Verschwörung der Sieben
gehört …«
»Dann haben sie das getan«, sagte Johnny plötzlich mit ruhiger Stimme.
Die Männer, die um ihn herum standen, sahen sich an.
»Was?« fragte der Mann, der dafür war, ihn zu töten.
»Diejenigen, von denen ihr fürchtet, ich könnte zu ihnen gehören, haben die Siedlung niedergebrannt.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Schließlich trat der Mann mit der rauhen Stimme vor. Seine rechte Gesichtshälfte bestand aus wildwucherndem Narbengewebe, und vom Auge dort war nur noch eine eingesunkene Höhle übrig, die im Lauf der Jahre fast zugewachsen war.
»Hast du nach uns gesucht?« fragte er mit Lippen, die zu einer ständigen Grimasse verzogen waren.
»Nein«, erwiderte Johnny, der plötzlich anfing zu begreifen, »ich glaube, ich suche nach ihnen.«
Der Fußmarsch, der sie tiefer in den Wald hineinführte, dauerte fast eine halbe Stunde. Johnny überragte das gute Dutzend Männer, die ihn gefangengenommen hatten, und achtete sorgsam darauf, seine Hände stets gut sichtbar zu halten, damit sie gar nicht erst auf den Gedanken kamen, er könnte noch irgendwo eine Waffe verborgen haben. Der Trupp führte Johnny zu einer Siedlung, die in dem Wald kaum auszumachen war, so dicht schmiegten sich die niedrigen Behausungen an Bäume und Buschwerk. Wareagle hätte nicht einmal genau sagen können, wie viele Hütten es hier insgesamt gab. Gleich vor ihm erhoben sich etwa zehn Blockhäuser, die mehr oder weniger eine Reihe bildeten, doch wie viele sich dahinter im Wald versteckten, ließ sich nicht einmal annähernd schätzen. In der Mitte einer Lichtung befand sich eine Feuerstelle, umgeben von Felsbrocken, die als Sitze dienten. Johnny fiel auf, daß kein Feuer brannte. Als sie die Lichtung erreichten, schaltete der Mann mit der rauhen Stimme seine Taschenlampe ein und ließ den Strahl über Johnny wandern.
»Du bist ein Indianer.«
»Ja.«
»Du hast gesagt, du glaubst, daß sie es sind, hinter denen du her bist«, fuhr der narbige Mann fort. »Macht es dir etwas aus, uns genauer zu erzählen, wie du zu diesem Schluß gelangt bist.«
»Ich war schon einmal in diesen Wäldern. Vor zwanzig Jahren.«
»Wir auch«, warf eine Stimme ein, die Johnny bisher noch nicht gehört hatte.
Am Rand der Lichtung tauchten weitere Gestalten auf. Wareagle bemühte sich, nicht zu offensichtlich zu ihnen hinüberzuschauen, doch selbst ein kurzer Blick verriet ihm, das mehrere Frauen darunter waren und auch ein paar halbwüchsige Kinder. Soweit er es erkennen konnte, zeigten ihre Mienen die gleiche Furcht und Unsicherheit, die er auch schon in den Stimmen der Männer gespürt hatte, die ihn entdeckt hatten.
»Ich habe damals drei Männer getötet«, berichtete Johnny. »Ich dachte zumindest, ich hätte drei getötet. Der dritte überlebte, nachdem er über die Klippen und in den Fluß gestürzt war. Er hieß Earvin Early.«
Die Miene des narbigen Mannes verzog sich noch mehr. »Ist ein bißchen spät, um ihn jetzt noch zu verfolgen, nicht wahr?«
»Ich habe erst am Montagnachmittag erfahren, daß er noch lebt. Für mich heißt das, die Spur ist kaum sechsunddreißig Stunden alt.«
»Bist du Kopfgeldjäger oder so was?« wollte der Narbige wissen.
»In gewisser Weise war ich das damals wohl«, erwiderte Johnny und faßte das, was sich zwanzig Jahre zuvor ereignet hatte, so gut er konnte zusammen.
Als er geendet hatte, nickte der narbige Mann. »Diese, äh, Leute, die dich auf die Mörder angesetzt haben … Sie müssen doch ihre Gründe gehabt haben, ausgerechnet dich auszuwählen.«
»Die hatten sie.«
»Sie wußten also, daß du jemand bist, der seine Arbeit gründlich erledigt.«
»Bis gestern glaubte ich, ich hätte das getan.«
»Diese drei waren die einzigen, nach denen du gesucht hast?«
»Damals schon.«
»Und jetzt?«
»Zu wem immer mich Earlys Spur führt«, sagte Johnny und verzichtete darauf, den Tag des Gerichts zu erwähnen.
»Aber sie hat dich zu uns geführt.« Das Mondlicht fiel jetzt auf die unversehrte Gesichtshälfte des narbigen Mannes, die von Falten und Runzeln durchzogen war. Das blaßgraue Auge strahlte grimmige Ruhe aus. »Es gibt da nämlich ein Problem. Du sagst, du wärst ursprünglich wegen diesem Early und den beiden anderen hierher in den Wald gekommen. Nur hätte eben auch einer von uns dein Ziel sein können, denn wir unterscheiden uns gar nicht so sehr von diesen dreien. Um die Wahrheit zu sagen, wir alle sind Kriminelle, und wir waren alle auf der Flucht, als wir hier
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