es auch weiterhin vor, in Unkenntnis zu schweben. Außerdem konnte sie in ihrer eigenen Wohnung besser Regie führen und die Dramaturgie des Treffens selbst bestimmen. Daran lag ihr viel, denn sie mußte die drei dazu bringen, noch einmal über die Vergangenheit zu sprechen, und zwar so, daß Kate wirklich alles erfuhr, was es zu erfahren gab. Danach würde sie alles vergessen und sich in die nächste Phase ihres Lebens stürzen, die Herausgabe von Gabrielles Roman.
Die drei kamen gleichzeitig. Kaum daß sie eingetreten war, schwatzte Dorinda drauflos: Die beiden anderen waren stiller – so war es wohl schon in ihrer Jugend gewesen, dachte Kate. Anne und Nellie hatte sie recht gut kennengelernt – bewunderte und mochte sie und freute sich darüber, daß sie ihr, Kate, eine Rolle in ihrem Leben und in ihren Plänen zugedacht hatten. Dorinda kannte sie weniger 179
gut, fühlte sich aber spontan stärker zu ihr hingezogen. Sie verstand Dorindas Leben. Mochte es sich auch in ein oder zwei Aspekten noch so sehr von ihrem eigenen unterscheiden – in Kates Familie hatte niemand etwas auch nur halb so Interessantes getan, wie einen berühmten Schriftsteller zu heiraten (in ihrem Clan tat man gar nichts Interessantes, außer, das mußte Kate zugeben, daß man viel Geld machte, was für die Mitglieder ihrer Familie als einziges zählte und auch für sie selbst nicht ganz uninteressant war, denn sie konnte es schließlich ausgeben, wofür sie es wollte) –, außer ein oder zwei Aspekten also, war Dorinda ähnlich aufgewachsen wie Kate – nur eine Generation früher. Und Kate wußte, wie lähmend und entsetzlich das Leben dieser Frauengeneration gewesen war. Aber Dorinda war aufgewacht: Und war dieses Aufwachen auch recht spät geschehen, so hatte die plötzliche Erkenntnis dessen, was wirklich zählte im Leben, bei ihr wie bei Kate zu ungefähr dem gleichen Zeitpunkt im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts eingesetzt. Wie so viele vitale Frauen hatte Dorinda als junges Mädchen vor Leben gesprüht und war dann viele Jahre lang in einen Dornröschenschlaf gefallen, war in ihrer Rolle als Sexualobjekt, Mutter, Gastgeberin und Hausfrau aufgegangen und hatte ihr Selbst erst jetzt wieder auferstehen lassen.
Kate glaubte an die Wiedergeburt von Frauen, und Dorinda war ein seltenes und wundervolles Beispiel.
»Bier für Anne«, sagte Kate, die sich vorerst an die wesentlichen Dinge des
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