Verschwörung der Sieben
ankamen.«
Der Mond tauchte hinter den Wolken auf und beleuchtete jetzt beide Gesichtshälften des Narbigen. Johnny schaute auf ihn hinunter und erwiderte: »Trotzdem habt ihr nicht befürchtet, ich könnte aus diesem Grund gekommen sein.«
Die Kiefermuskeln des Narbigen spannten sich an. Sein gesundes Auge zog sich zu einem Schlitz zusammen, und Johnny erblickte darin die Erinnerung an die niedergebrannte Siedlung, die er vorher im Wald entdeckt hatte. »Sie werden wiederkommen. Das ist nur eine Frage der Zeit, und wir kämpfen darum, diesen Zeitpunkt so weit wie möglich hinauszuschieben.«
»Wer sind sie?«
»Der Rest von uns, Indianer, diejenigen, die fort sind. Der Rest der Gründungsmitglieder der Schlüsselgesellschaft.«
»Der Mann, der uns hergeführt hatte, nannte unsere Gruppe so, weil er glaubte, er besäße den Schlüssel«, erzählte der Narbige weiter, nachdem er sich als Hodge vorgestellt und Johnny eingeladen hatte, ihm gegenüber auf einem der Felsen Platz zu nehmen, die die kalte Feuerstelle umgaben. Ein Teil der anderen setzte sich ebenfalls, während die übrigen im Hintergrund stehenblieben oder sich auf die Fersen hockten. Die Frauen und Kinder waren von der Lichtung verschwunden oder hatten sich zumindest so weit zurückgezogen, daß man sie nicht mehr sehen konnte. Hin und wieder bemerkte Johnny, wie in der einen oder anderen Holzhütte kurz ein schwaches Licht aufflackerte, das aber rasch wieder gelöscht wurde. »Worüber wir hier reden, ist eine zweite Chance, eine Art Wiedergeburt, oder, wie Frye es nannte, der Schlüssel, der uns die Tür in eine bessere Welt öffnet.«
»Frye?« fragte Johnny.
Hodges Blick strich kurz über die anderen im Kreis, bevor er antwortete. »Hast du noch nie von ihm gehört?«
»Nein.«
»Reverend Harlan Frye?«
Wareagle schüttelte den Kopf.
»Ein Fernsehprediger. Mittlerweile reich wie die Sünde. Hat die Kirche des Erlösers gegründet. Ist vielleicht eine Milliarde Dollar wert.«
»Ich sehe hier nirgendwo Fernsehantennen.«
»Wir haben unsere Quellen. Schließlich müssen wir wissen, was der Hurensohn treibt. Jedenfalls waren diese Wälder hier der Ort, wo er angefangen hat. Du siehst hier einige seiner ursprünglichen Jünger, die er eigentlich erretten wollte, indem er ihnen die Tür zu einem besseren Leben öffnete – so hat er es zumindest bezeichnet.«
»Verstehe.«
»Tja, dann solltest du auch verstehen, daß alle, die hierhergekommen sind, das Gesetz auf den Fersen hatten. Wir hatten nichts als die Straße und mußten uns davon überraschen lassen, wohin sie uns führen würde. Dieser Ort hier war uns bekannt, ein Zufluchtsort für diejenigen, die vom Leben hart gebeutelt waren und die versuchten, die Dinge zu ändern. Allerdings auf die falsche Weise. Müssen ungefähr fünfzehn von ihnen hiergewesen sein, als ich aufgetaucht bin. Drei andere waren bei mir, die ich unterwegs aufgelesen habe. Sind mittlerweile alle tot, sind in jener Nacht ums Leben gekommen.«
»Das Feuer?«
Hodge gab darauf keine Antwort. »Frye hat uns alle mit offenen Armen willkommen geheißen und gemeint, wir könnten bleiben, so lange wir wollten, und uns so lange wir beabsichtigten von dem Leben verabschieden, das wir vorher geführt hatten. Oh, er sprach nicht davon, uns zu rehabilitieren, sondern er redete davon, uns klarzumachen, daß wir etwas wert seien, und daß er den Schlüssel besäße, mit dem er uns eine neue Welt aufschließen könne. Und dazu müßten wir nicht mehr tun, als ihm zuzuhören, denn auf diese Weise werde er den Schlüssel ins Schloß stecken. Der verdammte Bastard hat tatsächlich geglaubt, er könne die Menschen einen nach dem anderen retten, und zwar gleich hier.«
»Wie bist du auf diesen … diesen Ort gestoßen?« fragte Johnny.
»Auf der Straße trägt sich vieles herum, Gerüchte und Geschichten. Zuerst glaubt man kein Wort davon. Doch dann fragt man sich irgendwann, verdammt, was hast du eigentlich dabei zu verlieren, und schon macht man sich auf den Weg. Nachdem wir hier eingetroffen waren, kamen neue Männer, gelegentlich auch Frauen, ein ständiger Zustrom. Wir haben uns die Zeit mit der Arbeit an der Siedlung drüben im Wald vertrieben. Und Frye hat uns bei der Stange gehalten. Frag mich jetzt bloß nicht, wie ihm das gelungen ist. Ich meine, einige von den Jungs waren ziemlich finstere Gestalten, die dir heute die Hand schütteln und morgen die Kehle aufschlitzen. Aber nicht einer von ihnen hat jemals den Reverend
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