Verschwörung der Sieben
waren. Die ersten Jahren waren für ihn gut verlaufen, die nächsten sollten noch besser werden.
Doch vorher erwarteten ihn eine weitere Prüfung und eine neue Lehre: Nicht alle aus der Legion, die er geschaffen hatte, wollten ihm hinaus in die Welt folgen. Der Reverend, wie er sich mittlerweile nennen ließ, wußte, was aus denen werden würde, die ohne ihn auskommen mußten. Ohne seine Anleitung würden sie in ihr früheres Leben zurücksinken. Er gab ihnen Zeit zum Nachdenken und machte ihnen auch sonst die Entscheidung leicht, aber sie verweigerten ihm weiterhin die Gefolgschaft. Wenn sie nicht auf seiner Seite standen, waren sie wertlos. So einfach verhielt es sich mit diesen Menschen.
Und wieder beschwor Harlan die Allmacht des Feuers gegen diejenigen, die sich von ihm lossagten und ihn verleugneten. Wenn die Hoffnung, die er verbreitete, überleben sollte, mußten alle die vernichtet werden, die sich ihr widersetzten. Harlan Frye war so sehr von seinen Worten und Lehren überzeugt, daß er sich stets an sie hielt. Eine gerechte Verteilung von Strafen tat der Menschheit durchaus gut, und so kehrte er mit dem festen Vorsatz aus den Wäldern in die Welt zurück, so viele Seelen zu erretten, wie es ihm nur möglich war.
Einige Zeitungen wurden auf ihn aufmerksam. Radiosender wandten sich an den Prediger und baten ihn, Sendungen zu machen, bei denen er die Fragen von Anrufern beantworten sollte. Und bald meldete sich auch das Fernsehen regelmäßig bei ihm.
Fernsehen …
Der Einstieg in dieses Medium erfolgte so reibungslos wie all die anderen Schritte, die er in seinem bisherigen Leben unternommen hatte. Durch das Fernsehen konnte sein Wort Millionen und Abermillionen erreichen. Und damit ließe sich aus der Ferne jeder erretten, der in der Lage war, den richtigen Kanal einzuschalten. Harlan war davon überzeugt, daß ihm diese Möglichkeiten offenbart worden waren, weil er jetzt reif genug für sie war.
Frye begann in einem religiösen Kabelkanal, der in den Südstaaten ausgestrahlt wurde, mit einer sonntäglichen Predigt-Show. Die enormen Zuschauerzahlen, die er vorweisen konnte, öffneten ihm auch den Markt in den Nordstaaten, und er entwickelte sich zu einem ernstzunehmenden Rivalen von Jerry Falwell und Pat Robertson.
Doch anders als seine Konkurrenten gab Frye sich mit diesem Erfolg noch lange nicht zufrieden. Wenn eine Show seiner Arbeit schon so förderlich sein konnte, was würde dann erst eine eigene Produktionsgesellschaft für sein großes Ziel bewirken? Geldgeber und Investoren fanden sich ohne Mühe, und wenig später war ›Zukunftsglauben‹ geboren. Anfangs nahmen nur fünf Sender die von ihm produzierten Sendungen in ihr Programm auf, aber Harlan hatte noch nicht verlernt, sich in Geduld zu üben. Binnen sieben Jahren waren aus den fünf Sendern weit über hundert geworden. Und seine ›Sonntagmorgen-Messe‹ rangierte unter den landesweiten Top ten der Kabelprogramme. Seit ihm die wahre Bestimmung seines Auftrags offenbar geworden war und sich die Möglichkeit der Fernsehübertragung ergeben hatte, ließ Frye seine Sendung jeden Sonntag von einem anderen Ort live übertragen – aus einem Hinterhof in den Slums, aus einer Wohlfahrtsherberge oder aus einem Pornokino. Das Thema seiner Predigten war stets das gleiche: die Wiedergeburt, Hoffnung aus dem Nichts. Und wo er auch hinkam, drängten die Menschen in seine Veranstaltungen. Dieser Strom schwoll so gewaltig an, daß Frye davon Abstand nahm, im voraus bekanntzugeben, an welchem Ort er am folgenden Sonntag auftreten werde. Erst am vorangehenden Samstagabend machte er eine entsprechende Mitteilung, Und schon verbreitete sich die Nachricht in Windeseile. Und sogar noch schneller …
›Zukunftsglauben‹ war mittlerweile in allen fünfzig Bundesstaaten zu empfangen und erreichte ungefähr hundert Millionen Menschen. Auch das Ausland hatte Interesse angemeldet, und zur Zeit befand er sich in Verhandlungen mit mehreren Ländern, deren Fernsehsender seine Programme übernehmen wollten. Als Haupthindernis erwies sich dabei allerdings Harlans strikte Weigerung, sein Wort von einem Fremden übersetzen zu lassen. Man kam schließlich zu einem Kompromiß, und die ausländischen Verhandlungsführer willigten ein, ihn die jeweiligen Übersetzer von einer Liste aussuchen zu lassen, die sie ihm vorlegen wollten. Frye lud die Kandidaten auf seine Kosten in die Vereinigten Staaten ein und führte persönlich mit jedem einzelnen von ihnen ein
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