Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
tun.”
“Gewiss, mein Graf.”
“Ich halte den Vorschlag für gut”, fuhr Graf Gernot dann fort. “Allerdings funktioniert er nur unter einer Bedingung: Niemand aus dem Kreis der Männer, die hier und jetzt anwesend sind, darf auch nur ein Sterbenswörtchen über das weitererzählen, was sich hier zugetragen hat.”
“Unsere Lippen sind versiegelt!”, erklärte Ferdinand von Walden beinahe feierlich, straffte seine Haltung und legte dabei die rechte Faust an die linke Schulter.
“Für mich gilt dasselbe!”, beeilte sich Erich von Wendlingen zu versichern.
“Schweigen ist Treue! Es wird mir kein einziges unbedachtes Wort über die Lippen kommen, dessen könnt Ihr versichert sein, Graf Gernot.”
“Gut”, war dieser zufrieden.
“Wenn ich noch etwas sagen dürfte, mein Graf”, begann der Einäugige von neuem.
“Nur zu, äußert Eure Meinung, Ritter Erich. In diesem schweren Augenblick müssen wir alle zusammenstehen!”
“Wie die meisten von uns gehe ich davon aus, dass dieser Pater tatsächlich der Dieb ist, den wir suchen. Aber wäre es nicht möglich, dass er nur im Auftrag handelte und Helfer hatte? Jemanden, der ihm beispielsweise beim Verstecken des Evangeliars behilflich sein konnte? Er muss doch gewusst haben, dass er in Verdacht geraten und dass die Mönche vermutlich jeden Winkel des Klosters sofort durchsuchen würden.”
“Ihr meint, dass man das wertvolle Buch dort nicht finden wird?”
“Wenn dieser Pater Ambrosius nur halb so schlau ist, wie man sein muss, um Lesen und Schreiben zu lernen, hat er sicher dafür gesorgt, dass man das Buch der sieben Siegel niemals innerhalb des Klosters findet.”
“Was schlagt Ihr vor, Erich?”, fragte Graf Gernot.
“Ich bin dafür, sämtliche Räumlichkeiten auf Burg Wildenstein und das Gepäck aller Gäste zu durchsuchen. Dasselbe gilt natürlich für die Mauern des Klosters! Es mag zwar nicht der Gerichtsbarkeit der Burgherren von Wildenstein unterstehen, aber wenn Abt Darenius nichts zu verbergen hat, wird er unseren Mannen gestatten, sich auch dort umzusehen!”
“Das muss aber durch einen Kreis Eingeweihter geschehen”, stellte Graf Gernot fest.
Er blickte in die Runde – zuletzt auch zu Ansgar und Wolfram. “Ich gehe davon aus, dass ich auf jeden in dieser Runde zählen kann.” Zustimmendes Gemurmel tönte ihm entgegen.
Der Graf gab Wolfram einen Klaps auf die Schulter. “Du hattest eine gute Idee, Wolfram von Hauenfels!”, stellte er fest. “Aber bedenke in Zukunft, dass zur Bildung eines Ritters auch die höfliche Form gehört! Und zwar gerade in Situationen, in denen man gerne unbeherrscht den Gefühlen nachgeben möchte!”
“Ich werde es mir merken, mein Graf”, sagte Wolfram und verneigte sich tief.
Baron Norbert machte eine wegwerfende Handbewegung. “Ach, der wird genauso eigensinnig wie sein Vater!”, knurrte er.
*
Es war schon beinahe dunkel, als die Reiterschar nach Burg Wildenstein zurückkehrte.
Die Vorbereitungen für das Festbankett waren so gut wie abgeschlossen.
Vor Graf Gernot lag eine schwierige Aufgabe. Er musste seine Frau, Gräfin Margunda, davon überzeugen, dass auch sie nichts über den Diebstahl des Evangeliars nach außen dringen lassen durfte. Darüber hinaus konnte sich der Graf natürlich die große Enttäuschung seiner Gemahlin vorstellen.
Wolfram unterdrückte ein Gähnen, als er vom Pferd stieg. Ein anstrengender Tag lag bereits hinter ihm, aber auf dem Bankett würde er noch die hohen Herrschaften bedienen müssen. Das erwartete man von ihm.
Gemeinsam mit Ansgar führte er sein Pferd zum Stall.
Unterwegs kamen sie am Gesindehaus vorbei, einem einfachen Fachwerkhaus, in dem auch die Küchenkinder untergebracht waren. Früher hatten sie einfach auf dem Küchenboden schlafen müssen, aber Baronin Margarete, die sehr gerührt von dem Schicksal der Waisen war, hatte so lange auf ihren Mann eingeredet, bis dieser eingewilligt hatte, ein Haus für sie zu bauen.
Dort traf er Maria. Er blieb stehen, während sie auf ihn zukam. Kaspar war bei ihr und wedelte mit dem Schwanz.
Wolfram gab dem Mädchen die Zügel des Pferdes in die Hand und begrüßte den Streuner.
“Na, wie geht’s ihm denn?”, fragte er.
“So gut wie schon lange nicht mehr!”, antwortete Maria. “In der Küche ist so viel übrig, dass es schon fast nicht zu glauben ist! Selbst wir Küchenkinder haben schon Bauchschmerzen von dem vielen Essen! Und für den Hund bleibt natürlich auch noch genug!”
“Kein
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