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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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beiden gelauscht. Zumindest hätte sie sich sofort wieder zurückgezogen, wenn zwischen den beiden etwas geschehen wäre, das nicht für die Augen Dritter gedacht war. Doch wie die Dinge standen, hatte ihr Bruder wohl noch eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, bis es dazu kam. Es war für Adelina zwar offensichtlich, dass es nicht Abneigung war, die Mira veranlasste, sich gegen den Gedanken einer Verbindung mit Tilmann zu sträuben. Als Frau hatte Adelina Miras Reaktionen deutlich wahrgenommen und bestimmt auch richtig interpretiert. Doch etwas hielt Mira zurück, eine deutlich sichtbare Furcht. Wovor, das vermochte Adelina beim besten Willen nicht zu sagen.
    Zwar gab es durchaus Mädchen und junge Frauen, dich sich grundsätzlich vor der Ehe – oder vielmehr vor den Pflichten einer Ehefrau – ängstigten, aber Mira zählte sicher nicht zu dieser Sorte Jungfern. Dazu war sie zu temperamentvoll, abgesehen davon, dass sie von Tilmann in dieser Hinsicht nichts Schlimmes zu befürchten hatte. Er mochte ein harter, jähzorniger Mann sein, doch Frauen gegenüber verhielt er sich respektvoll und durchaus ritterlich, obgleich er diesem Stand nicht angehörte.
    Adelina unterdrückte ein Schmunzeln, als sie darüber nachdachte, dass Tilmann gewiss ein angenehmer Ehegespons war, zumindest wenn es um jene ehelichen Pflichten ging. Eine Augenweide war er darüber hinaus auch mit seinem schlanken, muskulösen Körper. Was sein aufbrausendes Gemüt anging, so war Mira zwar nicht unbedingt eine Frau, die darauf ausgleichend zu wirken vermochte, andererseits war sie jedoch willensstark genug, um es mit ihm auszuhalten. Wenn sie ihn denn wollte. Ja, vielleicht war es wirklich angebracht, überlegte Adelina, sich bald einmal unter vier Augen mit Mira zu unterhalten.
    Zunächst galt es jedoch, das Naheliegende zu tun. Sie ergriff den Korb mit den Lebensmitteln und stieg hinab in die Unterwelt.

    «Ich danke Euch, Frau Adelina.» Mit leuchtenden Augen nahm Clara die Schüssel mit dem Hirsebrei entgegen. «Ihr seid so gut zu mir. Ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe.»
    «Hier, nimm auch noch von der Dickmilch. Ich habe sie mit Honig gesüßt.» Adelina reichte ihr den Krug und sah zu, wie das Mädchen zu essen begann. Dann wandte sie sich an Ludmilla, die seitlich neben Clara auf einem Stapel alter Kleider saß und gerade dabei war, Kräuter in einem Mörser zu Brei zu zerstoßen.
    «Hast du schon mit Clara gesprochen? Ich meine, wegen der Möglichkeit, dass sie eine Zeitlang bei dir wohnt.»
    «Aber sicher!» Die weise Frau nickte lächelnd. «Das ist alles schon abgesprochen. Clara kommt zu mir und hilft mir eine Weile, bis wir wissen, wie es mir ihr weitergehen soll.»
    Das Mädchen ließ den Löffel sinken. «Wir müssen abwarten, ob Vater mich vielleicht doch noch suchen kommt. Er ist zwar noch nie nach Köln gefahren, aber ich will auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass er mich findet.»
    «Wie lange bist du denn schon fort?», wollte Adelina wissen.
    Clara rechnete nach. «Fast drei Monate.»
    Ludmilla stieß ein Schnauben aus. «Dann glaube ich nicht, dass jetzt noch jemand nach dir sucht. Die werden annehmen, du bist irgendwo unter die Räder geraten. Lassen wir sie in dem Glauben. Abgesehen davon liegt meine Hütte so abgelegen – da kommt kaum einmal jemand hin. Außer natürlich, man benötigt meine Hilfe.» In den letzten Worten schwang unterschwelliger Spott mit. «Wenn du willst, kann ich dir einiges beibringen. Und falls du dich gelehrig anstellst, könntest du später einmal dein Geld als Hebamme verdienen.»
    «Als Hebamme?» Clara machte große Augen.
    «Aber ja, nicht der schlechteste Beruf», bestätigte Ludmilla. «Wenn erst einmal Gras über deine Vergangenheit gewachsen ist, kannst du vielleicht sogar beim Stadtrat eine Lizenz einholen. Ich habe darauf nie viel Wert gelegt, aber bei mir ist das auch etwas anderes. Als ich in deinem Alter war, musste ich mich vor weit schlimmeren Jägern fürchten als einem Stiefvater und einem Hurenwirt.»
    «Wie das?» Inzwischen schien Clara den Hirsebrei völlig vergessen zu haben. Gespannt blickte sie zu der alten Frau.
    Ludmilla lachte krächzend. «Mädchen, hat man dir noch nicht erzählt, dass ich eine entflohene Nonne bin?» Sie winkte ab. «Aber lassen wir das. Diese Geschichte liegt schon ewig hinter mir. Heute kräht kein Hahn mehr danach. Nun ja, abgesehen vielleicht von meinem herzlieben Bruder Thomasius, doch der befindet sich derzeit mit dem

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