Verschwörung im Zeughaus
an.
Adelina nickte. «Das wäre sehr freundlich von Euch.»
«Harro war einst bei der Familie Overstolz angestellt?» Tilmann blickte Adelina überrascht an, als diese ihm wenig später von ihren neuen Erkenntnissen berichtete. «Das wusste ich nicht. Wie lange ist das her? Zehn Jahre? Damals kannte ich Clais noch nicht. Und wer achtet schon auf das Gesinde, wenn er verkuppelt werden soll?» Er hob die Schultern. «Ich erinnere mich jedenfalls nicht daran.»
«Aber hältst du das für einen Zufall?» Adelina ging unruhig in dem Kellergewölbe auf und ab. Neklas, der inzwischen auch wieder zurück war, saß auf dem Rand von Tilmanns Bettstatt und rieb sich nachdenklich das Kinn.
«Es könnte durchaus ein Zufall sein, Adelina. Aber wenn wir davon ausgehen, dass es das nicht ist – was würde es bedeuten? Glaubst du, Overstolz könnte über das ehemalige Gesinde doch in die Verschwörung verwickelt sein? Das klingt sehr weit hergeholt.»
«Tatsache ist aber, dass Harro Magda überfallen und uns damit bedroht hat», entgegnete Adelina. «Und seine Schwester Dora wurde dabei beobachtet, wie sie Arzneien und Wundverbände zu van Dalens Anwesen brachte.»
«Man hat dort nichts gefunden, schon gar keinen Verwundeten», gab Neklas zu bedenken.
«Vielleicht nicht, aber es könnte doch sein, dass sie die Sachen nur versteckt und später zu ihrem Bestimmungsort gebracht hat.»
«Der sich wo befinden soll?», fragte Tilmann skeptisch.
«Das weiß ich nicht. Aber möglich wäre es. Überlegt doch mal! Vielleicht hat sich Evert Palm der Hilfe Harros und dessen Schwester bedient, um seine Pläne auszuführen. Bestimmt wusste er genau, dass die beiden früher im Haushalt der Familie seiner Frau gearbeitet haben.»
«Aber weshalb sollten ausgerechnet sie ihm helfen?», hakte Neklas nach. «Sie gelten beide als treue, ergebene Bedienstete der van Dalens. Was hätte Evert Palm überhaupt mit ihnen zu schaffen gehabt?»
Adelina tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen. Plötzlich hob sie den Kopf. Ihr war ein aberwitziger Gedanke gekommen. «Was, wenn nicht Palm die beiden dazu angestiftet hat, sondern seine Frau?»
Tilmann und Neklas starrten sie verblüfft an.
«Beede?» Tilmann schüttelte den Kopf. «Warum sollte sie das tun? Ich halte sie für viel zu einfältig, als dass sie auf eine solche Idee kommen könnte.»
«Sie mag einfältig sein, aber vielleicht hat sie sich die alten Bande zunutze gemacht, um ihren Gemahl in seinen Plänen zu unterstützen?»
Die drei sahen einander für einen langen Moment an. Dann erhob sich Neklas abrupt. «Wir sollten umgehend den Rentmeister und den Gewaltrichter informieren.»
Ehe sie den Keller verlassen konnten, hörten sie von oben Türenknallen, hastige Schritte und dann Griets aufgeregte Stimme.
«Mutter? Vater? Wo seid ihr? Hauptmann Greverode? Kommt schnell, wir haben etwas entdeckt!»
So leise wie nur möglich schlich sich Mira an das Fenster des alten, einstöckigen Wohnhauses im Filzengraben heran. Ihr Herz klopfte unstet vor Aufregung über ihre Entdeckung. Gemeinsam mit Griet war sie dem Knecht und der Magd bis zu einem Haus am Waidmarkt gefolgt. Zunächst war nichts Besonderes geschehen, doch dann war Beede Palm in einer Sänfte vor dem Haus eingetroffen. Durch ein undichtes Fenster hatten sie belauschen können, was die drei miteinander besprachen. Bei dem dunkelhaarigen Mann handelte es sich tatsächlich um Harro, und Dora war offenbar seine Schwester. Beede hatte die beiden nach einem weiteren Mann namens Hein gefragt, und Griet und Mira hatten schnell begriffen, dass es sich dabei um den verschollenen Angreifer aus dem Zeughaus handeln musste. Was Beede Palm genau mit den Verschwörern zu tun hatte, war den beiden jungen Frauen nicht klar, doch Mira hatte Griet gebeten, so schnell wie nur möglich nach Hause zu laufen und Greverode, Adelina und Neklas zu verständigen.
Zunächst hatte sich Griet geweigert, Mira allein zurückzulassen, hatte schließlich jedoch eingesehen, dass es besser war, wenn sie sich trennten. Mira wollte versuchen, von ihrem Beobachtungs- und Horchposten aus noch weitere Informationen zu sammeln.
Kaum war Griet jedoch fort gewesen, als sich Beede verabschiedete. Auch Harro und Dora waren aufgebrochen. Mira hatte sich entschieden, den beiden zu folgen, weil sie davon ausging, dass es leichter sein würde, Beede ausfindig zu machen als diese beiden. Bis in den unteren Filzengraben war sie ihnen gefolgt, wo sie nun in
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