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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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er auf diese Gehhilfen angewiesen gewesen. Als ein an Seele und Gliedern gebrochener Mann war er zur Oase gekommen. Und heute wirkte er stärker und seelisch gesünder als je zuvor.
    Was er allein Schwester Barbara zu verdanken hatte.
    Er schlenderte zusammen mit ihr durch die Parkanlage, die er während der letzten drei Jahre geleitet hatte, und sie gelangten auf die Straße, die so zukunftsträchtig auf den Namen Hope Avenue getauft war. »Kinder, Schwester, wir sprechen hier von Kindern.«
    »Glauben Sie denn, das wüßte ich nicht?«
    »Doch, natürlich, nur … «
    »Dann ist Ihnen doch wohl auch klar, daß ich gewichtige Gründe für so eine Entscheidung habe.«
    »Verzeihen Sie, Schwester, aber …«
    »Seien Sie versichert, daß es nur zu ihrem Besten geschieht, und überlassen Sie alles Weitere mir.«
    Doch Bagnell war noch nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. »Schwester, gibt es da vielleicht etwas, das Sie mir verschwiegen haben? Brauchen Sie Hilfe? Kann ich Sie in irgendeiner Weise unterstützen?«
    »Sie helfen mir am ehesten, wenn Sie sich um diese Angelegenheit kümmern. Und da wäre noch etwas: Ich möchte, daß alle Mitarbeiter die Anlage bis 20 Uhr verlassen haben.«
    Der Manager blieb erschrocken stehen. »Aber die Sicherheitsbeamten, die Handwerker und …«
    »Wir kommen auch ohne sie aus.«
    »Lassen Sie wenigstens einen kleinen Stab von Mitarbeitern hier.«
    »Auch dazu besteht kein Anlaß. Und ein letztes, Roland.«
    »Ja, Schwester?«
    »Der Abzug schließt auch Sie mit ein.«
    Barbara drehte sich um und verließ Bagnell, bevor der etwas erwidern konnte. Sie mußte die ganze Kraft ihres Willens aufbieten, um sich nicht noch einmal zu ihm umzudrehen; zu sehr widerstrebte es ihr, sein verwirrtes Gesicht zu sehen und ihm dabei die Angst in ihrem Blick zu zeigen, die sie bis eben nur mit Mühe hatte zurückhalten können.
    Wie sehr sie diesen Ort liebte und es genoß, vorbei an seinen Spielplätzen, Bühnen, Buden und den Wasserspielen zu spazieren! Das angenehme Klima in North Carolina hatte es ihr ermöglicht, die Wasseranlagen zur Hauptattraktion der Oase aufzubauen. Sechs lange Rutschen führten in einen lagunenartigen Pool hinunter. Das Wasser war kristallklar, und schon der Blick darauf war erfrischend. Hinter den Wasserrutschen breitete sich ein zweites, viel größeres Becken mit einer Wellenmaschine aus. Es konnte die Illusion erzeugen, sich mitten auf dem Meer zu befinden. Und noch ein Stück weiter lag ein künstlicher Weiher, den man mit Tret- oder Scooterbooten befahren konnte.
    Die Schwester ging an dem hüfthohen Zaun entlang, der den Wasserpark umschloß. Der Chlorgeruch stieg ihr in die Nase, und sie stellte sich vor, wie Kinder dort aufgeregt schrien und herumtollten. Die letzte Besuchergruppe war gestern kurz vor ihrer Rückkehr abgereist. Morgen sollte eigentlich die nächste eintreffen. Roland Bagnell hatte natürlich recht gehabt damit, sie an die große Enttäuschung der Kinder zu erinnern, wenn ihnen kurz vorher abgesagt wurde. Aber ihr blieb keine andere Wahl.
    Wind kam auf und brachte die Fahnen an den Buden zum Knattern. Die Riesengondel drehte sich leise. Barbara kam am Karussell vorbei, und die tierförmigen Sitze schienen sie anzulächeln. Die Schwester dachte daran, wie fröhliche Kinder zum Rhythmus der Musik auf und ab bewegt wurden. Ja, hier hatten sie lachen können, die kranken, mißbrauchten oder armen Kinder. Die Kleinen, die nie in ihrem Leben die Chance erhalten würden, etwas Schönes zu erleben, und für die deswegen die Oase geschaffen worden war. Und selbst die Kinder, die hierherkamen, konnten nur in den seltensten Fällen alle Attraktionen genießen, die in diesem Park geboten wurden. Ein, zwei oder sogar drei Tage waren ihnen hier vergönnt, in denen Barbara und ihre Crew alles unternahmen, um sie ihre Sorgen vergessen zu lassen. Die vielen Millionen Dollar, die sie zurückgelegt hatte und die noch aus den Tagen ihrer Fernsehsendungen stammten, reichten vollauf aus, die Anlage in Betrieb zu halten. Und es wärmte der Schwester das Herz, wenn sie mit ansehen konnte, wie ihr Geld so viele Kinder glücklich machte und so viel Gutes tat.
    All das würde sie sehr vermissen. Die Oase war ihr in ganz besonderer Weise ans Herz gewachsen, und deswegen bildete sie auch das Fundament ihres Plans, Harlan Frye zu vernichten. Aber seine Soldaten waren schon gekommen, noch ehe sie Gelegenheit gehabt hatte, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.

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