Verschwörung der Sieben
noch mehr gerettet. Damals war in Belgrades Abteilung eine undichte Stelle aufgetreten, und McCracken hatte den betreffenden sowjetischen Spion enttarnt und unschädlich gemacht. Seitdem war Belgrade immer für Blaine da, wenn dieser bestimmte Informationen benötigte. Sie trafen sich dann auf den Stufen des Lincoln Memorial, und wie stets hatte Hank auch heute wieder seine griesgrämige Miene aufgesetzt, so als bereite es ihm alles andere als Vergnügen, McCracken wiederzusehen.
»Van Dyne Chemicals, Hank«, sagte Blaine jetzt nur leise.
»Mann, Sie haben wirklich ein Gespür dafür, immer zum richtigen Zeitpunkt aufzutauchen. Hinter was sind Sie denn jetzt schon wieder her, verdammt noch mal?«
»Was ist denn los?«
»Ich tätigte ein paar Anrufe, um die Informationen für Sie zusammenzubekommen, und wie aus heiterem Himmel fängt meine Sicherheitsabteilung an zu bimmeln. Sie haben wieder einmal in ein Wespennest gestochen, McSpinner.«
»Sie müßten doch langsam wissen, daß das meine Spezialität ist.«
»Also, erst mal zum Offiziellen: Van Dyne besitzt in den USA einen Marktanteil von achtzehn Prozent und ist damit der größte amerikanische Pillendreher. Im letzten Jahr hat der Konzern einen Umsatz von zwanzig Millionen gemacht.«
»Und inoffiziell?«
»Tja, der Verein steht unter besonderem Schutz, McSpinner. Und zwar von ganz oben.«
»Wie hoch ist ganz oben in diesem Fall?«
»So hoch, daß ich nicht mehr drankomme. Einer Menge Leute in Pennsylvania und Constitution hat es überhaupt nicht gefallen, daß Sie Ihre Nase in diese Sache gesteckt haben.«
»Haben Sie ihnen gesagt, warum die Geschichte mich interessiert?«
»Hätte ich denen erklären sollen, irgendein versponnener Prediger träume vom Weltuntergang? Blaine, ich liebe meinen Job. Nun, das FDA hat angefangen, sich mit Ihnen zu beschäftigen. Ein Mann will mit Ihnen sprechen. Er wartet im Dupont Circle auf Sie.« Belgrade warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich fürchte, Sie sind schon etwas spät dran.«
Dupont Circle war so ziemlich der verrufenste Ort in ganz Washington. Der Park mit viel Rasenfläche lag am Rand von Georgetown und war allgemein als Treffpunkt für Drogenhändler und andere Gestalten bekannt, die dort ihren dunklen Geschäften nachgingen. Viele Obdachlose ließen sich hier tagsüber nieder und hockten auf den Tüten und Säcken, die alles enthielten, zu dem sie es in ihrem Leben gebracht hatten. Auf den meisten Bänken saßen oder lagen andere ungepflegte Gestalten, die sich die Zeit mit Schnapsflaschen vertrieben. Soviel hatte McCracken noch vom Dupont Circle im Gedächtnis. Als er dort ankam, fiel ihm wieder ein, daß es hier sonderbarerweise überhaupt keine Frauen gab. Kaum hatte er den Park betreten, entdeckte er auch schon die kleinen Gruppen von Männern, die hinter Bäumen oder an den Statuen ihren Geschäften nachgingen. Und er registrierte durchaus die neugierigen oder interessierten Blicke, die ihm zugeworfen wurden. Blaine erwiderte nicht einen davon und marschierte geradewegs auf das Monument in der Mitte der Anlage zu, wo der Mann vom FDA, dem Gesundheitsamt, auf ihn warten sollte. Er nahm die Abkürzung über die große Wiese und mußte dabei über einen Haufen Elend steigen, der sich das Gesicht mit der gestrigen Ausgabe der Washington Post zugedeckt hatte.
Der Mann, der unruhig vor dem Monument auf und ab lief, war der einzige weit und breit, der einen Anzug trug. Über seinem Arm hing ein Mantel, und er machte den Eindruck, als würde ihm diese Gegend überhaupt nicht behagen. McCracken blieb einen Meter vor ihm stehen.
»Der Anzug steht Ihnen wirklich gut«, sprach Blaine ihn mit einem Augenzwinkern an.
»Sie müssen McCracken sein. Mein Name ist Maggs«, erklärte der kleine, nervöse Mann. Seine Augen wanderten unter dem öligen schwarzen Haar ständig hin und her.
Keiner der beiden Männer machte sich die Mühe, dem anderen die Hand zu geben.
»Kommen Sie öfters her, Maggs?«
»So selten, wie nur eben möglich. Hören Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich diese Angelegenheit gern rasch hinter mich bringen.«
»Haben Sie vielleicht heute nachmittag noch etwas Wichtiges vor?«
»Ich gehörte nicht dem FDA an«, erklärte Maggs.
»Das war mir von Anfang an klar. So arbeitet das Gesundheitsamt nämlich nicht. Für wen arbeiten Sie denn dann?«
»Sagen wir, unsere Interessen verlaufen parallel zu denen des FDA. McCracken, Sie haben da eine Tür geöffnet, die Sie nichts
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