Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
Trost, die bei seinem Anblick in Tränen ausbrachen und die Hände zum Gebet falteten. Jeder einzelne von denen, die hierhergeströmt waren, wollte Linderung für ein Leiden, und Harlan würde sie heute allesamt von ihren Kümmernissen befreien.
    »Lobet den Herrn!« schrie jemand.
    »Reverend, Sie sind der Größte!«
    »Wir lieben Sie, Reverend!«
    Bevor Frye das Klärwerk betrat, drehte er sich zur Menge um und breitete die Arme aus. Die Gläubigen jubelten und klatschten noch heftiger Beifall als vorhin.
    Harlans Manager, Stu Allison, wartete hinter dem Tor, und neben ihm stand ein kleiner Mann, der ein Namensschild und einen weißen Helm trug.
    »Ich hoffe, alles ist vorbereitet«, begrüßte der Reverend Stu, als er vor ihm stand.
    Allison zuckte die Achseln. »Unter den gegebenen Umständen.«
    »Was denn für Umstände?« wollte Frye wissen.
    Der kleine Mann trat vor. »Nun ja, diese Anlage wurde nicht gerade unter dem Gesichtspunkt errichtet, hier eine Sonntagsschule abzuhalten.«
    »Sonntagsmesse, Mr. … äh …« Er beugte sich vor, um den Namen auf dem Schild zu entziffern. »Äh, Mr. Randall.«
    »Angenehm. Ich bin der Leiter dieses Klärwerks, falls Sie nicht schon von selbst darauf gekommen sind.«
    Harlan fiel auf, daß die Nase des Mannes eingeschlagen und nach einer Seite verbogen war. Vielleicht hatte er früher einmal geboxt. Außerdem schien er die rechte Schulter zu schonen.
    »Wenn Sie mich fragen, Hochwürden, dann würde ich sagen, der Stadtpark auf der anderen Seite eignet sich viel besser für Ihren Gottesdienst.«
    »Nicht Hochwürden, sondern Reverend«, verbesserte Frye. »Und seien Sie versichert, daß mich gute Gründe geleitet haben, als ich mich für diesen Ort entschied.«
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, entgegnete Sal Belamo. »Ich schätze, wir sollten jetzt langsam anfangen.«
    Die Töchter der Republik Texas wachen seit 1905 über das Alamo-Denkmal. Sie kümmern sich seitdem um Hege und Pflege der Anlage und sorgen dafür, daß sie stets in Schuß ist. Die viereinhalb Hektar große Fläche liegt zwischen zwei Hauptstraßen San Antonios und wird von einer Kombination aus wiederhergestellten Mauern und schwarzem Drahtzaun umgeben. Die Kapelle und die langgezogene Unterkunft, die beiden originalen Überreste, teilen sich den Komplex mit einem Museum, einem Souvenir-Shop und einer Bibliothek, die im alten Stil erbaut wurden und sich äußerlich kaum von den ursprünglichen Gemäuern unterscheiden.
    Der Leiter der Alamo-Erhaltung, Lantz Lecolt, befand sich seit letzter Nacht auf dem Gelände. Fünfzehn Minuten, nachdem Davids Anruf ihn erreicht hatte, war er hier erschienen. Die Reparaturarbeiten waren längst im Gange, aber als der Morgen graute, mußte sich Lecolt zu seiner großen Enttäuschung eingestehen, daß Alamo heute nicht würde öffnen können. Dabei war die Anlage sonst nur an Heiligabend und am Ersten Weihnachtsfeiertag geschlossen, und Lecolt war immer stolz darauf gewesen, sich weder von Flutkatastrophen, von Schäden an der Klimaanlage, die die Temperaturen in der Kapelle bis auf mörderische vierzig Grad ansteigen ließen, oder von anderen Krisen aus dem Konzept bringen zu lassen.
    Doch was er hier zu Gesicht bekommen hatte, änderte die Sachlage völlig.
    »Wie schlimm ist es denn?« wollte Clara Marshall, die Präsidentin der Töchter wissen, als sie am Sonntag morgen um 10 Uhr 30 eintraf.
    Lecolt blickte von dem neun Meter hohen Gerüst zu ihr hinab. Die Spalte im Dach der Kapelle nahm ihren Anfang an der Frontfassade und verlief im Zickzack über die gesamte Länge des Baus.
    »Ziemlich schlimm«, rief er, doch seine Antwort ging im Kreischen einer Kreissäge unter, die in diesem Moment eingeschaltet wurde. »Aber wir werden schon damit fertig.«
    In den wenigen Stunden seit Davids Anruf hatten er und seine Männer damit begonnen, ein hölzernes Gerüst zum Abstützen des Daches zu errichten und vor allem unter der Spalte Streben einzuziehen. Eines seiner Teams hatte außen ein Baugerüst aufgebaut, während ein zweites im Innern, das von Flutlichtern ausgeleuchtet wurde, die Stützkonstruktion anbrachte. Von seinem Standort aus konnte Lecolt die Hand durch den Spalt strecken. Er kroch auf dem obersten Brett weiter und tastete mit den Fingern die Ränder der Bruchstelle ab. Die Spalte mußte erst ausgefüllt werden, ehe man sie wieder verputzen konnte. Der Leiter hatte bereits die angeforderten Spezialmaschinen geliefert bekommen, die er zur Reparatur

Weitere Kostenlose Bücher