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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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mein Junge. Jaaah, viel besser …«
    Reed stieg fortan fast jede Nacht zu ihm ins Bett. Manchmal stank der Prediger nach Alkohol, andere Male roch er nur nach Schweiß. Für Harlan wurden die Nächte zu einer endlosen Wiederholung des Tages, an dem sein Stiefvater den kleinen Hund zu Tode getreten hatte. Er dachte öfters daran, Gott darum zu bitten, ihn von dieser Pein zu erlösen, tat es aber doch nie. Immerhin war diese Qual nur eine Folge einer früheren Bitte, die der Herr ihm erfüllt hatte. Außerdem wußte der Junge nicht, wohin er sich wenden sollte, und er hatte große Angst davor, daß Reed seine Drohung wahrmachen würde, wenn Harlan ihm nicht mehr zu Willen sein wollte. Und wer wußte schon, welche Strafen der Prediger sich dann noch für ihn ausdenken würde?
    Nein, mit diesem Problem mußte er ganz allein fertig werden.
    Und eines Nachts tat er das auch. Er lag verschwitzt und beschmutzt auf seinem schmalen Bett, nachdem John sich wieder an ihm befriedigt hatte, wartete auf das Schnarchen seines Peinigers und schlich dann ins hintere Ende des Wohnwagens, wo einige Benzinkanister standen. Er goß den Inhalt der Behälter rings um die Koje und auf der Decke aus. Der Junge bespritzte auch Reeds Körper damit und achtete darauf, den Mann nicht zu wecken. Schließlich zündete er ein Streichholz an und wartete, bis es ihm den Daumen angesengt hatte, bevor er es in das Benzin warf.
    Der Prediger erwachte von dem Brand und sah sich in einem Feuerring gefangen. Die Augen traten ihm vor Entsetzen und Zorn fast aus den Höhlen, als er den Jungen entdeckte, der ganz ruhig die Szene verfolgte. Dann schlossen sich die Flammen über ihm. Harlan hörte die schrillen Schreie des heiligen Mannes und ergötzte sich daran.
    Es waren die Schreie seines Stiefvaters, die Schreie von Haleyville.
    Der Junge sah dem Feuer zu, bis er die Hitze nicht mehr aushalten konnte. Dann floh er aus einem Fenster, während die Arbeiter heraneilten und sich verzweifelt bemühten, die Flammen zu ersticken. Harlan war schon weit fort, als von dem Wohnwagen nicht mehr als ein Haufen Asche übrig war.
    Der Knabe kam zu dem Schluß, daß Gott einen bestimmten Grund gehabt haben mußte, ihn bei dem Prediger zu belassen. Aus allem konnte man eine Lehre ziehen, und in diesem Fall lautete sie folgendermaßen: Die Welt war schlecht, ein verkommener Ort, an dem die Menschen sich nichts sehnlicher wünschten, als errettet zu werden.
    Vielleicht hatte Gott es ja längst aufgegeben, sich selbst darum zu kümmern. Oder aber, Er gewährte den Menschen Erlösung mit Hilfe einiger weniger Auserwählter. Und so gelangte Harlan zu dem Schluß, daß er in der Nacht, in der er Prediger John bei lebendigem Leib verbrannt hatte, nicht mehr und nicht weniger getan hatte, als den Willen des Herrn zu erfüllen.
    Und er würde damit fortfahren, dem Willen Gottes zu dienen, denn die Welt bedurfte der Errettung.
    So ging er bei einer Reihe von Predigern in die Lehre, die wie John Reed mit ihren großen Lastern und Wohnwagen den Süden der USA bereisten. Harlan hörte die Geschichten der Gepeinigten und Hoffnungslosen, die in die Zelte strömten und auf Erlösung hofften. Im Lauf der Zeit erkannte er, daß es sich bei diesen Menschen um einen landesweiten Mikrokosmos der Niedergeschlagenen und Beladenen handelte. Und in ihm wuchs die Überzeugung, daß ihnen allen geholfen werden konnte. Doch konnte er die meisten dieser Menschen nicht von einer Kanzel in einem Zelt erreichen, weil diejenigen, die am dringendsten der Errettung bedurften, gar nicht auf die Idee kamen, die Wanderprediger aufzusuchen.
    Und so schloß Harlan Frye, sich zu den Bedürftigsten zu begeben.
    Im Alter von zwanzig Jahren verließ er die Prediger, von denen er so viele begleitet hatte. Seine Reise begann im Süden, wo er kreuz und quer durch das Land zog und auf seinem Weg nach Westen die Menschen auflas, die das Glück verlassen hatte. Ehemalige Häftlinge und Kriminelle, Männer und Frauen, die nach einer zweiten Chance suchten und eines Mannes mit dem Schlüssel bedurften, der ihnen die Tür zu einem besseren Leben öffnete. In den Wäldern Nordkaliforniens kamen die Menschen, die von seinem Wirken gehört hatten, spontan und in kleinen Gruppen zu ihm. Sein Erfolg bewies, daß er zu Höherem ausersehen war und die nächste Stufe betreten sollte. Es wurde an der Zeit, daß er mehr Menschen erreichte und das Wort Gottes auch unter denjenigen verbreitete, die noch nicht ganz unten angelangt

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