Verschwörung der Sieben
drückte fest zu, wobei sie sich unwillkürlich in Erwartung des schrillen, durchdringenden Tons anspannte, der jetzt aufheulen würde.
Doch es kam kein Ton; nur Stille.
Karens Angst verwandelte sich in Panik. Zwar arbeitete ihr Gehirn noch, aber die Gedanken überschlugen sich chaotisch. Die Eingangstür und das Schloß gehörten zum besten, was auf dem Markt zu finden war. Für einen Profi nicht völlig unüberwindlich, doch mit Sicherheit eine ernstzunehmende, zeitraubende Hürde.
Von unten drang ein leises, klickendes Geräusch herauf. Entweder das Türschloß, oder etwas kratzte über Fensterglas.
Karen stand stocksteif da, während ihr Verstand wieder in gewohnter Weise zu arbeiten begann. Ihre erste und wichtigste Sorge galt jetzt den Kindern. Sie mußte sie in Sicherheit bringen, zumindest so weit, wie das unter den gegebenen Umständen möglich war. Aber hier im ersten Stock gab es keinen Ausgang, und draußen stand auch kein Baum, auf den man von einem geöffneten Fenster aus springen könnte. Es gab nur eine Treppe nach unten.
Sie eilte in Brandons Zimmer zurück, nahm den schlafenden Jungen in die Arme und hob ihn vom Bett hoch. Er bewegte sich unruhig und stöhnte. Karen huschte wieder zum Fenster und entdeckte abermals schattenhafte Bewegungen. Diesmal waren es mehrere Gestalten, mindestens aber zwei.
Brandon erwachte langsam in ihren Armen, als sie über den Flur zu Taylors Zimmer lief.
»Mom …«
Karen öffnete Taylors Tür und hörte im gleichen Moment mehrere gedämpfte Schläge im Haus, gefolgt vom Geräusch zerbrechenden Glases.
»Mom …«
Brandon wehrte sich gegen ihren Griff, seine Stimme klang gleichzeitig verschlafen und weinerlich.
»Pst!« machte Karen und hoffte, er würde ihre Angst nicht bemerken.
Taylor lag in Jogginghosen und einem Metallica-T-Shirt auf dem Bett, die Kopfhörer noch auf den Ohren. Karen setzte Brandon auf den Boden, nahm Taylor die Kopfhörer ab und schüttelte ihn wach.
»Was ist …«, fuhr er hoch.
Karen legte eine Hand über seine Lippen. »Unten ist jemand. Nimm deinen Bruder und …« Und versteckt euch im Wandschrank, wollte sie gerade sagen, als ihr klar wurde, daß die Kinder sich gar nicht vor den Eindringlingen verbergen konnten. Wer immer dort unten sein mochte, war hinter ihnen her, wollte sie in seine Gewalt bringen. Diebe kappten normalerweise nicht erst die Telefonleitung und setzten die Alarmanlage außer Kraft, bevor sie in ein Haus eindrangen. Viel eher brachen sie ihr Unternehmen einfach ab, wenn sich die Haustür nicht schnell und ohne große Mühe überwinden ließ.
»Nimm deinen Bruder und bleib dicht an der Tür stehen. Laß sie einen Spalt offen und warte, bis ich dich rufe. Hast du verstanden?«
Nach kurzem Zögern nickte Taylor. Karen fragte sich unwillkürlich, wann er zuletzt so unschuldig und kindlich ausgesehen hatte. Widerstrebend wandte sie sich ab und ging zur Tür, wo sie sich noch einmal umdrehte und warnend den Finger auf die Lippen legte. Taylor nickte, während er sich bemühte, Brandon endgültig aufzuwecken.
Karen stand wieder auf dem Flur und verfluchte sich selbst wegen ihrer Angst und Abscheu vor Waffen. Wenn sie eine Pistole im Haus gehabt hätte, könnte sie sich jetzt wenigstens verteidigen. Sie brauchte etwas, das eine Pistole ersetzen konnte, etwas, mit dem sie sich und ihre Kinder schützen konnte.
Doch in jedem Haushalt existieren Waffen, insbesondere für jemanden, der sich so wie sie mit Chemikalien auskannte.
Die leisen, gedämpften Geräusche im unteren Teil des Hauses gingen weiter. Als Karen das Bad der Jungen betrat und den Wandschrank öffnete, waren nicht einmal zwei Minuten vergangen, seit sie den ersten Schatten draußen auf dem Rasen entdeckt hatte. Der flüssige Abflußreiniger war genau dort, wo sie ihn in Erinnerung gehabt hatte, gleich neben einem kleinen weißen Eimer. Sie schüttelte den Plastikbehälter und stellte fest, daß er noch mehr als halbvoll war.
Das reichte aus.
Mit raschen Bewegungen goß sie den Abflußreiniger bis zum letzten Tropfen in den weißen Eimer. Dann hielt sie den Eimer unter den Hahn und ließ etwas Wasser dazu laufen, um eine Säureverbindung herzustellen. Sie wandte ihr Gesicht ab, als die ätzenden Dämpfe aufstiegen.
Als sie zurück auf den Flur schlich, hielt sie den Eimer fest gegen ihre Hüfte gepreßt. Sie ging an Taylors Tür vorbei, die einen Spalt offenstand, durch den der Junge hinausspähte. Hinter ihm war sein Bruder als undeutliche
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