Verschwörung der Sieben
sich dagegen zu wappnen. Vergebens. Ein noch schlimmerer, brennender Schmerz durchfuhr ihn vom Scheitel bis zur Sohle. Sein Kopf wurde in den Nacken geschleudert und schlug hart gegen die geflieste Wand. Gleichzeitig prasselte immer noch das kochendheiße Wasser auf ihn nieder. Er schnappte verzweifelt nach Luft, als sein Körper für einen Moment das Atmen einstellte.
Über ihm knirschten die Rohre, an denen seine Ketten befestigt waren, unter der Belastung.
»Du sagst mir jetzt, wo ich den Inhalt von Ratanskys Aktentasche finde!« rief Deek. »Und du erzählst mir auch, wer noch von der Sache weiß!«
Blaine blickte ihn an, obwohl es ihm schwerfiel, den Kopf zu heben. Seine Beine begannen zu zittern, weil die Muskeln kaum mehr in der Lage waren, das Gewicht seines Körpers auf den Zehenspitzen zu balancieren. Doch McCracken mußte diese Belastung durchstehen, damit die Männer der Fünften Generation nicht merkten, daß die Rohre über ihm nachgaben.
»Wer hat die Liste, die Ratansky gestohlen hat?«
McCracken hätte nicht einmal antworten können, wenn er dazu bereit gewesen wäre. Selbst das kochendheiße Wasser, das über seinen Körper lief, spürte er kaum noch.
»Wer hat dich geschickt?«
Langsam kam er wieder zu Atem.
»Rede!«
Blaine schrie einen Sekundenbruchteil, bevor die Kontakte ihn wieder berührten. Sein ganzer Körper zuckte, und die Wirbelsäule schien zu schrumpfen. Als der Stromstoß endete, spürte er überhaupt nichts mehr. Jeder Teil seines Körpers war taub und gefühllos. Nur seine Beinmuskeln hatten sich schmerzhaft verkrampft.
»Schrei ruhig, wenn du willst!« höhnte Deek.
McCracken bekam noch immer keine Luft.
»Schrei!«
Und wieder zuckten die Kontakte vor.
Diesmal spürte Blaine fast gar nichts. Die Welt um ihn herum versank in einem schwarzen Wirbel. Erst als sich sein Speichel mit Blut vermischte, wurde ihm klar, daß er sich auf die Zunge gebissen hatte. Seine Knie krümmten sich und zitterten. Er hätte am liebsten geschrien, doch er bekam einfach keine Luft mehr.
Die Rohre über ihm hatten sich mittlerweile fast vollständig aus ihrer rostigen Verankerung gelöst. Blaine war sich darüber klar, daß er nicht mehr sehr viel ertragen konnte. Vielleicht nicht einmal mehr einen einzigen Stromschlag. Die nächste Stufe war die höchstmögliche, und falls er den Schlag überhaupt überlebte, konnte es gut sein, daß er anschließend gar nicht mehr in der Lage wäre, noch irgendwelche Fragen zu beantworten.
»Du bist schwach«, sagte Deek. »Deine Stärke ist nur eine Illusion. Eine Illusion, die du mit so vielen anderen teilst. Doch all die Schwachen werden zugrunde gehen, wenn der Tag des Gerichts naht. Die Schwachen werden untergehen, und die Starken – die es verdienen – werden sich erheben, um die ihnen zustehenden Plätze einzunehmen. Wir besitzen den Schlüssel.« Deek packte Blaines Haar und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. »Hast du verstanden? Wir besitzen den Schlüssel zu der Tür, die in die neue Welt führt. In ihr werden wir wiedergeboren, und nach unseren Vorstellungen wird die Erde neu geschaffen.«
Er trat einen Schritt zurück und machte die Kontakte wieder einsatzbereit. Sie summten leise.
McCracken spannte die Armmuskeln und sammelte all seine Willenskraft, um die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen. Er legte den Kopf in den Nacken und ließ das heiße Wasser über sein Gesicht rinnen, damit der Schmerz ihn aus seiner Starre riß. Seine Hände umklammerten die Ketten, die von den gelockerten Rohren herabhingen.
Locker genug … hoffte er.
McCracken riß mit aller Kraft an den Rohren. Ein wahrer Sturzbach überschüttete ihn, als sie aus der Wand krachten. Deek reagierte zu spät auf das stählerne Hindernis, das sich plötzlich zwischen ihm und seinem Opfer befand. Mit einem lauten Knistern berührten die Kontakte eines der Rohre.
Deeks ohrenbetäubender Schrei ging fast augenblicklich in ein gequältes Stöhnen über, als sich sein Körper unter den Stromstößen wand. Einer seiner Anhänger packte den Führer der Fünften Generation an den Schultern und versuchte ihn von der Gefahrenquelle fortzuziehen. Der Versuch endete damit, daß er sich dem Todestanz anschloß und die gleichen zuckenden Bewegungen vollführte wie Deek.
Die Lampen im Duschraum flackerten einmal auf und erloschen dann. Der Raum versank in Dunkelheit, die nur durch das trübe Licht gemindert wurde, das aus dem Durchgang zu den Waschbecken und Toiletten
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