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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihm zu widerspenstig. Nix für ungut, Jungfer. Aber gewundert hat uns alle, dass er Euch nich einfach genommen hat. Wäre kein schlechter Schachzug gewesen, und mit ein bisschen Dresche hätt er Euch schon gefügig gemacht.»
    «Wie bitte?» Mira starrte ihn empört an. «Wie kannst du es wagen –»
    «Mira, schweig.» Adelina legte ihrer Gesellin rasch eine Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich an den Knecht. «Hüte deine Zunge, Rigo. Ich dulde es nicht, dass du in solchem Ton mit meiner Gesellin sprichst. Welche Gründe mein Bruder auch gehabt haben mag, von der Ehe abzusehen – du hast kein Recht, Mira zu beleidigen.»
    Rigo zog den Kopf ein wenig ein, hielt ihrem Blick jedoch stand. «Sollte keine Beleidigung sein. Ich sag nur, wie es is, weil ich mich wundere, dass der Hauptmann einen Rückzieher gemacht hat. Sieht ihm so gar nich ähnlich.»
    «Hat er seine selige Gemahlin etwa auch verdroschen?», fragte Mira. Sie war zu Adelinas Verwunderung ein wenig blass geworden.
    «Davon is mir nichts bekannt.» Achselzuckend setzte sich Rigo wieder. «Nein, wenn ich’s recht bedenke, war er immer sehr freundlich zu ihr. Nich dass sie es ihm groß gedankt hätte. Die Frau Heidlind war ein kleines Biest, Gott hab sie selig.» Er bekreuzigte sich flüchtig. «Hat das Geld mit beiden Händen rausgeworfen für Tand und Geschmeide und solchen Weiberkram. Gehorcht hat sie immer, scharwenzelte um ihn rum wie ein verliebtes Hündchen. Aber wenn er nich da war, konnte sie richtig gemein werden. Einmal hat sie die gute Trine mit einem Gürtel geschlagen, weil ihr das Badewasser zu heiß war. Und sie hat gehässig über die Nachbarn geredet. Der Hauptmann hat oft mit ihr geschimpft, auch wenn’s nie was genutzt hat. Ich sag ja, er hätte ihr mal eine ordentliche Abreibung verpassen müssen. Hat er aber nich gemacht. Sagte mal zu mir, dass man Frauen und Tiere nich schlägt, weil sie dann entweder falsch werden oder dran kaputtgehen. Kann man sehen, wie man will.»
    Mira stieß hörbar die Luft aus. «Dann hat ihm seine erste Frau das Leben schwergemacht?»
    «Nein, ich sag doch.» Rigo gestikulierte unbestimmt. «Sie is ihm nach wie ein Hündchen. Mein Herr hier und mein Gebieter da. War ihm in allem zu Willen und gab nie Widerworte. Nur hintenrum war sie eine falsche Schlange.» Er zuckte die Achseln. «Genau wie die Weiber, mit denen sie sich immer getroffen hat. Aber das war dem Hauptmann nur recht, weil das lauter Ehefrauen von Amtmännern und Ratsherren waren. Die Beede Palm zum Beispiel und die Änne Overstolz, aber die is letzten Sommer auch gestorben, nachdem sie sich an einer rostigen Messerklinge geschnitten hatte.»
    «Das ist ja alles schön und gut, aber wir sind nicht hier, um Familiengeschichten auszutauschen», erinnerte Adelina den Mann. «Ich wiederhole noch einmal, dass es der ausdrückliche Wunsch meines Bruders ist, Licht in die Angelegenheit zu bringen und den Mord an Clais van Dalen aufzuklären. Deshalb ist es unerlässlich, dass wir uns seine Korrespondenz ansehen.»
    «Hm, ja. Ich weiß nich …» Unentschlossen wiegte Rigo den Kopf hin und her. «Ihr müsst mir versprechen, dass ich keinen Ärger bekomme. Auf den Zorn meines Herrn kann ich gut verzichten.»
    «Seinen Zorn hast du nicht zu fürchten», versprach Adelina. «Wohl aber seine Dankbarkeit, wenn wir mit deiner Hilfe beweisen können, dass er Clais nicht getötet hat.»
    «Er sagt immer, dass Ihr Eure Nase zu viel in anderer Leute Angelegenheiten steckt.» Rigo senkte den Blick, als sie die Stirn runzelte. «Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr ihm helfen könnt?»
    Sie schob ihren Weinbecher von sich. «Nicht, wenn wir noch länger untätig hier herumsitzen.»

    «Meisterin, wusstet Ihr, dass Euer Bruder Sicherheiten verkauft?» Mira hockte vor einer der beiden eisenbeschlagenen Truhen in dem winzigen Schreibzimmer des Hauptmanns.
    Adelina saß an einem klobigen Schreibpult neben dem schmalen, vergitterten Fensterchen und blätterte durch ein Bündel Briefe, das mit Klammern zusammengehalten wurde. Bei Miras Frage hob sie den Kopf. «Was für Sicherheiten?»
    «Ich weiß nicht genau.» Mit einem Papier, das wie eine Urkunde aussah, trat Mira an das Pult. «Sicherheiten für Warenladungen von Kaufleuten. Das hier ist ein Kontrakt mit Georg Reese. Er hat Hauptmann Greverode einen hohen Betrag gezahlt, um im Gegenzug eine Sicherheit für die von ihm transportierten Tuche zu erhalten. Hier steht, falls die Handelswaren

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