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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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den Ihren durch diese Vorfälle Leid zugefügt wurde.
    Lange Zeit hatte sie sich gegen ihr neues Leben bei der Familie Burka und als Lehrling in Adelinas Apotheke gesträubt. Wie oft sie sich über ihr schweres Los beschwert, wie häufig sie beleidigte Tiraden über ihre unstandesgemäße Unterbringung verbreitet hatte – sie mochte gar nicht darüber nachdenken. Irgendwann hatte sie jedoch erkannt, dass ihr das Apothekerhandwerk lag, dass sie Freude an den komplizierten Rezepturen hatte und darüber hinaus ein Talent für das Zusammenstellen von Duftessenzen, Konfekt und Marzipan besaß. Sie hatte hart für ihre Gesellenprüfung gearbeitet und träumte insgeheim davon, einmal als Meisterin eine eigene Apotheke zu führen. Oder vielleicht erst einmal einen eigenen Verkaufsplatz in Adelinas Apotheke zu haben, wo sie ausschließlich Essenzen, Duftöle, Ambrakugeln und eben Marzipan verkaufen konnte. Schon jetzt hatten sie einige gutbetuchte Kunden für diese Dinge, aber auch einige Klöster bestellten regelmäßig bei ihnen. Mit ein wenig Geduld und Anstrengung wäre es vielleicht sogar möglich, die in Köln ansässigen Adelshäuser anzulocken.
    Mira schluckte krampfhaft und hustete, weil ihre Kehle so ausgetrocknet war. Ihre Augen begannen zu brennen, und sie spürte heiße Tränen aufsteigen. Was, wenn Harro es sich anders überlegte? Wenn er im nächsten Augenblick herunterkäme und sie tötete? Sie wollte nicht sterben! Nicht jetzt und nicht so.
    Das Gespräch mit Griet kam ihr in den Sinn. Die Freundin war zu Recht entsetzt gewesen über Miras Entschluss, Dietmar zu heiraten. Mira wusste selbst, dass sie das vermutlich gar nicht fertigbringen würde. Nicht, weil sie Dietmar nicht mochte. Er war ein liebenswerter junger Mann. Klug, aber auch leicht beeinflussbar. Mira schämte sich zutiefst, wenn sie daran dachte, wie sie ihn mit bedeutsamen Augenaufschlägen, süßen Worten und verschämten Berührungen dazu gebracht hatte, mit ihr das Lager zu teilen. Sie hatte sich eingeredet, in ihn verliebt zu sein, und sie hatte gewusst, dass er ehrenwert genug war, über ihr kleines Abenteuer zu schweigen. Sie hatte sogar damit gerechnet, dass er ihr die Ehe antragen würde. Was sie nicht einkalkuliert hatte, waren ihre eigenen Gefühle, die sie daran hinderten, seinen Antrag anzunehmen. Sie hatte Dietmar gern, ohne Frage, und das war mehr, als sich viele Frauen ihres Standes und in ihrer Situation jemals für eine Ehe erhoffen konnten. Da Dietmar ein Mensch war, der sich leicht lenken ließ, würde sie ihn bestimmt auch dazu bringen können, ihr zu erlauben, das Apothekerhandwerk weiterhin auszuüben und vielleicht sogar die Meisterwürde zu erlangen.
    Als sie ihn nach der langen Zeit wieder aufgesucht hatte, war seine Freude überdeutlich gewesen. Mira war sich nicht sicher, ob er sie wirklich liebte oder sich das nur einredete, doch in jedem Fall wusste sie, dass sie ihm nur ein winziges Zeichen würde geben müssen, damit er sie in spätestens sechs Wochen vor die Kirchenpforte führte. Weil es sich so gehörte. Er hatte, das spürte sie genau, über seine Zuneigung zu ihr hinaus ein schlechtes Gewissen, weil er ihr ohne die kirchlichen Sakramente beigelegen hatte. Dass er so ein grundanständiger Mann war, hatte sie ausgenutzt, ohne zu begreifen, dass sie damit Gefahr lief, ihr Lebensglück zu zerstören. Seit Mira dieser unnahbare, jähzornige und häufig missbilligende Hauptmann der Stadtsoldaten zum ersten Mal begegnet war, hatte kein anderer Mann mehr einen Platz in ihrem Herzen gefunden, und alles Wehren, alles Leugnen, all die Frechheiten und Streitereien hatten daran nichts ändern können.
    Griets Optimismus, was Greverodes Einstellung zu ihrem Fehltritt anging, wagte sie nicht zu teilen. Ob sie ihn mit ihrem Geständnis verletzt hatte, konnte sie nicht sagen, doch mit Sicherheit hatte sie seinem Stolz und seiner Mannesehre einen schweren Schlag versetzt. Die Tugend einer adeligen Jungfer war ein hohes Gut, das höchste, wenn es darum ging, einen Mann dazu zu bewegen, ein Heiratsversprechen zu geben.
    Sie wagte gar nicht darüber nachzudenken, was ihr Stiefvater tun würde, wenn er erfuhr, dass sie nicht mehr unberührt war. Gewiss hatte sie damals in ihrer Blindheit einzig darauf vertraut, dass er sie auf diese Weise nicht mit einem beliebigen seiner unerträglichen Freunde verkuppeln konnte. Sie hatte sich eingeredet, dass jede Strafe seinerseits – auch schlimmste körperliche Züchtigung – leichter zu

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