Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
zurückbrachte.
    Die junge Frau blieb stehen und sprach wieder in ihr Walkie-Talkie. Earvin war jetzt hinter ihr und tauchte in die Wirklichkeit ein.
    »Er ist es«, flüsterte Rachel in das Funkgerät.
    »Wer?«
    »Der Mann aus New York, von dem der Indianer gesprochen hat. Das Monster.«
    »Woher willst du das …«
    Jacob vernahm aus dem Hörer einen dumpfen Schlag.
    »Rachel!« rief er. »Rachel?«
    Aus dem Walkie-Talkie kamen nur noch Störgeräusche. Jacob erstarrte und zwang die Stärke in seine zitternden Glieder zurück. Plötzlich sprach eine Stimme, die sich kaum von dem Krachen und Zirpen unterschied, aus dem kleinen Funkgerät:
    Bleibe dort,
Mich dich finden lasse,
Denn ich treffe dich bald,
In der hohlen Gasse.
    »Nein«, stöhnte Jacob. »Bitte nicht …«
    Wie von selbst setzten sich seine Beine in Bewegung.
    Hinter der Glaswand sahen Karen und Wareagle eine Einrichtung, die am ehesten einer großen Krankenstation entsprach. Mehrere Reihen Betten standen dort, und an jedem waren ein Tropf und Überwachungsmonitore aufgebaut. Eine Wand des Vorraums, in dem die beiden, sich befanden, war über und über mit elektronischen Anzeigetafeln bestückt. Ständig strömten Daten in die Anlage ein, die sofort verarbeitet wurden und in Form von Zahlenkolonnen und kurzen Berichten auf den über hundert Bildschirmen erschienen. Karen trat näher an die Trennscheibe. Die meisten Betten waren leer. Aber der Anblick der noch vorhandenen Patienten ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Die Körper der dort liegenden Menschen verfaulten und verrotteten, waren nur noch wenig mehr als leichte Erhebungen unter den gestärkten, blütenweißen Laken. Eine Unzahl von Männern und Frauen verbrachte hier die letzten Stunden ihres Lebens. Die wenigen Gliedmaßen, die Karen erkennen konnte, waren nur noch Knochen, über die eine papierdünne Schicht verfärbter Haut gespannt war. Die Gesichter über den Decken waren Gebilde voller Geschwüre, Blasen und purpurroter Flecke. Die Augen dieser Menschen sahen aus wie Glas und blickten leer und wie betäubt. Karen mußte nicht lange raten, um zu wissen, was diese Menschen befallen hatte: Sie allesamt befanden sich im letzten Stadium der Aidserkrankung. Ihre Körper hatten sich auf die bloße Erinnerung ihrer früheren Menschlichkeit reduziert. Während Karen noch in den Saal starrte, flatterten matt einige Lider, und ein paar Köpfe drehten sich kraftlos in Richtung der Scheibe.
    Ihre Sinne sind immer noch wach. Sie können mich sehen!
    Karen schüttelte sich bei dieser Vorstellung, und sie wandte den Kopf ab, um den Blicken dieser Menschen nicht mehr begegnen zu müssen.
    »Sie sollten sich das hier einmal ansehen, Miss.«
    Johnnys Stimme riß sie aus ihrer Starre. Karen drehte sich zu ihm um. Er hielt ihr ein stählernes Klemmbrett hin. Der Indianer hatte bereits das Deckblatt umgeschlagen, und sie erkannte eine lange Namensliste.
    »Wie hieß der Mann, den Wayne Denbo in der Wüste gefunden hat?« fragte sie ihn.
    »McBride«, antwortete Wareagle, »Frank McBride.«
    Karen überflog die Liste, und ihre Augen blieben an einem Namen hängen. Sie hatte das Gefühl, ihr Magen drehe sich um. »Hier steht McBride, Frank«, erklärte sie tonlos und hob den Kopf. »Bei diesen Menschen handelt es sich um die Bewohner von Beaver Falls.«
    Sie blätterte rasch weiter und stieß auf medizinische Befunde und Krankengeschichten. Wenn sie etwas Wichtiges entdeckt hatte, teilte sie es Johnny sofort mit.
    »Die ersten Symptome dieser … O mein Gott, sie sind letzte Woche am Freitag abend aufgetreten. Um neun Uhr am Montag morgen wurde die Evakuierung eingeleitet … Fünf Stunden, bevor Denbo und sein Partner mit Frank McBride in den Ort kamen.« Karen warf einen Blick durch die Scheibe. »Diese Blätter hier listen den körperlichen Verfall der Bewohner von Beaver Falls während der letzten fünf Tage auf.«
    Karen wurde bleich vor Entsetzen.
    »In ihrem Blut fanden sich keinerlei Anzeichen von HIV … bis die ersten Symptome auftauchten … und sich im Vergleich zum Standardverlauf der Krankheit geradezu sprunghaft vermehrten … Acht Jahre wurden bei ihnen zu acht Tagen … Der körperliche Verfall dieser Menschen hat sich so beschleunigt, daß die Geräte nicht mehr damit nachkommen, ihn zu registrieren …« Karen wurde noch blasser. »Einen Moment mal … Grundgütiger …«
    Ihre Finger blätterten rasch schnell zum letzten Blatt weiter und dann wieder an den Anfang zurück.

Weitere Kostenlose Bücher