Verschwörung der Sieben
aufgetaucht war, war jetzt leer, und das Wohnzimmer dahinter in Dunkelheit getaucht. Karen hoffte inständig, er liege jetzt angeschossen und blutend irgendwo dort drinnen. Die beiden anderen Angreifer waren mittlerweile die Treppenstufen heruntergestolpert, krümmten sich aber immer noch vor Schmerzen und hielten die Hände vors Gesicht gepreßt.
»Kommt schnell!« rief Karen ihren Söhnen zu und stürzte zur Tür.
Sie hatte gerade den Riegel zurückgeschoben, als Taylor aufschrie.
»Paß auf, Mom!«
Der Junge tauchte neben ihr auf und warf sich in den Weg des blutenden Mannes, auf den sie geschossen hatte. Der Mann schleuderte ihn gegen die Wand, und Taylor keuchte vor Schmerz auf. Karen schrie. Vergessen waren in diesem Moment die wuchtige Gestalt und die brutale Kraft des Killers, vergessen auch das Blut, das aus den zwei Einschußlöchern strömte. Sie wußte nur noch, daß sie das einzige war, was zwischen dieser Bestie und ihren Kindern stand.
Mit einem rauhen Laut, der tief aus ihrer Kehle drang, warf sich Karen auf den Mann. Der Zusammenprall brachte sie beide aus dem Gleichgewicht, und so stolperten sie zusammen ins Wohnzimmer. Karen spürte unter ihren Turnschuhen die knirschenden Splitter der Fensterscheibe, durch die die Männer eingedrungen waren. Der Mann tastete nach ihrer Kehle, und sie versuchte mit aller Kraft, ihn von sich wegzustoßen. Doch ihr verrenkter Knöchel gab nach. Sie stürzte zu Boden, und die mächtige Gestalt landete auf ihr.
Eine große Hand umklammerte ihre Kehle und bohrte sich in die Haut. Sie wollte schreien, brachte aber nur ein ersticktes Keuchen heraus. Vergeblich zerrte sie an den würgenden Fingern. Der Druck in ihrem Kopf nahm zu, und das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie hatte das Gefühl, Dunkelheit senke sich über sie.
Mit einem wütenden Schrei sprang Taylor auf den Rücken des Mannes und zerrte an seinen Haaren. Der Mann versuchte, den Jungen abzuschütteln, aber er war durch die Schußwunden zu geschwächt. Dank Taylors wilder Entschlossenheit, nicht nachzugeben, lockerte sich sein Griff um Karens Kehle, und sie spürte, wie ihre Sinne zurückkehrten.
Ihre rechte Hand fuhr über den Boden und tastete verzweifelt nach den scharfkantigen Resten des zerbrochenen Fensters. Ihre Finger schlossen sich um eine Scherbe und stießen sie in das gerötete, wutverzerrte Gesicht über ihr. Der Mann versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch er reagierte zu spät, und Karen schnitt mit der Scherbe quer über seine Augen. Er stieß einen Schmerzensschrei aus, als Taylors letzter, entschlossener Ruck ihn zu Boden warf. Eine Sekunde später war der Junge neben Karen, half ihr auf die Füße und zerrte sie zur Haustür.
»Hol deinen Bruder«, keuchte sie und bemerkte jetzt zum erstenmal das Blut, das aus den Schnittwunden in ihrer Hand strömte.
Brandon hockte am Türrahmen, das Gesicht zu einer Maske des Schocks erstarrt. Taylor packte den Jungen, während Karen die Haustür aufriß.
»Kommt jetzt«, stöhnte sie und griff nach Brandons freier Hand.
Mit dem kleineren Jungen in der Mitte liefen sie zur Garage. Karen versuchte den Schmerz zu ignorieren, der bei jedem Schritt ihren Knöchel durchzuckte. Sie führte die Kinder durch die unverschlossene Seitentür der Garage und half ihnen auf den Rücksitz des mit Rosenholz ausgekleideten Mercedes 300 D, bevor sie selbst auf dem Fahrersitz Platz nahm. Mit einer raschen Bewegung beugte sie sich vor und öffnete das Handschuhfach. Dort bewahrte sie für den Fall, daß ein Angestellter den Wagen für sie parkte, einen Ersatzschlüssel auf, weil sie einem Fremden nicht den ganzen Bund samt Hausschlüsseln überlassen wollte. Karen schob den Schlüssel ins Zündschloß, drehte ihn um und betätigte den Schalter des Garagentoröffners, als der Motor ansprang. Sie umklammerte das Lenkrad und spürte, wie das Blut aus ihrer zerschnittenen Handfläche das Leder durchtränkte.
Karen drehte sich um und warf einen kurzen Blick auf ihre verängstigten Kinder, bevor sie den Rückwärtsgang einlegte. Das Garagentor bewegte sich zwar noch, doch durch das Heckfenster ließ sich erkennen, daß der Weg schon frei war. In diesem Moment landete eine Gestalt auf der Motorhaube. Karen und ihre Söhne schrien gleichzeitig auf, als sich ein verätztes, völlig zerstörtes Gesicht gegen das Glas preßte. Versehentlich berührte Karen den Schalter des Scheibenwischers, dessen Arme sich in Bewegung setzten und den Angreifer streiften.
Das Gesicht war
Weitere Kostenlose Bücher