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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hat. An der Aufklärung kann auch Tilmanns Knechten nur gelegen sein.» Zügig überquerten sie den Marktplatz, auf dem die ersten Heu- und Kornhändler ihre Verkaufsstände zu bestücken begannen. Offenbar war das Korntor bereits geöffnet, denn auch einige andere Handwerker und Kaufleute schoben ihre hoch mit Lederwaren, Stoffen und Käse beladenen Karren herbei. Auch Salz wurde hier feilgeboten und von bewaffneten Knechten argwöhnisch bewacht.
    Adelina hatte keinen Blick für die Waren übrig, die nach und nach auf den Verkaufsschragen ausgebreitet wurden. Sie steuerte zielstrebig auf das Anwesen ihres Bruders zu. Er besaß ein zweigeschossiges Wohnhaus mit zwei Nebengebäuden, von denen eines als Pferdestall diente. Das andere war eine große Remise, in der neben einem kleinen Wagen auch die Ausrüstung der Männer aufbewahrt wurde, die zu seinen Gleven gehörten. Tilmann stellte der Stadt zwei Trupps mit je fünf bewaffneten Soldaten, von denen jeweils zwei – er selbst eingeschlossen – beritten waren. Eine Gleve dieser Größenordnung hatte bereits ausgereicht, um ihn zum Hauptmann der Stadt zu machen, die zweite war erst vor etwa zwei Jahren hinzugekommen. Dass er über genügend Besitz und Geld verfügte, um der Stadt Köln mit so vielen Soldaten zu dienen, hatte ihm im Hinblick auf seine ehrgeizigen Pläne, in den Rängen des städtischen Heeres aufzusteigen, einen Vorteil verschafft. Clais van Dalen war der Einzige gewesen, der ihm an Männern und Ausrüstung fast gleichgestellt war. Auch er hatte über zwei Gleven verfügt, jedoch mit nur je vier Männern und insgesamt zwei Pferden. Zum Ausgleich konnte er allerdings seine Abstammung aus einem alten Patriziergeschlecht in die Waagschale werfen, und es gereichte ihm natürlich zum Vorteil, dass jenes Patriziergeschlecht vor einigen Jahren nicht offen an den Querelen um die neue Stadtverfassung beteiligt gewesen war. Andere hohe Familien hatten ihre führenden Positionen darüber verloren und waren sogar zeitweise oder für immer aus der Stadt verbannt worden.
    Noch bevor Adelina den schmiedeeisernen Klopfer am Haus ihres Bruders betätigen konnte, öffnete sich die Tür, und sie sah sich einem vierschrötigen blonden Kerl mit stechenden grauen Augen und einer halbmondförmigen Narbe auf der linken Wange gegenüber. Seine finstere Miene war offenbar dazu da, Besucher abzuschrecken, doch Adelina beachtete sie nicht. «Guten Morgen. Dürfen wir eintreten?»
    «Der Hauptmann is nich da», schnarrte ihr Gegenüber mit einer Stimme, die klang, als habe man sie mit einem Reibeisen malträtiert.
    «Das weiß ich, Rigo.» Adelina kannte den Waffenknecht, der nicht nur über Tilmanns Haus wachte, wenn dieser abwesend war, sondern auch zu seinem Fußtrupp gehörte. «Wir sind hier, um herauszufinden, was neulich im Zeughaus geschehen ist, und würden gern ein paar Fragen stellen.»
    «Reicht es nich, dass der Vogt uns Löcher ins Hemd gefragt hat?», knurrte Rigo verärgert. «Der Hauptmann hat niemanden umgebracht. Schon gar nich den Clais van Dalen. Ich soll niemanden reinlassen, hat er gesagt, und das tu ich auch nich.»
    «Rigo …» Adelina überlegte, wie sie den loyalen Mann am ehesten überzeugen konnte. Sie hatte für ihren Besuch in Tilmanns Haus eines ihrer besten Kleider angezogen und trug darüber sogar ihren Zunftmantel, der sie als Meisterin und Angehörige der Gaffel Himmelreich auswies. Doch auf Rigo schien das keinerlei Eindruck zu machen.
    «Du weißt, dass ich die leibliche Schwester des Hauptmanns bin und ihm keinen Schaden zufügen will», sagte sie nach einem Moment. «Ich glaube ebenso wenig wie du, dass er etwas Unrechtes getan hat. Aber der Vogt ist davon überzeugt, deshalb müssen wir versuchen, herauszufinden, was sich wirklich zugetragen hat.» Sie senkte die Stimme ein wenig. «Der Hauptmann will, dass ich ihm helfe.»
    Sogleich wurde der Knecht aufmerksam. «Ihr habt mit ihm gesprochen? Geht es ihm gut? Wo hält er sich versteckt?»
    Adelina runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf. «Darauf kann ich dir keine Antwort geben. Lass uns eintreten. Die Angelegenheit ist zu wichtig, als dass wir sie auf der Straße erörtern sollten.»
    Rigo kräuselte misstrauisch die Lippen, trat dann aber beiseite und ließ die zwei Frauen eintreten. Ludowig blieb auf Adelinas Anweisung hin draußen, um die Umgebung im Auge zu behalten.
    Der Waffenknecht führte sie in eine kleine Wohnstube, die von einem rechteckigen Tisch beherrscht

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