Verschwörung der Sieben
Gestalt zu erkennen.
Taylors Lippen bildeten das Wort Mom.
Karen nickte so aufmunternd, wie sie konnte, und ging weiter. Ihre Augen sahen zur Treppe, und der Junge registrierte den Eimer, den sie trug, und begriff auch, was er enthielt, als eine Spur der Dämpfe in seine Nase drang.
Karen drückte sich am oberen Ende der Treppe dicht gegen die Wand. Mondlicht fiel durch das große Oberlicht auf einen näher kommenden Schatten. Zumindest eine Person schlich die Treppe hinauf, auch wenn das Geräusch der Schritte durch den Läufer, der die Stufen bedeckte, weitgehend verschluckt wurde. Karen schob sich noch etwas näher heran und hörte die gedämpften Schritte jetzt deutlicher, die gerade den mittleren Treppenabsatz passierten. Die vom Mondlicht beschienenen Bäume über dem Oberlicht bewegten sich leicht, und ihre Schatten tanzten auf der Treppe.
Karen hob den Eimer an und löste sich von der Wand. Jetzt stand sie den dunklen Gestalten direkt gegenüber und schleuderte die Flüssigkeit auf sie, hoch genug, um die Gesichter zu erwischen. Die Ladung traf ihr Ziel mit einem platschenden Geräusch, das sofort von durchdringenden Schmerzensschreien übertönt wurde, als sich die Säure in die Augen der Eindringlinge brannte.
»Taylor!« schrie Karen und drehte sich zu ihren Söhnen um.
Der Junge war mit Brandon im Schlepptau auf den Flur gestürzt, als die Schreie einsetzten. Karen wandte sich wieder zur Treppe, wo die beiden Männer blind umherstolperten, ein gräßliches Heulen ausstießen und vergeblich versuchten, den brennenden Schmerz aus dem Gesicht zu wischen. Ihre Waffen hatten sie fallengelassen. Die Schreie wurden immer lauter, während sich die Säure durch ihre Haut fraß und sie genauso auflöste wie die Reste, die einen Abfluß verstopften.
Karen hob Brandon hoch und packte Taylors Handgelenk mit der freien Hand. Ungeschickt stolperten sie die Treppe hinunter und bemühten sich dabei, den blind umhertappenden Männern auszuweichen. Einer von ihnen erwischte Taylors Knöchel, als der Junge vorbeihuschte.
»Mom!« schrie er auf, zerrte seinen Knöchel frei, brachte dadurch aber seine Mutter aus dem Gleichgewicht.
Karen schaffte es, Brandon nicht fallen zu lassen, verlor dabei aber ihren sicheren Stand. Ihr Fußgelenk verdrehte sich schmerzhaft, und sie schlug mit der Schulter gegen das Treppengeländer. Schmerz durchzuckte sie, als habe man ihr einen Nagel durch die Schulter gebohrt. Sie landete auf dem Boden am Fuß der Treppe und wäre beinahe erneut ausgerutscht, als sie gegen eine der Pistolen der Eindringlinge trat. Trotzdem war sie geistesgegenwärtig genug, um mit der freien Hand nach Taylor zu tasten.
»Ich bin hier!« schrie der Junge. »Stütz dich auf mich!«
Karen setzte Brandon auf dem Boden ab, legte den Arm um Taylors Schultern und stolperte in Richtung Haustür.
Doch bevor sie die Tür erreichen konnten, gab Taylors schmächtige Gestalt unter ihrem Gewicht nach, und sie landeten auf dem Teppich in der Eingangshalle. Der Sturz rettete sie vor den drei Schüssen, die aus dem Wohnzimmer kamen, durch dessen Fenster die Eindringlinge sich Zutritt zum Haus verschafft hatten. Eine dritte Gestalt stürmte vorwärts. Der Lauf seiner Waffe schimmerte schwach in der Dunkelheit.
Karen hörte Brandon aufschluchzen und spürte mehr, als sie es sah, daß Taylor den kleineren Jungen mit sich gerissen hatte, während sie selbst zur anderen Seite stürzte. Sie landete fast genau auf der Pistole, gegen die sie am Fuß der Treppe gestoßen war und dabei unabsichtlich in Richtung Tür getreten hatte. Ihre Erfahrung mit Schußwaffen war eher dürftig und beschränkte sich auf ein paar Besuche auf dem Schießstand, als sie vor Jahren erwogen hatte, sich doch eine Waffe zuzulegen.
Schießen Sie, immer weiter und ohne Pause …
Der Ratschlag des Schießlehrers kam ihr wieder ins Gedächtnis, als sie die Neunmillimeterpistole vor sich liegen sah. Sie feuerte schon, bevor sie richtig zielen konnte, zog den Abzug wieder und wieder durch. Die leeren Hülsen wurden ausgeworfen und trafen ihr Gesicht. Nach den ersten Schüssen lockerte sich ihr Griff und der Daumen rutschte unter den zurückschlagenden Hammer, doch sie spürte den stechenden Schmerz erst, als der Schlitten zurückfuhr und in dieser Stellung arretierte, weil das Magazin leer war.
In diesem Moment wurde ihr klar, daß sie gar nicht wußte, wo sich der dritte Eindringling eigentlich befand. Der Durchgang, in dem er für einen Moment
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