Verschwörung der Sieben
uns weiterhin Seiner Führung unterwerfen … Major Vandal«, er drehte sich zu dem Mann um, »Sie bringen die anderen zu mir. Spätestens morgen will ich sie sehen.«
»Jawohl, Sir.« Angesichts der Gewißheit des Sieges spürte Osborne Vandal, wie sein Vietnamtrauma nachließ. Der Major hatte zu den lediglich dreizehn Überlebenden des Gefangenenlagers gehört, in dem er interniert war. Und unter diesen war er der einzige Offizier gewesen. Ursprünglich hatte man dort an die hundert Gefangene eingesperrt. Danach hatte man ihn, wie es Vorschrift war, von amerikanischer Seite ins Verhör genommen, und ihn stundenlang nach einer möglichen Kollaboration mit dem Feind ausgefragt. Er hatte nie eine Anerkennung durch den Staat erhalten, aber es war auch keine Strafe gegen ihn verhängt worden – und dennoch fühlte Vandal sich schuldig. Die machtvollen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg blieben nicht ohne Wirkung auf ihn, und so erlitt er einen nicht wiedergutzumachenden Schaden. Für eine Beförderung kam er nicht mehr in Frage, und für ein Kommando oder einen bedeutenderen Posten wurde er ebenfalls nicht mehr vorgesehen. Osborne fühlte sich unehrenhaft entlassen und konnte sich keinen Grund dafür denken.
Zehn Jahre lang hatte er sich mit unterschiedlichen Posten durchgeschlagen und war von einem Standort zum nächsten weitergereicht worden. Nie ging er freiwillig, und im Lauf der Zeit wurde es mit ihm so schlimm, daß er sich beim Einzug in eine neue Kaserne nicht einmal mehr die Mühe machte, seine Sachen auszupacken. Aber eines Tages war er dann Reverend Harlan Frye begegnet. Der hatte sich seine ganze Leidensgeschichte ruhig angehört und ihm erklärt, daß er von nun an zu seinen Auserwählten gehöre. Dabei hatte er Vandals nicht mehr zu gebrauchende rechte Hand traurig betrachtet, als der Major ihm die Linke reichte. Vandal erinnerte sich oft an diesen Moment, und am stärksten waren ihm der Blick und das Lächeln im Gedächtnis geblieben, als Frye die Linke verschmäht und statt dessen die gelähmte Rechte ergriffen hatte.
Am nächsten Morgen wachte der Major auf und stellte zu seiner Verblüffung fest, daß er die rechte Hand wieder bewegen konnte. Zwar war er noch nicht in der Lage, sie wie früher einzusetzen, aber zumindest konnte er mit den Fingern bereits wieder leichtere Tätigkeiten verrichten. Und auch die schief zusammengewachsenen Knochen kamen ihm an jenem Morgen viel gerader vor. Seine Hand schien sich im Lauf der Nacht neugebildet zu haben. Osborne Vandal war auf die Knie gefallen und hatte gebetet.
Danach hatte er sich auf die Suche nach Reverend Frye gemacht.
Harlan hatte ihn schon erwartet, schien fest mit seinem Auftauchen gerechnet zu haben. Er verlor kein Wort über Vandals geheilte Hand und wehrte auch allen Dank ab, den der Mann ihm aussprechen wollte. Statt dessen fragte er den Major, ob er ein Kommando in der wundersamsten Armee erhalten wolle, die die Welt je gesehen hatte.
In der Armee Gottes.
Harlan betrat jetzt die Wendeltreppe, die ihn eine Etage höher führte. »Kommen Sie bitte mit, denn ich habe einen dringenden Auftrag für Sie. Ich möchte denen danken, die die wahre Verantwortung für das tragen, was heute morgen hier vollbracht wurde.«
Der Major starrte ängstlich auf die Treppe. »Wirklich dorthin, Sir?«
»Wir schulden ihnen sehr viel, mehr als wir ihnen je zurückzahlen können, selbst wenn uns dafür ausreichend Zeit und Mittel zur Verfügung stünden. Deshalb will ich wenigstens das für sie tun, Major.«
»Sir …«
»Begleiten Sie mich, Major.« Frye winkte ihn zu sich heran. »Es dauert bestimmt nicht lange.«
Der Mann mit dem Gehstock starrte Schwester Barbara an, als habe sie den Verstand verloren.
»Sind Sie sich da auch ganz sicher, Schwester?« fragte er noch einmal. »Absolut sicher?«
»Sind meine Ausführungen so unklar gewesen, Roland?«
»Nein, Schwester, bestimmt nicht«, entgegnete er wie zur Entschuldigung. »Es ist nur so, daß …«
»Sprechen Sie es ruhig aus.«
»Einer Gruppe so kurzfristig abzusagen, wird bei den Betroffenen und auch bei vielen anderen große Enttäuschung hervorrufen.« Roland Bagnell, der Manager des Oasengeländes, auf dem sich ihr weithin berühmter Vergnügungspark befand, wechselte den Stock von der Rechten in die Linke. Barbara selbst hatte ihn ihm an dem Tag geschenkt, an dem er sich von den Krücken verabschiedet hatte. Seit dem Unfall in der Fabrik, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte, war
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