Verschwörung der Sieben
Joe?«
»Nichts.«
»Genau. Und das, obwohl jetzt Mittagszeit ist …«
Denbo setzte sich in Bewegung, Langhorn folgte ihm. Die Türglocke bimmelte, als sie den Diner betraten. Sämtliche Hocker an der Theke und auch die Plätze in den Nischen waren unbesetzt. Vor ungefähr der Hälfte der Hocker standen Tabletts mit Frühstück auf der Theke. Eine Tafel an der Wand pries das Western Omelette Special an, und in einer der Nischen entdeckte Denbo drei halb aufgegessene Portionen.
Langhorn steckte einen Finger in eine der Kaffeetassen und leckte ihn ab. »Ist schon ein paar Stunden alt. Sieht so aus, als wären sie nicht mal mit dem Frühstück fertig geworden, vom Mittagessen ganz zu schweigen.«
»Vielleicht steht das Zeug ja schon genauso lange hier, wie Mr. McBride brauchte, um quer durch die Wüste zu marschieren.«
»Was zum Teufel ist hier los, Wayne?«
Sie gingen wieder nach draußen. Das Läuten der Türglocke klang in der Stille so laut, daß Langhorn nervös den Sicherungsverschluß seines Holsters öffnete.
»Machen wir einen kleinen Rundgang«, schlug Denbo vor.
Im Postamt lagen vier Briefe auf dem verwaisten Tresen. Gleich daneben warteten vier Briefmarken darauf, daß jemand sie aufklebte.
Die Bank war ebenfalls leer. Auf dem Boden verstreut lagen Formulare, ein paar Schecks und Einzahlungsbelege.
An Beaver Falls einziger Tankstelle wartete ein Chevy Cavalier an der Zapfsäule. Die Zapfpistole für Normalbenzin steckte in der Tanköffnung, die Automatik hatte die Benzinzufuhr abgestellt. Die Fahrertür des Cavalier stand offen, und der Schlüssel steckte im Zündschloß, doch vom Fahrer war keine Spur zu sehen.
Langhorn und Denbo schauten in jedes Fenster und klopften an jede verschlossene Tür, aber sie stießen dabei immer wieder auf das gleiche: nichts.
Langhorns Hand ruhte inzwischen auf dem Griff seines Revolvers, und er spielte mit dem Gedanken, die Waffe zu ziehen. »Wo zum Teufel stecken die alle, Wayne?«
»Was auch immer geschehen ist, es muß sehr schnell gegangen sein …«
»Laß uns bloß von hier ver …«
»Wenn sie alle zusammen sind, wo könnten sie dann sein?« überlegte Denbo laut. Sein Blick wanderte zur Schule am Ende der Straße.
»Wir sollten das melden, Wayne.«
»Erst möchte ich noch etwas überprüfen.«
Die Schultür schloß sich knarrend hinter ihnen. Das Sekretariat befand sich gleich rechts. Denbo ging voraus.
Hinter dem Tresen standen drei unbesetzte Schreibtische.
Die beiden Highway Patrolmen gingen den schmalen Gang entlang, an dem die Büros des Rektors und der psychologischen Berater lagen. Die ersten drei Räume waren ebenfalls leer. Sie wandten sich der vierten Tür zu, angezogen vom dumpfen Summen eines ultramodernen Xerox-Kopierers, aus dessen Seite unterschiedlich große Papierschächte ragten. Der oberste Schacht war übergelaufen und hatte engbedrucktes Papier über den ganzen Raum verteilt. Auf der kleinen LED-Anzeige des Geräts flammte immer wieder die gleiche Botschaft auf:
KEIN PAPIER
An der gegenüberliegenden Wand dampfte eine Kaffeemaschine vor sich hin. Gleich daneben standen drei Styroporbecher aufgereiht, als warteten sie nur darauf, gefüllt zu werden.
»Nichts«, sagte Joe Langhorn vom Eingang her. »Absolut nichts.«
»Du übernimmst den hinteren Teil des Gebäudes«, entschied Wayne Denbo. »Ich sehe mich vorne um.« Er zog das Walkie-Talkie aus dem Gürtel. »Halte ständig Kontakt.«
Den Karten und Schaubildern nach zu urteilen, die an der Stirnwand des ersten Klassenzimmers hingen, das Denbo betrat, befand er sich im sozialwissenschaftlichen Flügel der Schule. Bücher und Hefte lagen aufgeschlagen auf den Tischen, daneben Bleistifte oder Kugelschreiber. Auf dem Teil der Tafel, der nicht von den Schaubildern verdeckt wurde, war ein unvollständiger Satz zu lesen, der mitten im Wort abbrach.
Denbo ging zum nächsten Klassenraum.
Auf jedem Tisch lag ein Blatt. Denbo beugte sich über einen der Stühle, als säße dort noch ein Kind, und warf einen Blick auf das Blatt. Es war ein Sozialkunde-Test. Zwanzig Fragen, jeweils mit einer Reihe vorgegebener Antworten. Dem Schwierigkeitsgrad nach Stoff der Junior High-School. Das Kind, an dessen Tisch er stand, hatte die ersten neun Fragen beantwortet. Denbo versuchte sich vorzustellen, was Frank McBride empfunden haben mußte, als er nach Hause kam und die ganze Stadt verlassen vorfand.
»Wayne?« meldete sich Langhorn über das Walkie-Talkie.
»Ja, Joe?«
»Ich bin im
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