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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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rechnen.

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    27. KAPITEL
    E s tut mir leid, Mutter. Ich hätte sie nicht allein lassen sollen.» Griet kämpfte sichtlich mit den Tränen.
    Adelina lief unruhig in der Küche auf und ab. Es war mittlerweile Abend geworden. Die Vesperglocke von Groß St. Martin hatte bereits vor einer guten Stunde geläutet. Jupp und Neklas waren am Nachmittag noch einmal zum Waidmarkt gegangen und hatten danach das Haus von Evert Palm aufgesucht, diesen jedoch nicht angetroffen. Seither warteten sie auf ein Lebenszeichen von Mira. Tilmann hatte einige Minuten zuvor den Raum verlassen und tauchte nun wieder in der Küchentür auf. Er trug seinen Schwertgürtel und einen von Neklas’ Mänteln.
    Adelina hob überrascht den Kopf und musterte ihn. «Was hast du vor?»
    «Was schon?», antwortete er gereizt. «Ich mache mich auf die Suche nach dem verflixten Weib. Sollte Harro ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben, dann gnade ihm Gott.»
    «Aber Tilmann, du kannst doch nicht einfach hinausgehen! Was, wenn man dich erkennt und fasst?»
    Er warf ihr einen kühlen Blick zu. «Das sollen sie erst einmal versuchen.»
    «Du bist noch nicht wieder auf der Höhe. Außerdem stürmt und schneit es wie verrückt.»
    «Soll ich Mira vielleicht ihrem Schicksal überlassen?», entgegnete er wütend.
    «Nein, aber … Geh wenigstens zusammen mit Jupp und Neklas.»
    «Sie sind bereits dabei, die Pferde zu satteln», erklärte er. «Zum Glück hat Neklas daran gedacht, heute Nachmittag bei meinem Haus vorbeizugehen und mein Pferd herzuholen. Beritten kommen wir etwas schneller voran.»
    «Aber wo wollt ihr denn suchen?», fragte Griet mit zitternder Stimme. Sie war noch immer ganz blass, Adelina sah ihr die Angst um die geliebte Freundin überdeutlich an. Sie konnte diese Furcht nur allzu gut nachempfinden. Mira war nun schon so lange fort, dass man annehmen musste, ihr sei etwas zugestoßen. Adelina hatte die vergangenen Stunden fast unablässig zur Muttergottes und zu den Heiligen gebetet.
    In diesem Moment tauchte Neklas im Türrahmen auf. Offenbar hatte er Griets Frage vernommen, denn er antwortete an Tilmanns Stelle: «Wir reiten noch einmal zu Palms Haus. Irgendwann muss er ja wiederauftauchen. Wenn er etwas mit Miras Verschwinden zu tun hat, werden wir es von ihm erfahren.»
    Adelina sah einen ähnlich entschlossenen Ausdruck wie bei Tilmann in der Miene ihres Mannes. Sie nickte ihm zu.
    «Viel Glück», murmelte sie.
    «Wir werden ihn schon zum Reden bringen», fügte Tilmann an und berührte sie kurz an der Schulter. «Los», forderte er anschließend Neklas auf. «Wir haben keine Zeit zu verlieren.»

    Verzweifelt zerrte Mira an den Fesseln, mit denen Harro ihr die Hände auf dem Rücken verschnürt hatte. Der Knebel in ihrem Mund würgte sie und hatte sämtliche Feuchtigkeit aufgesogen. Ihr Hals kratzte fürchterlich. Sie lag auf dem eiskalten Steinboden eines winzigen Kellerraumes. Ein muffiger Geruch hing in der Luft.
    Es war stockfinster um sie herum. Lediglich als Harro sie hierhergebracht hatte, war es ihr möglich gewesen, sich kurz umzusehen und zu erkennen, dass der Raum bis auf ein leeres Regal vollkommen kahl war.
    Wie viel Zeit verstrichen war, wusste sie nicht genau, aber es mussten bereits mehrere Stunden sein. Sie war hungrig und durstig, von der Angst, die sie wie in Wellen immer wieder erfasste, ganz zu schweigen. Was würden Harro und seine Helfer mit ihr anstellen? Es wunderte sie ein wenig, dass er sie nicht gleich umgebracht hatte. Skrupel waren dafür sicher nicht der Grund, denn er hatte wahrscheinlich schon mehr als einen Menschen getötet. Wozu also hielten er und seine Spießgesellen sie hier gefangen?
    Sie wusste, sie hätte vorsichtiger sein müssen. Wenn Greverode davon erfuhr, würde er vermutlich sehr wütend werden. Und Adelina und ihre Familie würden sich furchtbare Sorgen machen. Gewiss suchten sie bereits nach ihr, doch wie sollten sie sie hier finden? Kein Mensch wusste, dass sie sich in einer Gerberei am Filzengraben befand. Dieser Gedanke ließ erneut einen Anflug von Panik in ihr aufsteigen. Ihr Herz klopfte schmerzhaft in ihrer Brust. War sie zu weit gegangen?
    Sie hatte nur einen Gedanken im Kopf gehabt: die Personen, die wohl für den Mord an Clais van Dalen verantwortlich waren, nicht mehr aus den Augen zu lassen. Sie wollte alles dafür tun, dass Greverodes Unschuld bewiesen wurde. Nicht nur, weil sie ihn liebte, sondern auch, weil sie es nicht ertragen konnte, dass Adelina und

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